Gesundheitspakt 2040+: Gesundheitslandschaft wird reformiert
NÖ/BEZIRK. Mit dem Gesundheitspakt 2040+ steht Niederösterreich vor einer der größten Umwälzungen seines Gesundheitssystems. Tips bietet einen Überblick über die Veränderungen im und rund um den Bezirk Amstetten.

Über ein Jahr haben Experten das NÖ Gesundheitssystem durchleuchtet. Man stehe vor enormen Herausforderungen: Einerseits werde die Bevölkerung immer älter, der Pflegebedarf steige. Andererseits sei man mit knappen Personalressourcen konfrontiert. Zudem entwickle sich die Medizin rasant weiter, sie werde spezialisierter und auch teurer.
Sieben Leitprinzipien
Sieben Leitprinzipien stellen die Basis des Gesundheitspakts 2040+ dar. So sollen die Kliniken und die Notfallversorgung modernisiert, Fachpersonal ausgebildet und der niedergelassene Bereich ausgebaut werden. Auch auf dem Pflegebereich liegt ein Schwerpunkt.
„Ziel muss sein, dass jeder Patient zum notwendigen Zeitpunkt am passenden Ort von der richtigen Person in der erforderlichen Qualität behandelt wird“, betonte Peter Kaiser, Geschäftsführer der Gesundheit Mostviertel GmbH, bei einer ersten Präsentation des Gesundheitspaktes im Landesklinikum Mauer. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen unter anderem die Spitalstruktur und auch die Notarztstandorte neu geordnet werden. So soll es pro Bezirk einen Notarztstützpunkt geben. Ergänzend werde die Flugrettung ausgeweitet.
In St. Pölten und in Wiener Neustadt soll es künftig Kliniken mit überregionaler Zentralfunktion, also mit größtem Leistungsumfang im Rahmen der Erst- und Akutversorgung samt weiterführenden Behandlungen, geben.
Amstetten wird Klinik mit Schwerpunktfunktion
Im Mostviertel wird Amstetten zu einer Klinik mit regionaler Schwerpunktfunktion ausgebaut werden. Konkret wird das Herzkatheter-Labor sowie die Urologie von Waidhofen/Ybbs nach Amstetten wandern. Auch Palliativmedizin wird in Amstetten weiter eine Rolle spielen. Mit dem Primärversorgungszentrum (PVZ) Mostviertel-Mauer sowie dem Primärversorgungsnetzwerk (PVN) Enns-Ennsdorf gibt es aktuell zwei Primärversorgungseinheiten. Im Zielbild weiterhin vorhanden ist eine Primärversorgungseinheit in Amstetten.
Das Klinikum in Waidhofen/Ybbs soll zu einem Zentrum für Altersmedizin im westlichen Mostviertel werden. Die Grundversorgung mit Erst- und Notfallversorgung sowie der Fachschwerpunkt Augenheilkunde sollen erhalten bleiben. Zudem werden planbare Operationen stattfinden. Bis Ende 2028 ist eine Primärversorgungseinheit geplant.
Im Landesklinikum Melk sollen planbare tagesklinische Eingriffe stattfinden, es wird weiterhin auch eine Erst- und Notfallversorgung möglich sein. Spezialisierungen wird es etwa auf Altersmedizin oder Wundmedizin geben. Zudem ist der Aufbau einer Übergangspflege mit 100 Betten geplant. Die Geburtshilfe wird zukünftig aber in Amstetten und Scheibbs gebündelt.
Scheibbs bleibt auch Zentrum der Orthopädie, in die man weiter investieren wolle. Mit dem PVZ Purgstall ist bereits eine Primärversorgungseinheit in Betrieb. Bis Ende 2028 soll eine weitere Einheit dazukommen. Mauer bleibt das psychiatrische Zentrum zur Behandlung von psychosomatischen Krankheitsbildern.
Statements aus der Region
Primar Gerhard Kriener, ärztlicher Direktor des Landesklinikums Amstetten: „Den aktuellen Herausforderungen müssen wir mit einer Bündelung unserer Spezialleistungen begegnen. Wichtig ist, die Mitarbeiter auf dem Prozess mitzunehmen.“ Als „große Chance“ sieht Doris Fahrnberger-Schober, Pflegedirektorin im Landesklinikum Waidhofen/Ybbs, den Gesundheitspakt: „Wir gehen nun weg von der Standortgarantie hin zu Versorgungssicherheit.“
Gemeinden begrüßen Reformschritte
Da die Gemeinden rund 30 Prozent der Kosten im Krankenhausbereich tragen, hätten sie natürlich auch großes Interesse an einer „Weiterentwicklung und frühzeitigen Reformschritten“, zeigt sich auch Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl positiv. Parteikollege Landtagsabgeordneter Bernhard Ebner betont: „Mit dem Gesundheitspakt 2040+ wird die gesamte NÖ Gesundheitslandschaft verändert. Es handelt sich aber um ein Zielbild 2040+. Das heißt, dass nicht sofort alle Veränderungen umgesetzt werden.“
„Breiter Konsens“ im NÖ Landtag
In der Landtagssitzung habe es einen „breiten Konsens“ gegeben. ÖVP, FPÖ, SPÖ und Neos stimmten für den Gesundheitspakt, die Grünen mit Einschränkungen. „Als Anschubfinanzierung für den Pakt wurden 150 Millionen Euro beschlossen. Das ist also definitiv ein Investitionspaket und keine Einsparung“, betont VP-Landtagsabgeordneter Anton Kasser.
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