MATTIGHOFEN. Die KTM AG, Teil der Pierer Mobility AG und Europas größter Motorradhersteller, mit Sitz in Mattighofen bereitet aufgrund der finanziellen Herausforderungen einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung vor. Ziel sei es, das Unternehmen zu restrukturieren und den Bestand für die Zukunft zu sichern.

Angesichts des hohen Finanzierungsbedarfs im dreistelligen Millionenbereich und der Schwierigkeiten, rechtzeitig eine Zwischenfinanzierung sicherzustellen, wolle Stefan Pierer, der Vorstand der KTM AG, den Insolvenzantrag am Freitag, 29. November, einreichen. Auch die Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH werden Insolvenz anmelden, alle sonstigen Töchter der KTM-Gruppe seien laut KTM AG nicht betroffen. Das Verfahren ermöglicht es, unter gerichtlicher Aufsicht eigenständig zu sanieren. Innerhalb von 90 Tagen soll mit den Gläubigern ein Sanierungsplan ausgearbeitet werden, der den Fortbestand der KTM AG sichern soll. Zuvor muss das Gericht dem Antrag jedoch noch grünes Licht geben.
Legen Boxenstopp ein
CEO Stefan Pierer, der die Marke KTM seit drei Jahrzehnten zu einem globalen Marktführer aufgebaut hat, sieht diesen Schritt als Chance: „Jetzt legen wir einen Boxenstopp für die Zukunft ein. Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich.“ Mit der Unterstützung von Gottfried Neumeister, der seit September 2024 als Co-CEO im Vorstand tätig ist, setzt die KTM AG auf frischen Wind und erfahrene Führung. Neumeister betont die Bedeutung der Mitarbeiter: „Die Begeisterung unserer Mitarbeiter ist unser wichtigster Wettbewerbsvorteil. Ihre Leidenschaft ist der Grund, warum KTM weltweit als Synonym für Spitzenleistung steht. Wir bauen unsere Motorräder verlässlich und robust für jedes Rennen, für jeden Untergrund. Jetzt geht es darum, die Firma robust zu machen. Robust für die Zukunft. Damit wir uns möglichst schnell wieder auf das konzentrieren, was wir am besten können: die lässigsten Motorräder der Welt zu bauen.“
Zukunft sichern
Die Restrukturierung umfasst tiefgreifende Maßnahmen, die von den Kernaktionären unterstützt werden sollen. Pierer bleibt optimistisch: „Das Ziel ist klar: KTM soll gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen.“ Mit dem Sanierungsverfahren wolle die KTM AG eine solide Basis schaffen, um ihre Erfolgsgeschichte fortzuschreiben und weiterhin Motorräder zu bauen, die weltweit begeistern.
Stimmen aus der Politik
Anlässlich der laufenden Betriebsversammlung bei KTM äußerten sich auch Vertreter der NEOS: Landessprecher Felix Eypeltauer zeigt sich besorgt: „Die aktuelle, kritische Lage bei KTM erschüttert den Wirtschaftsstandort Oberösterreich zutiefst. Wenn selbst ein weltweit renommiertes Unternehmen wie KTM, das für Innovations- und Exportkraft steht, in derart massive Schwierigkeiten gerät, ist das ein Alarmsignal für die gesamte österreichische Wirtschaft. Bürokratische Hürden und der mangelnde politische Wille zur Veränderung der vergangenen Jahre und Jahrzehnte bremsen Unternehmen aus, statt sie zu stärken. Es braucht jetzt mutige Reformen und entschlossenen Bürokratieabbau, um endlich den Turbo zu zünden.“
Nationalratsabgeordneter Markus Hofer ergänzt: „Der Standort Österreich hat über einen längeren Zeitraum an Attraktivität verloren. In den letzten beiden Jahren in einer bedrohlichen Geschwindigkeit. Die über Jahre hinweg deutlich über dem europäischen Durchschnitt liegende Inflation und die dadurch bedingten hohen Kollektivvertragsabschlüsse haben Österreich aus dem Markt gepreist. Ohne entschlossene Reformen droht der endgültige Verlust unserer Wettbewerbsfähigkeit.“
Der SPÖ OÖ-Landesgeschäftsführer Florian Koppler fordert KTM-Chef Stefan Pierer dazu auf, klarzustellen, wie er trotz der aktuellen Insolvenz die Beschäftigten von KTM schützen will. „Herr Pierer erklärt gerne anderen, was sie zu tun oder zu lassen haben. Jetzt muss aber er erklären, wie er die Beschäftigten schadlos halten will“, so der SPÖ-Vertreter. „Denn es kann nicht sein, dass Herr Pierer von staatlicher Unterstützung profitiert, wenn die Geschäfte schlecht laufen, aber sich in guten Zeiten als Privatunternehmer präsentiert, der die Gewinne alleine einstreicht“, kritisiert der SPÖ-Landesgeschäftsführer weiter.
Ein zusätzlicher Aspekt seien hier auch die Corona-Förderungen, die großzügig auch von Pierer in Anspruch genommen wurden, aber letztlich von der Allgemeinheit finanziert wurden. Zusätzlich weise Koppler auf Pierers hinterfragenswürdige Rolle als großzügiger ÖVP-Spender unter Sebastian Kurz hin, heißt es in einer Presseaussendung der SPÖ. „Wenn Herr Pierer eine bestimmte Art von Politik finanziell unterstützt, darf die Öffentlichkeit jetzt auch erwarten, dass er auch Verantwortung für seine Beschäftigten und die Allgemeinheit übernimmt“, betont Koppler.
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