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Mostviertel: Kulturgut Streuobstwiesen bewahren

Michaela Aichinger, 28.04.2025 09:43

MOSTVIERTEL. Pünktlich zum Tag der Streuobstwiese hat der Verein Streuobsterhaltung Mostviertel auf den Erfolg seines Pilotprojekts „Hochstammschnitt mit einer Hebebühne“ aufmerksam gemacht und sich bei allen Unterstützern bedankt.

Die Projektverantwortlichen vor der Raupenarbeitsbühne (Foto: mai)
Die Projektverantwortlichen vor der Raupenarbeitsbühne (Foto: mai)

Der Verein Streuobsterhaltung Mostviertel besteht aus 113 Mitgliedern in 49 Gemeinden. Sein Ziel ist es, die teils über 150 Jahre alten Hochstamm-Obstbäume zu erhalten, ihre ökologische Funktion zu sichern und das Landschaftsbild des Mostviertels für künftige Generationen zu bewahren.

Herausfordernde Pflege

Alte Streuobstbäume sind ein kostbares Erbe, doch ihre Pflege ist eine Herausforderung: Ihre enorme Höhe und oft schwer zugängliche Lage machen konventionelle Schnittmaßnahmen nahezu unmöglich.

Um dem entgegenzuwirken, wurde moderne Technik angeschafft – allen voran eine geländegängige Raupenarbeitsbühne mit einer Arbeitshöhe von bis zu 19 Metern. Ergänzt wird diese durch speziell entwickeltes Schnittwerkzeug.

Zwei Pilotinitiativen

Danach wurden in Zusammenarbeit mit Projektpartnern zwei Pilotinitiativen gestartet: Das erste Projekt, gefördert durch den NÖ Landschaftsfonds des Landes, wurde soeben erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen dieses Projekts wurden 450 alte Mostbirnbäume professionell gepflegt.

Fachlich begleitet wurde dies von Gerlinde Handlechner, die die Maßnahmen wissenschaftlich evaluierte. Ihr Ergebnis: „Der fachgerechte Verjüngungsschnitt zeigt klar positive Auswirkungen auf die Vitalität der alten Birnbäume – sowohl beim Neuaustrieb als auch bei der Fruchtqualität.“

Das zweite Projekt wird aktuell mit Unterstützung von „Blühendes Österreich – Billa Privatstiftung“ umgesetzt. Hier sind weitere 220 Baumschnitte vorgesehen.

Programmvorschläge für zukünftige Fördermaßnahmen

Abgesehen vom Erhalt der alten Obstbäume ist dem Verein Streuobsterhaltung Mostviertel auch die fachgerechte Ausbildung von Baumwärtern und Obstbaumpflegern ein Anliegen. Zudem sollen jene Landwirte und Privatpersonen unterstützt werden, denen der Fortbestand der Streuobstkultur ein Anliegen ist, die jedoch nicht über die finanziellen Mittel verfügen, die Bäume auf eigene Kosten zu erhalten.

Aus diesem Grund bereitet der Verein aktuell eine österreichweite Initiative vor, die noch im Laufe dieses Jahres starten soll. Ziel ist, konkrete Programmvorschläge für zukünftige Fördermaßnahmen zu entwickeln. Im Zentrum stehen dabei die langfristige Absicherung, die Pflege alter Bestände und die nachhaltige Erneuerung von Streuobstflächen.

Die Ergebnisse dieser Initiative sollen als Grundlage für kommende Förderprogramme dienen und der Streuobstkultur in Österreich eine zukunftsfähige Perspektive geben.

Die Streuobstwiese zählt zu den vielfältigsten und wertvollsten Kulturlandschaften Mitteleuropas. Sie verbindet Lebensraum, regionale Tradition und landschaftliche Schönheit. Dieses von Menschenhand geschaffene Gefüge bietet Rückzugsorte für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten – von Insekten und Vögeln über Säugetiere wie Fledermäuse und Igel bis hin zu Reptilien, Amphibien und alten, regionaltypischen Obstsorten.
Die Streuobstwiese bleibt jedoch nur durch kontinuierliche Pflege und Bewirtschaftung erhalten. Ohne regelmäßigen Schnitt, Nachpflanzungen und Nutzung droht dieses traditionsreiche Kulturgut – und mit ihm auch die wertvolle Sorten- und Artenvielfalt – verloren zu gehen.
Der Rückgang der Streuobstwiesen ist dramatisch. Zwischen 1955 und 1995 gingen rund 70 Prozent der Streuobstbäume in Österreich verloren. Alleine zwischen 2010 und 2020 wurde ein weiterer Rückgang um elf Prozent verzeichnet. Eine Trendumkehr ist also überfällig.

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