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Neuer Cobra-Chef: „Man merkt, dass die Gewaltbereitschaft steigt“

Theresa Senzenberger, 04.12.2023 14:23

BRAUNAU. Der gebürtige Braunauer Rainer Wintersteiger ist der neue Leiter der Spezialeinheit Cobra. Im Tips-Interview berichtet er über seine spannendsten Einsätze, die aktuelle Bedrohungslage und Ziele als neuer Cobra-Chef.

Rainer Wintersteiger ist operativer Leiter der Spezialeinheit Cobra. (Foto: Philipp Christof)
Rainer Wintersteiger ist operativer Leiter der Spezialeinheit Cobra. (Foto: Philipp Christof)

Tips: Warum haben Sie sich für die Cobra und Ihr Aufgabengebiet entschieden?

Rainer Wintersteiger: Ich habe mein Leben lang stets nach Herausforderungen gesucht und diese beim Einsatzkommando Cobra gefunden. Mich hat von Anfang an das vielfältige, breitgefächerte Aufgabengebiet in den Bann gezogen. Mein Werdegang beim Einsatzkommando hat mich durch einige Stationen geführt, von denen jede auf mein Erfahrungskonto eingezahlt hat. Davon kann ich nun stets für neue Herausforderungen etwas abheben.

Tips: Was sind Ihre Aufgaben als operativer Chef der Cobra?

Wintersteiger: Das Einsatzkommando wird zur Bewältigung von polizeilichen Tätigkeiten, die den Einsatz besonders ausgebildeter und ausgerüsteter Spezialeinsatzkräfte erfordern, gerufen. Dies sind etwa Einsätze im Zusammenhang mit Terrorismus und organisierter Kriminalität, zum Beispiel Schmuggel, Menschen-, Waffen- und Drogenhandel sowie die Festnahme bewaffneter Täter und sonstige polizeiliche Sonderlagen. Aktuell sind mehr als 400 Cobra-Beamte an acht Standorten in Österreich eingesetzt. Zu meinen Aufgaben zählt unter anderem, den Überblick über alle Cobra-Einsätze zu haben und die richtigen Entscheidungen unter Einbeziehung der Gefährdungslagen aus dem In- und Ausland zu treffen. Dafür stehe ich in ständiger Verbindung mit den ausländischen Einheiten innerhalb des europäischen Sondereinheitenverbundes ATLAS.

Tips: Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders wichtig?

Wintersteiger: Wir müssen mögliche Bedrohungen frühzeitig erkennen, um entsprechend darauf reagieren zu können. Gute Vorbereitung ist alles! Darum möchte ich eine ausgezeichnete Schulung und Ausbildung für alle Einsatzbeamten garantieren. Wir müssen und möchten auf so viele Bedrohungsszenarien wie möglich optimal vorbereitet sein.

Ich möchte beispielsweise die Ausbildung zum Umgang mit ballistischen Schutzschilden und deren Einsatz weiter ausbauen. Auch in rechtlicher Hinsicht möchte ich den Einsatzbeamten die bestmögliche Schulung, zum Beispiel hinsichtlich der Nachbearbeitung von Einsätzen, ermöglichen.

Ich habe einen großen Gemeinschaftssinn und bin stets bestrebt, im Team verschiedenste Gefährdungslagen zu lösen. Dabei kommt mir meine langjährige Erfahrung als Einsatzbeamter zugute. Seit vielen Jahren begleitet mich auf meinem Weg ein Lebensmotto, welches lautet: „Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist!“ Nach diesem lebe ich beruflich und privat – schließlich prangt dieser Spruch auch auf meiner 5,70 Meter langen Küchenwand zuhause.

Tips: Was sind aktuell die größten Herausforderungen?

Wintersteiger: Wir versuchen stets, Gefahrenlagen so gut wie möglich zu lösen und dabei speziell und punktgenau auf die entsprechenden Gegebenheiten, wie die Örtlichkeit, einzugehen.

Tips: Wie hoch ist die Bedrohungssituation in Österreich?

Wintersteiger: Die Gefährdungslage wird laufend analysiert, evaluiert und der aktuellen Situation angepasst. In die laufende Gefährdungsanalyse fließen Informationen über Gewalttaten beziehungsweise Aufrufe zu Gewalttaten und Veränderungen der Lage in anderen Ländern ebenso ein wie Informationen von ausländischen Partnern. Auf Grundlage dieses Gesamtbildes wird die Sicherheitslage beurteilt und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen gesetzt. Es gibt in Österreich keine konkreten Anschlagspläne, es gilt europaweit eine generelle, hohe (latente) Warnstufe. Das bedeutet, dass in Österreich das tägliche Leben – öffentlich und privat – wie gehabt weitergehen kann und soll.

Tips: Werden die Einsätze schwieriger?

Wintersteiger: Man merkt die Tendenz, dass das Gegenüber immer besser strukturiert und organisiert ist und auch die Gewaltbereitschaft steigt.

Tips: Was waren bis jetzt Ihre spannendsten Einsätze?

Wintersteiger: Einer der intensivsten Einsätze war jener in der Justizanstalt Graz-Karlau. 1996 versuchten drei Schwerstverbrecher, gemeinsam aus der Haftanstalt zu fliehen und nahmen dabei mehrere Geiseln. Das zehnstündige Geiseldrama ging in die Kriminalgeschichte ein. Ich war hier beim Zugriff als Einsatzleiter an vorderster Front dabei.

Tips: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Wintersteiger: Fallschirmspringen, Motorrad- und Rennradfahren.

Tips: Worauf freuen Sie sich bei Ihrer neuen Aufgabe besonders?

Wintersteiger: Auf das Gleiche wie in der Vergangenheit – das Arbeiten mit hochmotivierten Menschen. Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist essenzieller Bestandteil unserer täglichen Arbeit.


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