Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum mit neuen Vorwürfen konfrontiert
LINZ. (Update) 2023 gab es einen kritischen Prüfbericht des Linzer Kontrollamts, nun sieht sich Brucknerhaus-Intendant und Künstlerischer Vorstand der LIVA Dietmar Kerschbaum erneut mit Vorwürfen konfrontiert. Wie die Wochenzeitung „Falter“ berichtet, soll unter anderem bei Kerschbaums Bestellung 2017 geschoben worden sein. Kerschbaum sieht die im Artikel gezogenen Schlüsse „nicht zutreffend“, die Anschuldigungen würden in einer Aufsichtsratssitzung am Freitag richtiggestellt.
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Kerschbaum soll bereits vor seiner Präsentation vor der Hearing-Kommission Unterlagen erhalten haben, habe laut Falter-Bericht die Fragen vorab gewusst, der Wochenzeitung würden dazu E-Mails vorliegen.
Luger: Whistleblower-Meldung im November 2023
Wie Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), Aufsichtsratsvorsitzender der LIVA, in einer Aussendung mitteilt, sei dazu bereits am 13. November 2023 eine Whistleblower-Meldung bei der LIVA eingegangen, am 30. November 2023 erhielt Klaus Luger als Aufsichtsratsvorsitzender der LIVA diese anonyme Anzeige und konfrontierte den künstlerischen Direktor Dietmar Kerschbaum damit.
„Ich habe unverzüglich nach Erhalt der Whistleblower-Meldung bei einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Die Juristen prüften die Fragestellung, ob ein strafbares Verhalten gesetzt wurde und ob aus gesellschaftsrechtlicher Sicht für den Aufsichtsratsvorsitzenden ein Handlungsbedarf vorliegt. Über dieses Gutachten wird der Aufsichtsrat in der kommenden Sitzung am 15. März 2024 in Kenntnis gesetzt“, betont Bürgermeister Klaus Luger angesichts der Vorwürfe.
Die Sitzung am kommenden Freitag diene auch der ausführlichen Beratung über konkrete weitere Konsequenzen, die es zu ziehen gelte. Luger sichert lückenlose Aufklärung zu.
Im Falter wird aber nicht nur der angebliche Ablauf der Bestellung hervorgehoben – auch werden Kerschbaum fragwürdige „In-sich-Geschäfte“ - er ist Tenor und absolvierte Auftritte im Brucknerhaus - vorgeworfen. Auch Thema am Freitag wird wohl sein, dass im Juni 2023 die Brucknerhaus-Programmplanung an eine internationale Künstleragentur ausgelagert worden sei.
(Update) Kerschbaum: „Gezogene Schlüsse nicht zutreffend“
Dietmar Kerschbaum reagiert auf die Vorwürfe: „Die vom 'Falter' gezogenen Schlüsse zu den im Artikel dargestellten Punkten sind nicht zutreffend. Wie bereits auf der Homepage der Stadt Linz in einer Pressemitteilung veröffentlicht wurde, wird am kommenden Freitag eine Sitzung des Aufsichtsrates der LIVA stattfinden, in der alle Anschuldigungen behandelt werden. Dies ist ganz in meinem Sinne, damit die vorgebrachten Behauptungen richtiggestellt werden“, so der Künstlerischer Vorstandsdirektor und Brucknerhaus-Intendant. Eine weitere Stellungnahme werde erst nach der Aufsichtsratssitzung erfolgen.
Viel Kritik des Kontrollamtes
Schon 2023 sorgte der Bericht des städtischen Kontrollamtes für viel Kritik. Daraus wurden Konsequenzen gezogen und Maßnahmen umgesetzt: Ein kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA wurde installiert, diese ist seit 1. März im Dienst.
„Wir befinden uns seit Vorlage des Kontrollamtsberichtes in der Abarbeitung der Empfehlungen. Und jetzt werden wir auch noch alle neuen Vorwürfe prüfen, bis alles lückenlos aufgeklärt ist. Die daraus resultierenden Konsequenzen werden wir rigoros umsetzen“, versichert Bürgermeister Luger.
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NEOS Linz fordern sofortige Abberufung
Georg Redlhammer, Fraktionsvorsitzender der NEOS Linz und Vorsitzender des Kontrollausschusses, fordert die sofortige Abberufung des künstlerischen Leiters. „Kerschbaum ist nicht mehr tragbar. Ich fordere den Bürgermeister auf, einen Schlussstrich zu ziehen, und den Vertrag von Herrn Kerschbaum mit sofortiger Wirkung aufzulösen. In der LIVA-Vorstandssitzung am Freitag muss gehandelt werden“, so Redlhammer.
Kupf OÖ: „Zweierlei Maß“
Thomas Diesenreiter, Geschäftsführer der Kulturplattform OÖ, sieht „ungeheuerliche Zustände“, „während die freie Szene jeden Euro zweimal umdrehen muss, spielt Geld in der Linzer LIVA scheinbar keine Rolle.“ Die KUPF OÖ werde sich verstärkt dem Thema Linzer Kulturbudget annehmen und dazu auch Gespräche mit der Politik einfordern.
Update: Kulturstadträtin Lang-Mayerhofer fordert volle Transparenz und Aufklärung
Ausgerechnet im Jubiläumsjahr des Komponisten Anton Bruckner hänge der Haussegen gewaltig schief, so Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP). Sie fragt, was seit dem Vorjahr nach der Kritik seitens des Kontrollamtes passiert sei. „Bürgermeister Klaus Luger ist jetzt gefordert, in die LIVA wieder rasch Ruhe zu bringen. Es braucht nun volle Transparenz und eine rasche, umfassende Aufklärung der Vorwürfe“, fordert Lang-Mayerhofer.
Grüne: „Völlige Transparenz nötig“
„Die Anschuldigungen wiegen schwer und müssen vollumfassend aufgeklärt werden. Hier ist völlige Transparenz nötig. Das haben sich nicht nur die Linzer, sondern auch die engagierten Mitarbeiter des Brucknerhauses und der LIVA verdient. Die Ankündigung, dass die Causa am Freitag im Aufsichtsrat diskutiert werden soll, ist daher wichtig und zu begrüßen“, kommentiert Gemeinderat Michael Svoboda von den Grünen.
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