Vom Wienerwald in die Hofburg: Naturreitgerten für die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule
WIEN. Die Spanische Hofreitschule und die Österreichischen Bundesforste pflegen eine jahrhundertealte Tradition: Jährlich ernten junge Reiterinnen und Reiter im Wienerwald handverlesene Birkenzweige, um daraus rund 800 Naturreitgerten für die berühmten Lipizzaner zu fertigen.

In einer Welt, die von Technologie und Moderne geprägt ist, bewahren die Spanische Hofreitschule (SRS) und die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) eine besondere Tradition, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Jedes Jahr begeben sich die Nachwuchsreiterinnen und -reiter der Hofreitschule in die tiefen Wälder des Wienerwalds, um junge Birkenzweige zu ernten. Diese handverlesenen Äste werden zu Naturreitgerten verarbeitet, die in der täglichen Arbeit mit den edlen Lipizzanern zum Einsatz kommen.
Die Kunst der Auswahl und Verarbeitung
Die Auswahl der Birkenzweige erfolgt mit großer Sorgfalt. Bevorzugt werden junge Triebe mit einem Durchmesser von ein bis zwei Zentimetern, die gerade gewachsen und wenig verzweigt sind. Diese Eigenschaften verleihen den Gerten die ideale Kombination aus Stabilität und Elastizität, die für die hohen Ansprüche der Spanischen Hofreitschule unerlässlich ist. Nach der Ernte entfernen die Lehrlinge und Bereiteranwärterinnen die Seitentriebe der Zweige. Anschließend werden die Äste gebündelt und über mehrere Monate im Keller der Hofreitschule luftgetrocknet. Kurz vor ihrem Einsatz werden die Reitgerten nochmals in Wasser eingelegt, um ihre Elastizität zu gewährleisten.
Verbindung von Natur und Kunst
Alfred Hudler, Geschäftsführer der Spanischen Hofreitschule, betont die Bedeutung dieser Praxis: „Die Naturreitgerten sind ein Symbol für die Harmonie von Natur und Kunst, die unsere Bereiterinnen und Bereiter mit ihren Lipizzanern perfektionieren.“ Diese gelebte Tradition unterstreicht die tiefe Verbundenheit der Hofreitschule mit der Natur und das Bestreben, historische Praktiken in die Gegenwart zu tragen.
Ein Zeichen der Beständigkeit
In einer Zeit, in der vieles digitalisiert und automatisiert ist, erinnert diese jährliche Zeremonie daran, wie wertvoll handwerkliches Können und die Pflege von Traditionen sind. Sie zeigt, dass wahre Meisterschaft oft in den einfachen, natürlichen Dingen liegt und dass die Verbindung zur Natur ein unverzichtbarer Bestandteil der hohen Reitkunst ist.
So finden die Birkenzweige aus dem Wienerwald ihren Weg in die prächtige Hofburg, wo sie als unverzichtbares Werkzeug in der Ausbildung und Präsentation der weltberühmten Lipizzaner dienen. Eine Tradition, die nicht nur die Vergangenheit ehrt, sondern auch die Gegenwart bereichert und hoffnungsvoll in die Zukunft blickt.
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