ST.VALENTIN. Amazon hat sich im Laufe der Jahre zu einem der mächtigsten Logistikkonzerne entwickelt. Dass der Konzern nun ein Verteilerzentrum in St. Valentin errichten will, stößt nicht überall auf Zustimmung.
Unweit der Westautobahn plant Amazon, ein lokales Verteilerzentrum zu errichten. Die Stadtgemeinde St. Valentin ist Grundeigentümerin eines der Grundstücke, das für den Bau des Firmenareals benötigt wird. Aus diesem Grund war es nötig, die Angelegenheit im Gemeinderat zu behandeln. Geplant ist, dass auf dem Areal die Firma Fraktal Development Grundstücke kauft, entwickelt und an Amazon weitervermietet. Ein Verteilerzentrum soll entstehen, um Waren auszuliefern, die Kunden im näheren Umkreis bei Amazon bestellt haben.
Geheime Abstimmung
Bei der Gemeinderatssitzung am 27. September wurde eine grundsätzliche Entscheidung über die Ansiedelung von Amazon in St. Valentin getroffen. „Die Abstimmung, ob die Ansiedelung von Amazon grundsätzlich weiterverfolgt werden soll, erfolgte geheim und ohne Fraktionszwang“, erklärt Rafael Mugrauer von der SPÖ. Unter den 31 anwesenden Gemeinderäten stimmten 18 dafür und 13 dagegen, womit der Grundsatzbeschluss mehrheitlich angenommen wurde. Eine Garantie für eine Umsetzung des Projekts ist diese Entscheidung des Gemeinderates noch nicht, es müssen noch weitere Beschlüsse folgen. Während die ÖVP der Sache grundsätzlich positiv gegenübersteht und von ungefähr 100 Arbeitsplätzen ausgeht, die durch die Ansiedelung geschaffen werden, sehen andere Fraktionen die Situation eher kritisch.
Ablehnung durch FPÖ
„Für die Freiheitliche Fraktion im Gemeinderat ist der Grundverkauf an einen Internetriesen strikt abzulehnen“, macht FPÖ-Obmann Hannes Lugmayr klar. „Der Schutz heimischer Traditionsunternehmen sowie Klein- und Mittelbetriebe mit tausenden Mitarbeitern in der Kleinregion steht für uns an erster Stelle.“ Die Vertreter der FPÖ befürchten dadurch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und wollen stattdessen eine Ansiedelung österreichischer Unternehmen. Die Freiheitliche Gemeinderatsfraktion fordert deshalb einen sofortigen Stopp aller Verhandlungen und fordert die Abhaltung einer Volksbefragung.
Auch Grüne sind kritisch
Auch die St. Valentiner Grünen sind gegen die geplante Ansiedelung. St. Valentin habe bereits jetzt eine hohe Versiegelungsrate. Eine Betriebsansiedlung in diesem Bereich würde zu einer erneuten Bodenversiegelung führen. Auch wäre ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch das Verteilerzentrum zu erwarten. Der Verkehr würde durch eine relativ schmale Unterführung geleitet. Grundsätzlich sind die Grünen nicht gegen eine Betriebsansiedlung an diesem Standort, allerdings gäbe es aus der Sicht der Grünen genug Gewerbebetriebe, die weniger verkehrsintensiv wären und die für geregelte Arbeitsverhältnisse stehen würden.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden
04.10.2022 15:42
Ideologieverfehlungen SPÖ / ÖVP
Die SPÖ St. Valentin, sollte sich mal mit dem ÖGB abstimmen. Traditionell ist diese Interessenvertretung von der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen dominiert und zusammengesetzt. Sie fordern seit Jahren „Schluss mit Ausbeutung und Steuergeschenken!“ Also wieder Mal ein Beweis mehr – wo die SPÖ am Schalthebel und der Macht sitzt – wird auf die Grundprinzipien des Sozialstaates verzichtet und die Umwelt ohne Rücksicht zubetoniert. Zur Haltung der ÖVP, die sich als Wirtschafts- und Landwirtschaftspartei positioniert, kann ich nur im Fall von St. Valentin den Kopf schütteln. Für die Steigerung der heutigen Kommunalsteuer um rund 1% pro Jahr zerstört man die landwirtschaftliche Nutzflächen für die regionale Nahversorgung und die Existenz der kleinen und mittleren Gewerbe in der Stadt.