Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

25 Jahre Bildungsinitiative: Raus aus dem Klassenzimmer und auf zum Bauernhof

Michaela Aichinger, 25.11.2024 19:03

BEZIRK. Seit einem Vierteljahrhundert laden geschulte Bäuerinnen in Österreich Schulklassen und Kindergärten ein, um Kindern und Jugendlichen das Leben und Arbeiten am Bauernhof näherzubringen und den Weg der Lebensmittel zu erforschen. Eine davon ist die Amstettnerin Michaela Pfaffeneder. Tips bat zum Gespräch.

Die Volksschule Allersdorf zu Besuch bei Michaela Pfaffeneder (r.) (Foto: Privat)
  1 / 4   Die Volksschule Allersdorf zu Besuch bei Michaela Pfaffeneder (r.) (Foto: Privat)

Tips: Frau Pfaffeneder, wann und warum haben Sie sich dazu entschieden, an dem Projekt „Schule am Bauernhof“ teilzunehmen?

Michaela Pfaffeneder: 2014/2015 habe ich den Zertifikationslehrgang für „Schule am Bauernhof“ in Sankt Pölten absolviert. Seit Mitte 2015 biete ich diese Bildungsinitiative für Kinder und Jugendliche an und habe dazu fünf Arbeitsprogramme geschrieben. Bisher konnte ich über 40 Gruppen beziehungsweise knapp 800 Kinder bei uns am Hof empfangen. Mir ist es ein Anliegen, jungen Menschen ein realistisches, positives und aktuelles Bild der Landwirtschaft zu vermitteln. Es ist bedeutend, für eine positive Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung zu stehen. Dabei ist die möglichst frühe Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für die vielfältigen Aufgaben der Bauern von zentraler Gewichtung.

Besonders wichtig ist mir, die Bewusstseinsbildung, das Wissen über die Landwirtschaft und die Wertschätzung für die Herkunft der Lebensmittel – und dies bereits bei der jungen Generation – zu fördern. Mit dieser Expertise möchte ich dazu beitragen, dass Kindern die Vielfalt und Bedeutung der heimischen Landwirtschaft nähergebracht wird und sie ein praxisnahes Bild erhalten.

Was erwartet Kinder und Jugendliche bei Ihnen am Hof?

Auf unserem typischen Mostviertler Vierkanthof in der Stadtgemeinde Amstetten können die Kinder und Jugendlichen unseren Erlebnisbauernhof spürbar entdecken. Gemeinsam erkunden wir den Hof, füttern die Tiere und können unsere Kleintiere streicheln. Weiters dürfen unsere Gäste Milchprodukte verkosten und je nach Jahreszeit Obst und Gemüse aus dem eigenen Bauerngarten naschen. Die Kinder können bei uns folgende Programme erleben: „Alles rund um die Milch“, „Selber Butter schütteln“, „Das Bauernhofjahr – Was wächst wann? Was tun wir damit?“, „Mit den Tieren am Bauernhof auf DU und DU“ sowie „Die Lebensmittel-Detektive – Augen auf beim Lebensmittelkauf“. Wir sind eine Schule, die keine Schule ist, wie man sie kennt! Das Schulgebäude ist die freie Natur, das Klassenzimmer der Acker, die Wiese, der Wald und das Stallgebäude. Unsere Lehrenden sind die Pflanzen, die Tiere und wir Menschen, die auf dem Bauernhof leben.

Sie haben die „Lebensmittel-Detektive erwähnt“. Klingt spannend! Was darf man sich darunter vorstellen?

Bei diesem Programm erfahren meine Gäste, wo man das AMA-Gütesiegel findet, was Bio bedeutet, wie lange ein Ei haltbar ist, wer garantiert, dass das Essen aus der Region stammt, oder was das Lebensmitteletikett verrät und was nicht.

Hier kommen die Kinder und Jugendlichen unserem Essen auf die Spur. Meine Besucher lernen aufgrund eines selbst zusammengestellten Einkaufskorbes die verschiedensten Gütesiegel, Inhaltsstoffe beziehungsweise auch Identitätskennzeichnungsmerkmale und dies wird mit einem Quiz spielerisch verfestigt.

Wie ist es mit dem Wissen um die Herkunft von Lebensmitteln bei den Kindern bestellt? Welche Erfahrungen (positiv/negativ) haben Sie hier gemacht?

Ich darf immer wieder erfahren, dass es sehr wichtig ist, den Kinder die Lebensmittel mit allen Sinnen erfassen zu lassen. Kindern macht es Spaß und es hilft ihnen, die kulinarische Welt für sich zu entdecken. Ausprobieren und mitmachen ist ausdrücklich erwünscht! Am schönsten ist es, wenn die Kinder auf Entdeckungstour gehen können. Zum Beispiel bei der Zubereitung der Jause am Bauernhof: frisches, reifes Obst oder Gemüse aus dem Garten holen, waschen, putzen, klein schneiden oder raspeln und dann verzehren!

Was waren Highlights in der Begegnung mit den Kindern?

Die besonderen Erlebnisse sind das Erstaunen, wie groß eigentlich eine Kuh ist, wie viel Wasser eine Kuh pro Tag trinkt, dass man die Tiere streicheln und füttern darf, dass man selber Butter schütteln kann und diese anschließend auf frischem Brot verstreicht und jausnet. Natürlich darf nicht fehlen, dass sich die Kinder auf den Traktor setzen und mal richtig hupen können!

Welche Themen möchten Sie den Kids in Zukunft zusätzlich vermitteln? Was ist im kommenden Jahr geplant?

Ich werde wieder im Frühling, ab Ende April/Anfang Mai, starten. Im kommenden Jahr werde ich eine Zusatzausbildung zum Thema „One Health – systematische Zusammenhänge von Bauernhof & Klima & Gesundheit“ absolvieren. Wie können diese Systeme nachhaltig im Gleichgewicht bleiben oder sogar optimiert werden? Mit diesem Projekt sehe ich eine weitere Chance, die Bewusstseinsbildung für die heimische Land- und Forstwirtschaft zu fördern.

Schule am BauernhofVon den Anfängen an hat sich „Schule am Bauernhof“ zu einer der erfolgreichsten Bildungsinitiativen im landwirtschaftlichen Bereich entwickelt. Derzeit öffnen in Österreich rund 580 „Schule am Bauernhof“-Betriebe ihre Hoftore für Schulen und Kindergärten. In Niederösterreich sind es 147 Betriebe, 21 im Bezirk Amstetten. Mittlerweile nehmen rund 90.000 Kinder und Jugendliche pro Jahr das Angebot in Anspruch. Jährlich werden rund 5.200 Führungen auf den Höfen durchgeführt. In den vergangenen zehn Jahren besuchten rund 845.000 Kinder und Jugendliche bei 50.500 Lehrausgängen einen Bauernhof.
Weitere Informationen auf www.schuleambauernhof.at

Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden