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Müllentsorgung war schon bei den alten Römern ein Problem

Thomas Lettner, 23.03.2021 08:00

Enns. Das Frühjahr wird in vielen Gemeinden dazu genutzt, die Umwelt von achtlos weggeworfenem Müll zu säubern. Doch das Problem Vermüllung ist kein Phänomen der Neuzeit. Auch die Römer hatten schon mit defectio (Müll) zu kämpfen.

  1 / 2   Recycling zur Römerzeit: Eine Scherbe antiken Tafelgeschirrs wurde als Schreibunterlage verwendet. Foto: ÖAI, H. Sedlmayr

Bereits im 1. Jahrhundert nach Christus beschrieb Plinius der Ältere in seiner vielbändigen Naturenzyklopädie „naturalis historia“ die vorhandene Umweltverschmutzung und ihre Folgen: „Wir vergiften die Flüsse und die Grundbestandteile der Natur, und wir verwandeln gerade das, was unsere Lebensgrundlage ist, in Nägel für unseren Sarg.“

Entsorgung vor Ort

„Besonders in den Städten muss die Belastung und der entsprechende Geruch heftig gewesen sein, da es keine uns bekannte Müllabfuhr und sehr selten Entsorgungsregeln gab“, sagt Archäologe Bernhard Schlag vom Museum Lauriacum. Wo sich ein „Plätzchen“ fand, wurde entsorgt. Die Straßen, ein Brunnenschacht, diverse Gewässer, Gruben und Friedhöfe waren ebenso beliebt wie aufgelassene Kalkbrennöfen, was aktuell in der Sonderausstellung „Hercules im Kalkbrennofen“ im Museum Lauriacum zu sehen ist.

Recycling von Abfällen

Mögen solche Mülldeponiefunde heute ein Quell der Freude und Information für die Archäologen sein, war manch ein Zeitgenosse nicht so begeistert vom fremden Müll, wie bei dem römischen Schriftsteller Sueton nachzulesen ist: „Trage deinen Müll weit weg, sonst bekommst du Ärger.“ Auch das Thema Recycling kannten die Römer bereits unter dem Begriff redivivum (etwas wiederaufleben lassen). So verwendete man allen brennbaren Abfall zum Heizen. Gebrochene Metallobjekte wurden wieder eingeschmolzen, kaputte, kalkhaltige Steinobjekte in den Kalkbrennofen geworfen.

Plastik war noch nicht bekannt

Die ungeheure Menge an Scherben und Ziegelbruchstücken wurde für Notizen oder Schreibübungen verwendet. Auf einem in Lauriacum gefundenen Terra Sigillata-Fragment steht das Wort Roma – einmal schön geritzt von einem Lehrer und einmal sehr ungeübt, da es vielleicht von einem Schüler nachgeritzt wurde. „Zumindest einen Vorteil mag der antike römische Abfall für die Umwelt gehabt haben: Jede Form von Plastik oder Kunststoff war noch unbekannt“, sagt Schlag.

Die Sonderausstellung „Hercules im Kalkbrennofen – Massenproduktion und Müllentsorgung in Lauriacum“ im Museum Lauriacum ist noch bis 20. Februar 2022 zu sehen.


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