Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Ertl feiert großes Fest für Friedensaktivist Stefan Matzenberger

Thomas Lettner, 23.04.2019 10:51

ERTL. In Ertl findet am Sonntag, 5. Mai, anlässlich des 100. Geburtstages von Stefan Matzenberger – eines bedeutenden Sohnes der Gemeinde und Friedensstifters – ein großes Friedensfest statt.

Stefan Matzenberger mit seinen vier Kindern. Foto: Penzendorfer
  1 / 4   Stefan Matzenberger mit seinen vier Kindern. Foto: Penzendorfer

Stefan Matzenberger wurde am 5. Mai 1919 im Schindelmacherhaus zu Ertl geboren. Nach der Schule in Seitenstetten maturierte er im Gymnasium in Waidhofen/Ybbs. Im April 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Im Kriegswinter 1941/42 war er als Sanitäter und Regimentsmelder der 6. Armee nach Stalingrad unterwegs, als er 23-jährig von etwa 40 Granatsplittern getroffen wurde und dadurch sein Augenlicht verlor.

Schwester von Tiefflieger getötet

Vom Kriegslazarett in Charkow wurde er nach Kiew und später in das Berliner Gertrauden-Krankenhaus gebracht, wo er beschloss, Jus zu studieren. Er lernte die Blindenschrift, ihre Kurzschrift und auch Schreibmaschinenschreiben. Wieder einigermaßen genesen, begab er sich nach Hause. Seine Schwester Rosina nahm sich ihres jungen blinden Bruders an. Als seine Begleiterin verlor sie im Februar 1945 während einer Bahnfahrt von Wien nach St. Peter/Au nahe Neumarkt/Ybbs bei einem Tieffliegerangriff ihr Leben.

Dienst für den Frieden

Derartige Kriegserlebnisse beeinflussten Stefan Matzenbergers weiteren Lebensweg. Als Blinder studierte er Rechtswissenschaften in Marburg an der Lahn und in Wien, wo er 1947 zum Dr. jur. promovierte. All seine weiteren Studien stellte er in den Dienst der Friedensforschung. Er hielt viele Vorträge, schrieb fast 20.000 Briefe an Päpste, Präsidenten sowie namhafte Persönlichkeiten und pflegte stets rege Konversation mit österreichischen Politikern.

Vier Mal für Friedensnobelpreis vorgeschlagen

Die Einführung des Weltfriedenstages (1. Jänner), des Zivildienstes in Österreich sowie die Gründung der Pax-Christi-Bewegung sind mit ihm verbunden. Seinem Einsatz ist es auch zu verdanken, dass in das österreichische Wehrgesetz Waffendienstverweigerungsbestimmungen aufgenommen wurden, dass in Österreich die Todesstrafe für Soldaten abgeschafft und das Militärstrafgesetz humanisiert wurde. Stefan Matzenberger verfasste zwei Bücher zur Friedensthematik und wurde viermal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. 1986 verstarb er in Wien.

Mehrere Veranstaltungen

Am Sonntag, 5. Mai, 10 Uhr, findet in Ertl ein Festgottesdienst mit Diözesanbischof Alois Schwarz statt. Im Anschluss gibt es einen Festakt am Dorfplatz mit Präsentation der Festschrift. Im Gemeindeamt Ertl ist eine Ausstellung zu Stefan Matzenberger zu sehen. Im Bildungszentrum St. Benedikt in Seitenstetten wird am Donnerstag, 9. Mai, 19 Uhr, die Ausstellung „Ein Blinder weist der Menschheit den Weg“ eröffnet. Dabei werden auch die Schulprojekte der VS und NMS Ertl, der VS, NMS und PTS St. Peter/Au, der NMS und des Stiftsgymnasiums Seitenstetten sowie des Realgymnasiums Waidhofen/Ybbs präsentiert.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden