"Keine klassische Gedenkschau": Zenetti-Ausstellung im Museum Lauriacum wird verlängert
ENNS. Die Sonderausstellung „Leopold von Zenetti – der Lehrer Anton Bruckners – und die Biedermeierzeit in Enns“ im Museum Lauriacum wird bis zum Samstag, 15. November, verlängert. Im Fokus steht nicht nur das außergewöhnliche Verhältnis zwischen dem Ennser Musiker und seinem berühmtesten Schüler, sondern auch ein lebendiges Porträt der Biedermeierzeit in Enns.
„Es ist keine klassische Anton-Bruckner-Gedenkschau“, betont Gottfried Kneifel, Obmann vom Museumverein Lauriacum. „Wir beleuchten in Enns die besondere Lehrer-Schüler-Beziehung zwischen den beiden. Leopold von Zenetti ist übrigens der einzige Lehrer, den Bruckner bei seinen Vorlesungen in Wien und auch in Briefen namentlich erwähnt.“
Neben der musikalischen Komponente wirft die Ausstellung auch ein Schlaglicht auf das gesellschaftliche Leben in der Biedermeierzeit – eine Epoche voller Kontraste. Während in Wien Studenten gegen die Habsburger-Monarchie revoltierten und die liberale Revolution 1848 blutig niedergeschlagen wurde, zog sich das Bürgertum zunehmend ins Private zurück. „Gerade dieser Rückzug von der großen Politik ins Persönliche hat viele Parallelen zur Gegenwart“, sagt Kneifel. Auch in Enns spiegelt sich dieser Zeitgeist wider: in Amateurtheatern, dem Singverein Concordia, Kirchenchor, Kammerorchester oder geselligen Wald- und Wiesenfesten mit Musik und Tanz.
Raus aus der Politik, rein ins Private
Die Biedermeierzeit (circa 1815 bis 1848) zeichnet sich neben seiner passiven Akzeptanz der politischen Gegebenheiten auch durch die Sehnsucht nach einer idyllischen Heimat und Familie aus, kurz: einem bürgerlichen, bescheidenen Leben. Der Biedermeier war eine Ära der Innenkultur, der Wohnzimmermusik. Bildung, Kunst und Sammelleidenschaft wurden wichtiger. Natur und Religion waren wichtige Inspirationsgegenstände in der Kunst und Literatur, ebenso Themen wie Sehnsucht, Melancholie und Resignation. Musik spielte im bürgerlichen Leben der Biedermeierzeit ebenfalls eine zentrale Rolle – und Leopold von Zenetti prägte diese Kultur maßgeblich mit. Als echter Sohn dieser Epoche – 1805 in Enns geboren – war er weit mehr als nur Stadtpfarrorganist. Das „musische Universalgenie“, wie Vereinsobmann Kneifel ihn nennt, „war Komponist, Musiklehrer in der Volksschule, Mesner, Dirigent, Chorleiter und sogar Vervielfältiger von Notenblättern – alles in Personalunion.“
Zenetti: „Ich habe ja zum Ausgleich meine Musik“
Doch auch die privaten Seiten werden in der Ausstellung nicht ausgespart – inklusive einer berührenden Anekdote: Gemeinsam mit seiner Frau Karoline lebte der Orgellehrer Anton Bruckners in einem kleinen Haus am Ennser Kirchenplatz. Sie bekamen 14 Kinder, wovon sieben im Kindesalter starben. „Seine Frau war verständlicherweise traurig, oft missmutig“, weiß Kneifel. Zenetti soll dazu einmal gesagt haben: „Ich habe ja zum Ausgleich meine Musik.“ Nach seinem Tod vernichtete seine Frau alle seine Kompositionen – aus Frust oder Verzweiflung, wer weiß. Nur ein einziges Werk, ein Septett, ist heute noch erhalten – sorgfältig bewahrt vom Museumsverein.
Ein Leben zwischen Musik, Alltag und Geschichte
Die Ausstellung im Ennser Museum Lauriacum zeigt dieses seltene Zeugnis ebenso wie historische Notenblätter, Instrumente und Szenen aus dem kulturellen Leben der Biedermeierzeit. Für Besucher bietet sie Einblicke in eine bewegte Epoche und in ein bemerkenswertes Leben zwischen Musik, Alltag und Geschichte.
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