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Jennifer Teege erzählte ihre bewegende Familiengeschichte

Margarete Frühwirth, 18.04.2016 15:02

ST.GEORGEN/GUSEN. Unaufgeregt sachlich, aber dennoch berührend las Jennifer Teege am Donnerstagabend im bis auf den letzten Platz belegten Saal des Johann-Gruber-Pfarrheimes aus ihrem Buch „Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen“.

Jennifer Teege las auf Einladung der Plattform „Johann-Gruber“ und signierte im Anschluss ihr Buch.
  1 / 4   Jennifer Teege las auf Einladung der Plattform „Johann-Gruber“ und signierte im Anschluss ihr Buch.

Mit sieben Jahren wurde sie adoptiert, mit 38 Jahren stöbert sie in der Hamburger Zentralbibliothek und entdeckt zufällig ein Buch mit dem  Titel „Ich muss doch meinen Vater lieben“. Auf dem Umschlag ist das Foto einer Frau zu sehen, die ihr bekannt vorkommt.  Sie stößt auf deren Namen und weitere Daten – es ist ihre leibliche Mutter. Kurz darauf verlässt sie mit dem Buch die Bibliothek. Sie fühlt sich schwach, ihr Leben scheint auf den Kopf gestellt . Unvorbereitet ist sie mit einem Familiengeheimnis konfrontiert: Ihr Großvater war Amon Göth, Kommandant des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Plaszow.

Wahrheit als Befreiung

Jennifer Teege lebt in Hamburg, ist verheiratet und Mutter zweier Söhne. Sie hat als Studentin in Israel gelebt und sich mit dem Holocaust beschäftigt. Plötzlich muss sie erkennen, das ihr leiblicher Großvater jener sadistische, wahllos mordende KZ-Kommandant ist, der spätestens durch das Hollywood-Drama „Schindlers Liste“ als Symbolfigur des Bösen gilt. „Viele Nazis haben sich als Teil eines größeren Systems gesehen und wollten sich damit rechtfertigen. Im Holocaust ist ein Thema verpackt, das uns alle betrifft: Das Böse legt sich nicht über einen Menschen. Es ist die Entscheidung des Einzelnen, wie er sich verhält . Jeder ist verantwortlich für seine Taten“,  sagt Teege. Eines Tages kontaktiert sie ihre leibliche Mutter. Sie setzt sich mit ihrer Adoptionsgeschichte auseinander, sucht die Orte der Vergangenheit auf und empfindet schließlich die Wahrheit als Befreiung. Sie  stellt sich die Frage: „Kann ein Toter immer noch Macht über die Lebenden haben?“ Jahrelang habe sie unter Depressionen gelitten, ohne zu wissen, welche Gründe es dafür gäbe. „Familiengeheimnisse haben eine toxische Wirkung,“ erzählt Teege.


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Andreas Maislinger
Andreas Maislinger
26.01.2021 10:08

Haus der Verantwortung in Braunau am Inn

Bereits vor mehr als zwanzig Jahren hatte sich die Stadt Braunau am Inn klar für das Projekt Haus der Verantwortung ausgesprochen. Die Initiative "Braunau setzt ein Zeichen" hatten alle Braunauer Gemeinderatsfraktionen, Bürgermeister Gerhard Skiba und der Obmann des Vereins für Zeitgeschichte Hofrat Florian Kotanko unterschrieben und anschließend haben sich über tausend Braunauerinnen und Braunauer angeschlossen. Nach dem Auszug der Lebenshilfe aus dem Hitler-Geburtshaus hat es dann sein Nachfolger Bürgermeister Hannes Waidbacher jedoch im Jahr 2011 einfach vergessen und er ist seither davon ausgegangen, dass die Welt einfach vergessen wird, dass Adolf Hitlejr in seiner Stadt geboren wurde. Ohne diese unbegründete Meinungsänderung würde sich die Stadt Braunau am Inn jetzt diese rufschädigende Diskussion ersparen. www.facebook.com/houseofresponsiblitybraunau