Friseurinnen klagen über derzeitige Situation und sehnen Öffnung herbei
POLLING/ALTHEIM. Eine Berufsgruppe, die derzeit schwer mit den Lockdown-Maßnahmen und den damit verbundenen Geschäftsschließungen zu kämpfen hat, ist die der Friseure. Besonders die Salonbesitzer müssen auf Erspartes zurückgreifen, um Umsatzverluste und Fixkosten decken zu können. Tips hat dazu stellvertretend mit Bettina Hirschlinger vom Friseurstudio „Verföhnt“ in Polling und Gerlinde Fuchs, Eigentümerin des Haarstudios Gerlinde in Altheim, über ihre aktuelle Gefühlswelt gesprochen.
Der Ausdruck Corona-Frisur hat sich seit dem letzten Jahr schon zu etwas wie einem geflügelten Wort entwickelt. Dabei würden die Profis an der Schere doch einfach nur gerne wieder ihrer Arbeit nachgehen und den Menschen mit einem schönen Haarschnitt eine Freude machen. Doch nachdem sie ihre Läden schon im letzten Frühjahr schließen mussten, herrscht auch seit Dezember wieder Stillstand und die Friseure sind gezwungen, abzuwarten, bis sie ihre Kunden unter entsprechenden Hygieneauflagen wieder empfangen dürfen.
Situation sei beängstigend
„Beängstigend“, etwa nennt Bettina Hirschlinger vom Friseurstudio „Verföhnt“ in Polling die aktuelle Situation. „Ich glaube, dass wir noch eine harte Zeit vor uns haben“, befürchtet die Salon-Besitzerin. Staatliche Unterstützung habe sie zwar schon erhalten, aber wenn man keine Rücklagen habe, könne man die Ausfälle aufgrund der Schließung nicht bewältigen, gibt sie zu bedenken. Auch ihre Kunden warten bereits sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung: „Natürlich warten alle Kunden schon, bis es wieder losgeht, es ist eine lange Zeit gewesen und gar nicht alle haben vor Weihnachten überhaupt noch einen Termin bekommen.“ Hirschlinger stellt sich auf einen großen Ansturm ein, wenn es wieder losgeht. Derzeit macht sie viele Online-Schulungen und kann auch viel Zeit mit ihrer Tochter verbringen, die das sehr genieße. Da sie ihr Geschäft bei sich zu Hause hat, müsse sie wenigstens keine Miete zahlen. „Für manche Maßnahmen habe ich kein Verständnis mehr, es ist vieles nicht logisch“, ärgert sich die Pollingerin. Die Hygienekonzepte könne sie gut einhalten, Einteilung sei dabei das Wichtigste und ohne Termin gehe ohnehin nichts.
Auch Gerlinde Fuchs vom Haarstudio Gerlinde in Altheim ist mit der aktuellen Lage mehr als unzufrieden: „Nach 40 Jahren Berufserfahrung wie bei mir ist die Situation vielleicht noch etwas anders zu bewerten als bei jüngeren, selbstständigen Friseuren, die trifft es teilweise deutlich ärger. Aber natürlich ist das Ganze eine Katastrophe, da braucht man gar nicht mehr viel zu beschönigen“, erklärt die Altheimerin. Sie nehme die Förderungen in Anspruch und besonders die Abwicklung der Härtefonds funktioniere sehr gut, wenngleich dadurch auch nur Fixkosten gedeckt werden könnten. Nicht nur die Friseure selbst, sondern auch die Kunden seien mittlerweile zusehends verzweifelt, gibt Gerlinde Fuchs zu bedenken.
Fuchs: „Es gehört wieder aufgesperrt“
“Ich habe noch von keinem einzigen Fall gehört, dass sich jemand beim Friseur infiziert hätte. Warum kann man beispielsweise nicht so ein Konzept anwenden, wie es etwa bei Trafiken der Fall ist? Es wäre meiner Meinung nach viel besser, wenn es wenigstens ein wenig dahintröpfeln würde, da wir ohnehin nur mehr auf Termin arbeiten und so auch alle Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden können.“ Sie verstehe auch nicht, wieso die Zahlen trotz der Lockdown-Maßnahmen weiter nicht entscheidend nach unten gehen. „Ich finde, daher gehört jetzt wieder aufgesperrt und es sollten Lockerungen gemacht werden. Ich empfinde das mittlerweile schon als Bestrafung, weil sich wirklich ein Großteil der Menschen vorbildlich an die Maßnahmen hält“, so Fuchs. In ihrem Salon beschäftigt sie noch eine Teilzeitkraft sowie einen Lehrling. Da eine große Nachfrage der Kunden vorhanden sei, habe sie auch schon eine Vielzahl an Terminen vergeben, die sie bei einer Lockdown-Verlängerung natürlich nochmals nach hinten verschieben müsste. Für die erste Zeit nach der Wiedereröffnung rechnet Fuchs jedenfalls mit Arbeitstagen von elf bis zwölf Stunden, um den großen Ansturm zu bewältigen und auch halbwegs die Umsatzeinbußen zu kompensieren.
Forderung nach mehr Eigenverantwortung
Generell fordert die Altheimerin deutlich mehr Eigeninitiative und -verantwortung ein. „Mir fehlt da mittlerweile einfach auch der Hausverstand von Seiten der Regierung.“ An den Hygienestandards sollte es ihrer Meinung nach jedenfalls nicht scheitern, da das Konzept wunderbar funktioniere. Die Zeit des Lockdowns habe sie unter anderem dazu genutzt, um den Laden wieder einmal richtig durchzuputzen, Steuerunterlagen zu erledigen und sich um familiäre Angelegenheiten zu kümmern. „Ich wehre mich mittlerweile schon entschieden gegen die gegenwärtige Situation“, meint Fuchs und spricht dabei wohl vielen ihrer Berufskollegen aus der Seele.
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