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Flötistin spricht über die Wertschätzung als ehrenamtlicher Musiker

Leserartikel Julia Karner, 16.08.2021 10:00

HARGELSBERG. Ingrid Rockenschaub, Lehrerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern, ist eine langjährige ehrenamtliche Flötistin in Hargelsberg. Im Interview spricht sie unter anderem über die Wertschätzung für Musiker.

 (Foto: Buchberger)
(Foto: Buchberger)

Tips: Jeder zweite engagiert sich ehrenamtlich. Laut Umfrage fühlt sich nur jeder fünfte Ehrenamtliche „voll und ganz“ wertgeschätzt. Wie geht es Ihnen damit?

Rockenschaub: Als Musikkapelle wird man von der Bevölkerung in erster Linie beim Umrahmen von Festen wahrgenommen und erlebt. Ich glaube, dass dies beim Großteil der Bevölkerung großen Anklang findet und auch sehr geschätzt wird. Natürlich wissen Außenstehende nicht, wie viel Probenarbeit, Organisation und finanziellen Aufwand es bedarf, damit eine Musikkapelle so erklingt, wie man es sich erwartet. Manchmal wird es auch als selbstverständlich angesehen, dass die Musiker der Musikkapelle immer für jeden Spieleinsatz Zeit haben. Dadurch entsteht manchmal der Eindruck, zu wenig Wertschätzung zu erfahren. Generell bin ich jedoch der Meinung, dass wir als Musikkapelle, sowie jeder einzelne von uns, im Großen und Ganzen für unsere Leistungen nach wie vor sehr viel Wertschätzung durch die Bevölkerung erfahren. Erfreulicherweise zeigt sich diese auch immer wieder durch eine für unseren Spielbetrieb extrem wichtige finanzielle Unterstützung.

Tips: Trotz der wenigen Zeit neben Beruf und Familie, sind Sie schon sehr viele Jahre eine wichtige Säule in der Musikwerkstatt Hargelsberg. Wie schafft man das?

Rockenschaub: Für mich ist es sehr wichtig, dass die Tradition der Blasmusik weiter Bestand im Ort hat, daher nehme ich mir bewusst die Zeit und leiste gerne meinen Beitrag. Von meiner Familie wird dies auch unterstützend mitgetragen und sie hat großes Verständnis dafür, wenn der familiäre Zeitplan durch die musikalischen Verpflichtungen mitbeeinflusst wird.

Tips: Wie würden Sie Ihr Ehrenamt in der Blasmusik Ihren Volksschulkindern beschreiben?

Rockenschaub: Die Musikkapelle ist eine besondere Gemeinschaft. Jeder ist willkommen, egal wie alt, welcher Beruf oder Nation. Jeder bringt seine Talente, Ideen und Persönlichkeit ein. Die Töne der einzelnen werden zu einem gemeinsamen großen Klang. Wenn die Musikkapelle aufspielt, dann weiß man, dass etwas Wichtiges stattfindet. Die Musik macht Feste festlicher und Feiern feierlicher. Das Wichtigste dabei ist, dass alle Freude am gemeinsamen Musizieren haben, dass man sich aufeinander verlassen kann und dabei die gegenseitige Wertschätzung hochgehalten wird. Als Mitglied der Musikkapelle stellt man sich immer wieder neuen Herausforderungen, ob musikalisch durch neue Musikstücke und neue Musikstile, oder wenn man Solos bei Konzerten spielen darf, aber auch durch das Übernehmen verschiedener Tätigkeiten im Vereinsleben bieten sich viele Lern- und Entwicklungschancen, vor allem für die jüngere Generation.

Tips: Sie haben drei Kinder. Spielen die auch ein Musikinstrument?

Rockenschaub: Alle drei haben Instrumente erlernt. Begonnen haben sie bereits in der Volksschule mit Blockflöte, danach wählte jedes für sich sein gewünschtes Instrument. Zum Erlernen von Klarinette, Trompete beziehungsweise Saxofon besuchten sie dann die Musikschule in Enns. Parallel zu dieser Ausbildung erfolgte der erste Einstieg im Jugendorchester und weiterfolgend in der Blasmusikkapelle.

Tips: Sind Ihre Kinder froh, ein Instrument erlernt zu haben?

Rockenschaub: Diese Frage sollten meine Kinder eigentlich selbst beantworten, ich glaube aber schon. Ich kann mit Gewissheit sagen, immer wenn sie von ihren Erlebnissen beim Musizieren, sei es im Jugendorchester oder anders wo sprechen, gibt es viel zu lachen. Sie bedauern jedoch, dass durch Studium und damit verbundenem Wohnortwechsel für das Musizieren derzeit weniger Zeit bleibt.

Tips: Das Ehrenamt wird sich aufgrund fehlender Wertschätzung verändern. Wie sehen Sie das?

Rockenschaub: Ich finde es sehr schade, dass sich immer weniger Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten begeistern lassen. Für mich persönlich ist nicht die Wertschätzung das vordergründige Anliegen im Verein tätig zu sein, sondern viel mehr die Gemeinschaft, der persönliche Spaß am Musizieren und natürlich auch das Erhalten einer schönen und wie ich meine für unsere Gesellschaft wichtigen Tradition. Klagen und Jammern, dass sich alles verändert hat, bringt die „guten alten Zeiten“ nicht zurück. Sich aufraffen, mitmachen und mitgestalten hingegen kann ein Schritt in diese Richtung sein.


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