Eine Kapelle mit spannender Geschichte in der Amstettner Stadtpfarre
AMSTETTEN. Von einer Totenkapelle über einen Abstellraum bis hin zur neu renovierten Taufkapelle: der kleine Sakralraum neben dem Turm der Pfarrkirche St. Stephan kann eine abwechslungsreiche Geschichte vorweisen.

Durchschnittlich 50 Taufen pro Jahr werden in der Amstettner Pfarre St. Stephan abgehalten – aber kaum eine fand bisher in der pfarreigenen Taufkapelle statt. Das soll sich nun ändern. „Die Taufkapelle war bisher zu dunkel und auch nicht barrierefrei. Wir haben sie nun rundum erneuert, den Boden geputzt und geebnet, den Taufstein samt Aufsatz gereinigt und die Heizung, die Beleuchtung sowie die Zugangstür erneuert“, erklärt Pfarrer Peter Bösendorfer und verweist auf die Besonderheiten der Taufkapelle.
Mittelalterlicher Taufstein
Die Kapelle befindet sich neben dem Turm der Pfarrkirche. Der zwölfseitige Taufstein stammt aus dem 15. Jahrhundert. Der neugotische Aufsatz aus dem Jahr 1892 beherbergt eine Darstellung des „Sonntagberger Gnadenstuhls“, der heiligen Dreifaltigkeit. Die Halbreliefs zeigen biblische Szenen, nämlich die Taufe Jesu (innen), die Arche Noah und die Errettung am Schilfmeer (außen). Auf die Innenseite der Aufsatzflügel hat der Künstler Ludwig Hase aus Linz zwei biblische Taufen gemalt. Die modernen Glasbetonfenster, von Albert Birkle 1959 geschaffen, stellen die Heilige Dreifaltigkeit (im Norden) und das Lamm Gottes (im Westen) dar. In einer Überdachung an der westlichen Außenseite der Kirche ist das Fresko „Jüngstes Gericht“, das um 1480 entstanden ist, zu sehen.
Ehemals Totenkapelle
Die Freskenspuren im Kapellen-inneren an Wänden und Decke aus der Zeit um 1480 lassen Darstellungen der Evangeliensymbole, des Jüngsten Gerichts, der armen Seelen im Fegefeuer und Teile der Ursula-Legende erkennen. Die Wandgemälde, die erst bei der großen Renovierung 1955/56 freigelegt wurden, weisen auf die ursprüngliche Verwendung als Totenkapelle hin.“Ursprünglich befand sich der Friedhof gleich neben der Kirche – man brauchte also eine Totenkapelle. Unter Joseph II. musste sich der Friedhof in „schicklicher Entfernung zur Kirche“ befinden. Er wurde also verlegt, die Totenkapelle war somit obsolet“, informiert Pfarrer Bösendorfer.
Kapelle als Abstellraum
In Folge sei eine Decke eingezogen und ein Chor, also ein abgegrenzten Bereich fern vom Hauptaltar, installiert worden. „Die Kapelle selbst verkümmerte zum Abstellraum. Erst zu Beginn der 1950er-Jahre kam die Decke wieder raus, der Taufstein wurde in die Kapelle gestellt, die Fresken, die übermalt waren, wurden wieder freigelegt“, so Pfarrer Bösendorfer.
7000 Euro investiert
Die aktuelle Erneuerung der Kapelle dauerte ein halbes Jahr. „Wir haben insgesamt 7000 Euro investiert und freuen uns sehr auf viele Täuflinge, die in der neuen Taufkapelle das Sakrament der Taufe feierlich empfangen werden“, unterstreicht der Pfarrer. In naher Zukunft sollen Bösendorfer zufolge auch die Fresken in Absprache mit dem Denkmalschutzamt restauriert werden.
Feierliche Eröffnung bei Familienmesse
Die feierliche Eröffnung der erneuerten Taufkapelle geht am ersten Sonntag im Advent im Rahmen einer Familienmesse mit Chormusik und adventlichen Elementen für die ganze Familie über die Bühne.“Wir starten ganz bewusst in den diesjährigen Advent – und noch dazu mit der ab sofort wieder verwendbaren Taufkapelle! Die Freude darüber ist sehr groß“, unterstreicht Pfarrer Peter Bösendorfer. Die Taufkapelle kann übrigens auch abseits der Gottesdienstzeiten besichtigt werden.
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