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Junge Tischler-Meister stellten sich in Dienst der guten Sache

Michaela Aichinger, 14.06.2022 08:30

ST. GEOREN/YBBSFELDE. Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger und Bürgermeister Christoph Haselsteiner (beide ÖVP) unterstützten die feierliche Übergabe der praktischen Meisterprüfung der Tischler und begutachten die Leistungen der jungen Meister im Zubau der Familie Gallhuber in St. Georgen am Ybbsfelde.

 (Foto: Adi Hanusch)
(Foto: Adi Hanusch)

Das Leben hat Prüfungen parat. Eine Meisterprüfung ist zwar eine gute Sache, aber wenn man die Familie Gallhuber in St. Georgen am Ybbsfelde und ihr Schicksal kennt, dann weiß man, dass es auch andere Prüfungen gibt. Am 15. Juni 2016 kollidierte Magdalena Gallhuber mit ihrem Fahrrad mit einem Auto. Sie hatte es einfach übersehen. Magdi, wie sie von allen genannt wird, hatte ein Schädelhirntrauma und fiel ins Wachkoma. Es folgten Krankenhausaufenthalte, REHA und vieles mehr. Sie konnte weder essen, noch kommunizieren und war inkontinent.

Kleine Fortschritte

In kleinen Schritten hat sie einiges ihrer ursprünglichen Fähigkeiten wieder zurückgewonnen. Sie kann sprechen, eine Hand und die Beinebewegen und selber essen, selber die Toilette benützen. Dennoch braucht sie einen Rollstuhl und rund um die Uhr Betreuung. Ziel der Familie war es, Magdi zu Hause betreuen zu können, ihr ein eigenes Heim in der Familie zu schaffen. Doch das war nicht so einfach, schließlich ist das Mehrgenerationenhaus der Familie Gallhuber in einem Hang gebaut und somit war es fast unmöglich es barrierefrei zu gestalten. Mit einem Zubau wurde das Ganze möglich, was einen hohen finanziellen Aufwand bedeutete.

Die praktische Meisterprüfung für eine guten Zweck

Die Meisterprüfung wird nach dem nationalen Qualifizierungsrahmen in Stufe 6 eingeordnet, was einem Bachelor gleich kommt. Dieser Schritt erforderte eine neue Ausrichtung der Prüfung, welche das Aus für das individuelle Meisterstück bedeutete, da man Lösungskompetenz und Teamarbeit im Rahmen der Prüfung zeigen musste. Die Meisterschüler stellten ihre Arbeitskraft und ihre Ideen in den Dienst einer guten Sache. Gemeinsam mit der Familie Gallhuber wurde die Einrichtung für Magdi geplant, damit sie genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Frau Gallhuber hatte durch diverse REHAAufenthalte eine große Expertise, was Magdi helfen könnte und so kam nur eine Maßeinrichtung vom Tischler in Frage. Es entstand ein Schlafzimmer mit vielen Laden in der richtigen Höhe, ein Zimmer für einen Betreuer, da Magdi Tag und Nacht betreut werden muss, eine Badezimmereinrichtung mit einer Durchreiche, eine Garderobe im Vorraum und ein Arbeitsraum. Für den Trippelrollstuhl und die vielen Sportgeräte, die Magdi benötigt, musste alles sehr großzügig gestaltet werden. Ein massiver Esstisch aus Ahorn wurde so angefertigt, dass Magdi dort gut mit ihrem Rollstuhl sitzen kann.

Organisation & Planung vom ersten Gespräch an

Die Meisterschüler organisierten und planten alles vom ersten Gespräch an, kümmerten sich von der Materialbestellung, Fertigung, Montage bis hin zur Übergabe an Magdi und ihre Eltern. Ein großer Schritt für den Schulbetrieb, ein noch größerer Schritt für die Menschlichkeit. Es ist keine einfache Sache gewohnte Pfade zu verlassen und etwas Neues auf die Beine zu stellen. Dazu braucht es engagierte Leute, die über den Tellerrand blicken und den Funken der Begeisterung für eine gute Sache auf andere überspringen lassen.

Das Team

Der Geschäftsführer der Meisterklasse in Pöchlarn Raimund Vesselsky motivierte sein Team rund um die Werkstättenlehrer Rudi Thaurer, Martin Wagner und Stefan Rechberger, die sich sehr engagiert in das Projekt einbrachten. Das Material für das neue Heim von Magdi wurde zur Gänze von Kaindl aus Salzburg übernommen. Kaindl ist Hersteller von veredelten Holzwerkstoffen, Dekor- und Arbeitsplatten, Schichtstoffen und holzfurnierten Platten, sowie Laminatböden und Furnierparkett. Last but not least, ein großes Danke an die Meisterschüler selber. Matthias Fellinger aus Wien, Günter Janker aus Mank, Gottfried Kahrer aus St. Veit an der Gölsen, Fabio Krobel aus Kirchstetten, Magdalena Manigatter aus Alkoven, Christian Pripfl aus Gaweinstal, Raphael Rauchlechner aus Immendorf, Daniel Rossmann aus Wien, Christian Schaumberger aus Dorfstetten, Michael Schmutz aus Weitra und Andreas Voglauer aus Ramsau wurden mit einem strahlenden Lächeln von Magdi entschädigt.


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