PUPPING Stefan Jürgens kennt man – vom TV-Schirm – dass der 53-Jährige aber auch ein talentierter Musiker und Komponist ist, ist weniger bekannt. Am 23. Juli gastiert Jürgens in Pupping. Tips hat sich mit dem charismatischen Multitalent unterhalten.
von KARIN SEYRINGER
Tips: Musikalisch gelten Sie noch als Geheimtipp. Empfinden Sie das auch so?
Jürgens: Ja, definitiv. Ich habe das Glück, schon lange als Schauspieler beschäftigt zu sein. Da ist es logisch, dass die Leute einen in erster Linie mit den Dingen verbinden, bei denen man eine gewisse Größenordnung erreicht hat. Das war bei mir bei „Samstag Nacht“ zum ersten Mal – da war ich dann sogenannter „Comedystar“, dann wurde ich plötzlich Tatort-Kommissar und jetzt Soko. Dann haben die Leute auch ein Bild, zurecht. Einer der größten deutschen Schauspieler, Götz George, der vor Kurzem tragischerweise verstorben ist, der hat nun alles andere als nur Schimanski gespielt ...
Tips: Sie würden sich also nicht als diesen „jetzt auch singenden Schauspieler“ bezeichnen?
Jürgens: Nein – ich hab Musik viel früher gemacht, als ich Theater gespielt habe. Ich habe mit Musik, Texten und vertonten Gedichten angefangen, mit 15 Jahren. Insofern bin ich für dieses Klischee nicht geeignet (lacht).
Tips: Sie kommen auf ihrer aktuellen Tour auch nach Pupping – wie wird das Konzert aussehen?
Jürgens: 1,2,3 nenn ich es – ein Klavier, zwei Gitarren, drei Stimmen. Ich habe zwei Konzepte für meine Live-Konzerte – eine große Band mit allem was dazu gehört und dieses Trio, um meine Musik auch in kleinerem Rahmen präsentieren zu können. Gerade diese Konzentration auf drei Instrumente hat für mich einen großen Reiz. Sie verdichtet die einzelnen Songs noch einmal auf das Wesentliche, zumal ich mit Lars Kutschke und Matthias Kahra zwei großartige Gitarristen an meiner Seite habe. Ich freu mich natürlich auch wenn der Rahmen groß genug ist und man sagt: jetzt haut man mal richtig drauf. Im nächsten Frühjahr wird die neue Platte kommen, an der wir gerade fleißig arbeiten, und im März machen wir eine umfassende Tour durch Österreich, mit Band und mit dem Trio. Da freue ich mich irrsinnig drauf.
Tips: Sie spielen Klavier – wie lange schon?
Jürgens: Ich habe mit zehn angefangen, Klavier zu spielen. Aber das klingt so, als ob ich es wirklich gut könnte. Ich weiß, wie ich mit dem Ding umgehe – sagen wir“s mal so (lacht). Mit 13 kamen die ersten Bands – ich habe meinen Klavierunterricht eigentlich gehasst wie die Pest, ich kann auch bis heute nicht wirklich Noten lesen. Als ich dann anfing in Bands zu spielen, dachte ich: „Musiker wär schon geil, aber Pianist werd ich sicher nicht mehr“. Ich hatte schon von Kindheit an einen großen Anspruch an mich selber – an dem ich bis heute permanent scheitere (lacht). Und dann kam der Kontrabass und ich habe mit wirklich guten Lehrern jeden Tag drei bis vier Stunden geübt, bis zur nervlichen Zerrüttung meiner Nachbarn. Ich wollte wirklich Musiker werden – bis ich anfing, Theater zu spielen. Da war dann doch irgendwie schnell klar, dass vier Stunden Tonleitern rauf und runter nicht so ganz der Rampensau entsprachen, die ich in mir fühlte (lacht).
Tips: Und jetzt eine wunderbare Mischung aus beidem…
Jürgens: Ja, irgendwie ist das cool grad. Wenn ich mal ehrlich bin: alleine die Tatsache jetzt sieben Monate lang an meiner neuen Staffel Soko zu arbeiten – bei der ich immer noch gerne arbeite – und dann fünf Monate lang wieder mit aller Leidenschaft nur Musik zu machen – also hey – sie sehen auf meinem T-Shirt das Schild: „Dankbar!“.
Tips: Das aktuelle Album heißt „Alles immer möglich“ – ist das ein Credo?
Jürgens: Das ist ein Mantra. Natürlich ist nicht alles immer möglich – aber es ist einfach der eigene Zuruf: Steck den Kopf nicht in den Sand. Erwarte nicht das Schlimmste sondern das Beste. Finde dich mit Enttäuschungen ab, dreh dich um und geh weiter… Das ist tatsächlich – habe ich festgestellt – Lebensverlängerung oder Lebensrettung manchmal.
Tips: Sie singen auf Deutsch – war das immer schon klar?
Jürgens: Ja – ich komme von Texten, von Inhalten. Mir gings immer darum, in meiner Sprache zum Ausdruck zu bringen, was da schlummert und raus will. Ich denke, man fühlt in Deutsch und ich will auch dass die Leute verstehen, was ich singe. Ich find es auch sehr spannend, sich in dieser Sprache zu bemühen, im rhythmischen Sinne.
Tips: Woher kommt die Inspiration?
Jürgens: Es ist all das, was uns umgibt – die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Kreise die man gedanklich zieht. In der heutigen Zeit ist das für jeden der Musik macht natürlich auch Ventil. Du wirst ja bekloppt wenn du dich umschaust. Eine sowas von heftige Zeit, eine haltungslose Zeit, die einem die Zornesröte ins Gesicht treiben kann. Es ist so eine schreckliche Zeit der simplen Schwarz-Weiß-Überschriften. Ein Rückzug ins Kleingeistige. Dabei haben einfache, populistische Antworten auf unsere komplizierten Fragen noch nie die Lösung gebracht. Ich weiß nicht, manchmal denk ich mir, es ist wie so eine Super-Nova, nur umgekehrt. Die Welt versucht sich momentan ganz klein zu machen und sich zu verstecken, um dann wahrscheinlich mit Donner und Getöse kaputt zu gehen. Und das ist natürlich für jemanden der Texte schreibt auch Ventil ...
Open-Air-Konzert
Samstag, 23. Juli, 19 Uhr, Klostergarten Pupping, mit „SolozuViert“ und Stefan Jürgens
VVK 29 Euro (in allen Sparkassen und Erste Banken), AK: 35 Euro; bei Schlechtwetter im Kulturzentrum Bräuhaus in Eferding
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