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Leserartikel Wolfgang Simlinger, 02.02.2024 07:31

ENNS. Immer mehr Fahrgäste nutzen die Bahn als Alternative zum Auto. Während die Bahnhöfe Asten und St. Valentin einen barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen ermöglichen, sind in Enns die Bahnsteige 2 und 3 nur über Stufen erreichbar. Bis 2026 soll hier Abhilfe geschaffen werden und die Bahnsteige mit einem Aufzug erschlossen werden.

Solche Bilder sollen es ab 2026 der Vergangenheit angehören (Foto: Wolfgang Simlinger)
  1 / 4   Solche Bilder sollen es ab 2026 der Vergangenheit angehören (Foto: Wolfgang Simlinger)

„Ich kann es kaum glauben, dass die unendliche Geschichte ein Ende nimmt. Seit Jahren kämpfen wir für einen barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen“, erklärt der ehemalige Bundesrat Gottfried Kneifel, der jahrelang im Seniorenbeirat für die Umsetzung der Maßnahmen eintrat. „Allein die demografische Entwicklung zeigt uns, dass Barrierefreiheit immer wichtiger wird und Normalität sein sollte.“ Nicht nur Menschen mit Mobilitätseinschränkungen profitieren von einfach zugänglichen Bahnsteigen. Ein barrierefreier Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln bietet Vorteile für alle Reisenden. Am Ennser Bahnhof gibt es eine Unterführung, die mit einer Rampe erschlossen ist, die Bahnsteige für die Züge in Richtung Linz sind aber nur über eine steile Treppe erreichbar. Eltern mit Kinderwagen, Reisende mit Gepäck oder Fahrrädern haben immer wieder Probleme, die steilen Stufen zu den Bahnsteigen zu bewältigen.

Anstieg der Passagierzahlen

Waren es vor einigen Jahren noch ungefähr 1.000 Fahrgäste, die den Bahnhof Enns täglich benutzten, so ist die Zahl der Fahrgäste bereits massiv angestiegen und wird in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Vor allem für die Fahrt nach Linz nutzen immer mehr Ennser die ÖBB als Alternative zum Auto. Aktuell beträgt die Fahrzeit mit der Bahn von Enns nach Linz 12 bis 17 Minuten, während der Stoßzeiten fahren bis zu drei Züge in der Stunde. Seit der Einführung des Klimatickets hat sich die Attraktivität noch einmal erhöht, da die Fahrgäste problemlos auf andere Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs umsteigen können, ohne erneut einen Fahrschein zu kaufen. In sozialen Netzwerken wird die Nachricht über die Modernisierung mit Freude angenommen, es gibt aber auch Kritik: Der Bahnhofsbereich wirkt an einigen Stellen ungepflegt. Der Parkplatz ist abends ein beliebter Treffpunkt von „Benzinbrüdern“, die hier größere Mengen an Müll hinterlassen. Vermüllung und Vandalismus ziehen sich auch bis in den Bahnhofsbereich und in die Unterführung. Zudem ist die neu gestaltete Fahrradabstellanlage aufgrund der gestiegenen Fahrgastzahlen in den Sommermonaten oft überlastet und wird regelmäßig durch kaputte Fahrräder und falsch abgestellte Mopeds blockiert.

Investitionen in Infrastruktur

Aktuell stehen den Bahnreisenden 440 barrierefreie Stationen zur Verfügung, womit 86 Prozent aller Reisenden erreicht werden. Ziel der ÖBB ist, dass Ende 2027 für über 90 Prozent aller Kundinnen und Kunden barrierefreie Bahnhöfe und Haltestellen zur Verfügung stehen. Aufgrund begrenzter finanzieller Mittel werden Maßnahmen dort getätigt, wo sie den größtmöglichen Kundennutzen stiften. Die ÖBB konzentrieren ihre Investitionen daher auf stark frequentierte Verkehrsstationen, Taktknoten und Verkehrsstationen mit hohem Umsteigeaufkommen zwischen Bahn und anderen Verkehrsmitteln sowie Projekte, die im Zuge gesamtheitlicher Attraktivierungen von Eisenbahnstrecken initiiert werden. Im Jahr 2024 finden österreichweit an rund 50 Bahnhöfen umfangreiche Maßnahmen, wie zum Beispiel Herstellung der Barrierefreiheit und Modernisierungen, statt. Für den Bahnhof Enns ist eine Herstellung der Barrierefreiheit bis spätestens 2026 vorgesehen. Die Ausbauplanung für den Aufzug zu den Bahnsteigen 2 und 3 läuft bereits. „Es freut mich, dass nun Bewegung in diese wichtige Angelegenheit gekommen ist. Für die Bevölkerung ist ein barrierefreier Bahnhof unheimlich wichtig, um den Leuten den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr zu erleichtern. Ich hoffe, dass auch der zugesagte Ausbau des Knotenpunkts mit den regionalen Buslinien am Bahnhof Enns zeitnahe realisiert wird“, zeigt sich Bürgermeister Christian Deleja-Hotko von der SPÖ über die Entscheidung erfreut.

Enttäuschung in Ernsthofen

Enttäuscht zeigt sich der Ernsthofener Bürgermeister Karl Huber von der ÖVP. Aufgrund des vergleichsweise geringen Verkehrsaufkommens sind am Bahnhof Ernsthofen derzeit keine Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit vorgesehen. Seitens der ÖBB wird den Fahrgästen ein Umstieg auf die nächstgelegenen barrierefreien Stationen in St. Valentin und Dorf an der Enns empfohlen.


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