"Augmented Reality" im Forsthaus Bodinggraben: Wenn die Gräfin Anna von Lamberg plötzlich neben einem steht
ROSENAU AM HENGSTPASS. „Wie kann Naturvermittlung in Zukunft aussehen?“, diese Frage stellte sich Bundesforste-Mitarbeiterin Karin Oberaigner vor rund zwei Jahren. Viele Recherchestunden, Testläufe und Tonstudio-Besuche später präsentiert sie die „Augmented Reality“-Brillen im historischen Forsthaus Bodinggraben in Rosenau. Durch diese HoloLens2-Brillen wird die Realität um virtuelle Elemente erweitert – und die über 100 Jahre alte Geschichte des Hauses für Besucher erlebbar gemacht.

Sie ist extravagant gekleidet, spricht einen direkt an und erzählt von ihrem Leben und der Geschichte des ehemaligen Jagdschlösschens im Boddinggraben: Dass die Hausherrin und Gräfin Anna von Lamberg nach über 100 Jahren nun plötzlich wieder so lebendig im Forsthaus umherspaziert, ist den HoloLens2-Brillen zu verdanken. Durch die Brillen werden Hologramme – wie jenes der Gräfin – täuschend echt direkt ins Sichtfeld des Brillenträgers projiziert. Was ganz nach Science-Fiction klingt, ist im historischen Forsthaus Bodinggraben nun Realität.
Mit den einstigen Fürsten der Wildnis in die Geschichte eintauchen
„Unser Gedanke war Ungesehenes sichtbar machen“, erzählt Karin Oberaigner und erklärt: „Das Hologramm von Gräfin Anna von Lamberg führt unsere Besucher in einer rund eineinhalbstündigen Tour durch das ehemalige Jagd- und Ferienhaus Bodinggraben und macht die einstigen Fürsten der Wildnis hautnah erlebbar. Vergangenes wird zum Leben erweckt und scheinbar Unsichtbares in der realen Welt sichtbar.“ Im Unterschied zu „Virtual Reality“-Brillen schirmen die „Augmented Reality“-Brillen den Benutzer von der Außenwelt nicht ab, sondern vermischen virtuelle Elemente mit der analogen Welt: Objekte, Grafiken und Texte werden über holografische Linsen in das Blickfeld eingeblendet, – dort, wo sie gebraucht werden. Im Forsthaus Bodinggraben sind das fünf Stationen, wo die Besucher unter anderem von einem sprechenden Hirschkopf über das Leben der Wildtiere informiert und von einem Luchs neugierig gemustert werden. Die rund eineinhalbstündigen Tour ist allerdings keineswegs einseitig: Die HoloLens2-Brillen scannen die eigenen Hände und ermöglichen damit auch das Berühren der virtuellen Welt.
Für dieses innovative Projekt ausgewählt wurde das Forsthaus Bodinggraben aufgrund des historischen Wertes: Die originalen Möbel, der sensible, alte Holzboden und die über 100 Jahre alten Bleistiftnotizen an den Wänden sind wertvolle Zeitzeugen – ein Aufstellen einer Informationstafel würde das geschichtsträchtige Bild trüben. Durch die HoloLens2-Brillen ist ein Ergänzen und Erklären der alten Objekte ganz ohne Eingriff in die historischen Räume möglich.
Hightech-Erlebnis als Grundstein für potenzielle Weiterentwicklungen im Wald der Zukunft
Das Projekt wurde gemeinsam mit einem Team der FH St. Pölten umgesetzt. Die Kosten betrugen etwa 50 Tausend Euro, ein Teil davon wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie von der Austria Wirtschaftsservice GmbH gefördert. Mit diesen beiden „Augmented Reality“-Brillen im Forsthaus Bodinggraben legen die Bundesforste einen Grundstein für potenzielle Weiterentwicklungen im Wald der Zukunft.
Fotos der Präsentation im Forsthaus Bodinggraben gib's hier.
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