Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

„Das Rückhaltebecken in Teichstätt hat uns bei Hochwasser schon öfter gerettet“

Theresa Senzenberger, 05.11.2024 14:55

LENGAU. Noch immer sind nicht alle Schäden, die das Hochwasser im September im Bezirk Braunau hinterlassen hat, beseitigt. Ohne das Rückhaltebecken in Teichstätt hätte die Situation aber noch viel schlimmer ausgesehen, ist Beckenwärter Martin Stöllinger überzeugt. Zu Hochwasserzeiten werden hinsichtlich des Beckens immer wieder Ängste geschürt. Mit den Gerüchten will Stöllinger nun aufräumen.

  1 / 2   Helpfau-Uttendorfs Bürgermeister Johannes Manglberger (l.) und Beckenwärter Martin Stöllinger sind froh, dass es das Rückhaltebecken in Teichstätt gibt. (Foto: Tips)

In Mauerkirchen und Uttendorf herrschte im September während der starken Regenfälle Hochbetrieb. In Mauerkirchen mussten Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden. In Uttendorf rückten die Feuerwehren zu rund 100 Einsätzen aus.

Alle Hände voll zu tun hatte auch Beckenwärter Martin Stöllinger. Er ist das ganze Jahr über mit der Betreuung des Rückhaltebeckens in Teichstätt beschäftigt. Während meist weniger zeitintensive Wartungsarbeiten, wie die Pflege der Dämme oder die Begutachtung der Schächte, anfallen, ist der hauptberufliche Landwirt im Falle eines Hochwassers rund um die Uhr im Einsatz.

Gerüchte im Umlauf

Dabei ist er nicht nur damit beschäftigt, die Lage unter Kontrolle zu halten, sondern muss auch viele Anrufe von besorgten Bürgern entgegennehmen, die sich wegen falscher Gerüchte Sorgen machen.

Eines der Gerüchte lautet, dass die Durchflussmenge beim Becken willkürlich angepasst wird, wodurch Schäden entstehen könnten. „Das stimmt definitiv nicht“, erklärt Stöllinger. Die Beckenwärter müssen genau nach Betriebsordnung handeln. Ein Schlüssel bestimmt, in welchem Ausmaß die Abflussmenge im Fall eines Hochwassers erhöht wird. Die Erhöhung wird durch einen Talsperrenverantwortlichen angeordnet.

Eine weitere Angst besorgter Bürger: Der Damm könnte brechen. Auch hier beruhigt der Wärter: „Der Damm ist stabil gebaut mit einer Betonschmalwand im Inneren. Zudem wird alles regelmäßig geprüft.“ Vor Ort befinden sich drei Notstromaggregate zur Versorgung bei Stromausfall. Zudem gibt es dort acht Pumpen, die im Notfall verwendet werden können. Außerdem sind ständig 1.000 Liter Diesel eingelagert.

Becken läuft über

Das Hochwasserrückhaltebecken Teichstätt wurde 1986 bis 1993 errichtet. Die Anlage besteht aus zwei Becken, die durch ein 86 Meter langes, zweiröhriges Bauwerk aus Stahlbeton miteinander verbunden sind. Im Falle eines Hochwassers kann zuerst das Becken Ost mit 698.000 Kubikmetern Stauraum Wasser zurückhalten. Ist dieses voll, steht das Becken West mit 688.000 Kubikmetern Fassungsvolumen bereit. Ursprünglich wurden beide so dimensioniert, dass sie alle 30 Jahre gefüllt werden.

Kommt es jedoch zu größeren Hochwassern, kann es sein, dass das Becken überläuft – und es kommt, wie im September, zu Überflutungen bis Uttendorf. Bevor das Becken errichtet wurde, waren diese aber deutlich schlimmer. „Das Rückhaltebecken hat uns bei Hochwasser schon öfter gerettet“, sagt Johannes Manglberger , Uttendorfs Bürgermeister (ÖVP) und Obmann des Wasserverbands Mattig.

Alle elf Jahre voll

1991 war die Anlage das erste Mal voll. Seitdem füllte es sich rund alle elf Jahre wegen großer Regenmengen, wie Stöllinger erzählt.

Becken wird erweitert

Aufgrund der Überflutungen wird derzeit das Becken West um 970.000 Kubikmeter erweitert. Dadurch soll die Anlage künftig einen Schutz vor bis zu 100-jährlichen Hochwasserereignissen bieten. Spätestens 2031 sollen die Erweiterungen fertiggestellt sein. Die Anlage hat dann ein Gesamtvolumen von rund 2,4 Millionen Kubikmetern. Die Hälfte der Erweiterung ist laut Stöllinger schon geschafft.

Üblicherweise werden sechs Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgeleitet. Kommt es zu einer Überflutung, werden verschiedene Alarmpläne wirksam. Je nach Hochwasserstand, Zulauf und Befüllung muss der Wärter die Abflussmenge des Beckens erhöhen. Im Fall eines 100-jährlichen Hochwassers können das sogar 62 Kubikmeter Wasser pro Sekunde sein – also mehr als das Zehnfache der Basismenge.

Gemeinschaft

Vom Becken in Teichstätt profitieren viele. Projektbetreiber ist der Wasserverband Mattig mit 18 Gemeinden und Genossenschaften als Mitglieder. „Ich sehe das Projekt als eine extreme Solidaritätsleistung unter den Gemeinden. Jeder leistet einen Beitrag, obwohl nicht jeder direkt vom Hochwasser betroffen ist“, sagt Manglberger. Weitere Rückhaltebecken gibt es im Bezirk beispielsweise in Lengau und Sonnleiten.

Naturparadies

Das Becken wird laut dem Bürgermeister nicht nur wegen des Schutzes geschätzt. Die Region wurde auch Europaschutzgebiet und ist jetzt ein beliebter Ort für Spaziergänger und ein Refugium für seltene Tier- und Pflanzenarten.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden