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Rotes Kreuz: Junge Rettungssanitäter geben spannende Einblicke in ihre Arbeit

Michaela Aichinger, 08.02.2022 16:58

AMSTETTEN. Sie sind tagtäglich für das Wohl unserer Gesellschaft im Einsatz – die freiwilligen Mitarbeiter des Roten Kreuzes. In der Bezirksstelle Amstetten werden laufend Menschen gesucht, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Tips bat zwei junge Rettungssanitäter zum Gespräch.

  1 / 3   Die Rettungssanitäter Carolin Haas und Lukas Lenhardt rufen auf, sich über eine freiwillige Mitarbeit beim Roten Kreuz Amstetten zu informieren. (Foto: mai)

Sinnstiftend – mit diesem kleinen, feinen Wort lässt sich der ehrenamtliche Einsatz von Carolin Haas (23) aus Ardagger und Lukas Lenhardt (20) aus St. Georgen am Ybbsfelde am treffendsten beschreiben. Seit einiger Zeit sind die beiden Mostviertler als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz Amstetten im Einsatz.

„Nah am Ort des Geschehens“

„Ich studiere im neunten Semester Humanmedizin an der MedUni Wien und arbeite im Nebenjob in der Notaufnahme Amstetten. Für den Rettungsdienst habe ich mich schon viele Jahre interessiert. Man ist so nah am ‚Ort des Geschehens‘ – das ist ganz anders als im Krankenhaus“, erklärt Carolin Haas ihre Beweggründe für den Dienst beim Roten Kreuz. Aufgrund des Distance-Learnings habe sie sich mit ihrer besten Freundin im September 2020 dazu entschlossen, die Ausbildung zu beginnen.

Via Zivildienst zum Roten Kreuz

Der Zivildienst wiederum hat Lukas Lenhardt zum Roten Kreuz verschlagen: „Zunächst hatte ich noch Zweifel, ob der Zivildienst beim Roten Kreuz die richtige Wahl für mich ist. Nach neun Monaten habe ich meine Meinung geändert. Seither bin ich mit kleinen Ausnahmen fast wöchentlich im Fahrdienst oder in der Ausbildung.“

„Qualitative Erstversorgung“

Wie man sich den Rettungsdienst vorstellen darf? „Bei uns geht es um die qualitative Erstversorgung in medizinischen Notfällen sowie um den Transport von Patienten zu und von den medizinischen Einrichtungen“, so Lenhardt. Bei Notfällen werde der Patient am Einsatzort untersucht, erste Maßnahmen müssten gesetzt werden. Gegebenenfalls muss dem Notarzt assistiert werden.

Diese Eigenschaften muss man im Rettungswesen mitbringen

Um im Rettungsdienst arbeiten zu können, sei eine Grundvoraussetzung die körperliche Eignung, die ärztlich überprüft werde. „Unbedingt nötig sind auch hohes Verantwortungsbewusstsein, Bereitschaft zu laufenden Weiterbildungen und die Teamfähigkeit, da man nur gemeinsam effektiv Hilfe leisten kann. Weiters muss man in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren – und man braucht Empathie, zugleich aber auch die Fähigkeit, sich nach dem Einsatz emotional zu distanzieren“, verdeutlicht Haas.

„Keine Angst, zu beginnen“

Viele Vorkenntnisse müsse man nicht mitbringen. „Die meisten Kompetenzen erlernt man erst im Laufe der Ausbildung und auch dann im Fahrdienst. Ich würde daher sagen, ‚keine Angst zu beginnen‘ ist auch noch eine gute Eigenschaft“, erklärt Lenhardt. Zu Beginn der 260 Stunden dauernden Ausbildung führe man auch ein Erstgespräch mit Bezirksstellen-Geschäftsführer und Bezirksstellen-Kommandant Herbert Haselsteiner, bei dem die Eignung zum Rettungsdienst festgestellt werde.

„Ausbildungszeit hat mich nachhaltig positiv geprägt“

Die Ausbildung selbst findet zum Teil im Lehrsaal statt, wo die theoretischen Grundlagen via Webinar vermittelt werden. Diese werden dann durch praxisnahe Übungen vertieft. Anschließend geht es in die Praxisphase, in der man als Azubi am Fahrdienst teilnimmt. „Ich blicke gerne zurück auf meine anfängliche Ausbildungszeit, da mich die vielen Eindrücke nachhaltig geprägt haben. Mittlerweile stehe ich selbst vorne im Lehrsaal und leite die zukünftigen Rettungssanitäter bei den Übungen an. Dadurch kann ich meine bisher gesammelte Erfahrung weitergeben“, erklärt Lenhardt.

Aus- und Fortbildungen

Auch Aus- und Fortbildungen werden beim Roten Kreuz großgeschrieben. Haas: „Es gibt das ganze Jahr über tolle Angebote. Hierbei sind vor allem die praxisnahen Übungstage – die ‚Traumadays‘ – zu erwähnen, bei denen in herausfordernden und realitätsnahen Szenarien die Versorgung der Patienten trainiert wird.“

Prägende Einsätze

Wenn die beiden jungen Mostviertler auf ihre bisherige Zeit beim Roten Kreuz zurückblicken, so erinnern sie sich an viele Einsätze: „Sehr prägend und anfänglich belastend war ein Großunfall im letzten Sommer. Ich hatte aber das Glück, mit einem tollen Team vor Ort gewesen zu sein. Auch die Dienststelle hat mir hier großen Rückhalt gegeben. Es gibt aber auch schöne Momente: So wirkte ich bei der Reanimation eines jungen Patienten mit. Nun ist er wieder wohlauf bei seiner Familie. Es ist schön, wenn man am Abend nach Hause geht und weiß, dass da draußen ein Mensch ist, dem man geholfen hat“, berichtet Haas.

Manchmal „wie im Film“

Lenhardt: „Manchmal hat man Momente, die wirklich wie im Film ablaufen. Wo man das Blaulicht tatsächlich vor lauter Regen und Blitzen nicht mehr sieht, der Funk durch das Gewitter ausfällt, der Patient mit einem offenen Unterschenkelbruch total durchnässt auf der Straße liegt. Trotzdem konnten wir den Patienten prompt versorgen und sicher ins Krankenhaus bringen. Aber man ist nicht immer schnell genug im Krankenhaus, sodass ich letztens bei einer Geburt sogar die Nabelschnur durchtrennt habe.“

Corona erschwert einiges

Die Corona-Pandemie macht die Arbeit der Rettungssanitäter nicht gerade leichter. „Die Versorgung leidet manchmal darunter, dass wir unsere Schutzanzüge anziehen müssen, im letzten Peak der Pandemie kein Krankenhaus frei war und wir bangen mussten, ob wir den Patienten ins Krankenhaus bringen dürfen“, verdeutlicht Lenhardt.

Appell: Auf Covid-Infektion hinweisen!

Generell sei aber die Kooperation mit den Krankenhäusern „sehr gut“. „Leider müssen wir uns aber trotzdem des Öfteren einem größeren Infektionsrisiko als nötig aussetzen, weil Patienten zu spät auf Corona-Symptome oder Kontakt mit Covid-Positiven hinweisen. Hier appellieren wir an die Menschen, uns gut zu informieren – zum Wohle aller“, informiert Haas.

... und es geht weiter

Dass die beiden mit Leidenschaft bei der Sache sind, sieht man an ihrem Engagement – auch in Sachen Fortbildung: „Derzeit befinden wir uns beide in der Weiterbildung zum Notfallsanitäter, die viel Neues mit sich bringt. Zusätzlich strebe ich neben meinem Studium an der FH Hagenberg eine Mitarbeit im Bereich der Ausbildung an der Dienststelle und im Bereich des Rettungsdienstes an“, erklärt Lenhardt. Der nächste Schritt seiner Kollegin Carolin Haas ist die Tätigkeit als Notfallsanitäterin. „Ich kann dadurch wertvolle Erfahrungen am Notarztwagen sammeln. Zukünftig möchte ich als Notärztin im Rettungsdienst mitarbeiten“, verrät die junge Frau ihre Pläne.

„Suchen immer freiwillige Mitarbeiter“

„Wir sind in der Bezirksstelle Amstetten gut aufgestellt, suchen aber grundsätzlich immer freiwillige Mitarbeiter, die uns bei der Erfüllung unserer zahlreichen Aufgaben helfen und durch ihre Zeitspende einen wesentlichen Beitrag für das soziale Umfeld der Bevölkerung leisten. Ohne freiwillige Mitarbeiter wäre vieles, was für die Gesellschaft oft selbstverständlich ist, nicht möglich“, lädt Geschäftsführer Herbert Haselsteiner ein, sich über eine Mitarbeit zu informieren.

  • 347 ehrenamtliche Mitarbeiter
  • 21 Zivildiener
  • 8 Mitarbeiter freiwilliges Sozialjahr (7 Damen / 1 Herr)
  • 14 berufliche Mitarbeiter (9 Rettungsdienst / 5 Verwaltung)
  • 28.917 Patienten wurden 2021 vom RK Amstetten transportiert
  • 1.573 Einsätze des Notarzt-Teams Amstetten im Jahr 2021
  • 800.801 gefahrene Kilometer im Jahr 2021 nur im Rettungs- und Krankentransport
  • 115 Teilnehmer bei den Seniorentreffs (coronabedingt wenige Treffs)
  • Betreutes Reisen und Bewegung bis ins Alter sind coronabedingt ausgesetzt
  • 167 Klienten in der Rufhilfe
  • 48 Betreuungseinsätze in der Krisenintervention
  • 137 Dienste Ö3 Kummernummer
  • 51 Ausgaben bei der Team-Österreich-Tafel (rund 57 Tonnen Lebensmittel wurden dabei verteilt)
  • 237 Schulstartpakete wurden in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium ausgeteilt
  • Zusätzlich 8.000 Einsatzstunden im Covid-19-Einsatz geleistet
  • 50.000 Kilometer legten mobile Covid-19-Tester im Jahr 2021 zurück

Interesse an einer Mitarbeit?
Tel. 059144/51000
Mail: amstetten@n.roteskreuz.at
Web: www.roteskreuz.at/niederoesterreich/amstetten/home
Zahlen, Daten, Fakten zum Roten Kreuz Amstetten

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