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TRAGWEIN. Vor 20 Jahren hat Edeltraud Jungwirth ihr Zuhause auf Burg Reichenstein gefunden. Heute verbindet die liebevoll Burgfräulein genannte gebürtige Mönchdorferin ihre Tätigkeit als Künstlerin mit der engagierten Leitung des OÖ. Burgenmuseums.

Ein verträumter Garten gehört zu Edeltraud Jungwirths Wohnung auf der Burg.  Fotos: Greindl
  1 / 2   Ein verträumter Garten gehört zu Edeltraud Jungwirths Wohnung auf der Burg. Fotos: Greindl

Von weit unten hört man die Waldaist rauschen, im liebevoll gestalteten Garten glüht die Sommerhitze, aber in den dicken Mauern von Edeltraud Jungwirths Burgwohnung ist es stets angenehm kühl. „Vor 20 Jahren habe ich in Tips eine Kleinanzeige gefunden, dass in Reichenstein eine Burgwohnung zu vermieten ist“, berichtet Jungwirth. Obwohl die Mönchdorferin damals zum zweiten Kind schwanger war und die Wohnung im Winter nur mit kleinen Öfen heizen konnte, wusste sie sofort: „Ich will zurück aufs Land, hier gehöre ich her!“

Privat und beruflich auf der Burg angekommen

Heute ist Edeltraud Jungwirth nicht nur Mieterin, sondern seit September 2018 auch Leiterin und Geschäftsführerin des OÖ. Burgenmuseums auf Burg Reichenstein. Zugleich genießt die Künstlerin auch die Möglichkeit, sich für eigene Kunstprojekte in die dicken Mauern ihrer Wohnung zurückzuziehen. „Sie geben mir Schutz und Kraft.“

Als Bauernkind zur Kunst

Aufgewachsen mit sieben Geschwistern auf einem Bauernhof in Mönchdorf, machte Jungwirth zunächst die Ausbildung zur Krankenschwester in Linz. Sechs Jahre lang arbeitete sie auf der Onkologie-Station mit Krebspatienten. Als sich die Kinder einstellten – heute sind die drei Söhne erwachsen –, stellte sich der Alleinerzieherin stets die Frage nach dem Geldverdienen. „Schließlich habe ich dank Höchststipendium mit dem Studium der Malerei und Grafik an der Kunstuni begonnen, auch, um nicht nur Mama zu sein, sondern um etwas für mich alleine zu haben“, erzählt Jungwirth.

Künstlerisches Talent 

Das künstlerische Talent war bei ihr immer vorhanden gewesen, aber nie konkret gefördert worden. „Für meinen Vater war es schwer zu verstehen, er hat sich Sorgen gemacht, wie ich von Kunst leben kann. Meine Mutter war da offener, sie hat meine künstlerische Arbeit sehr wertgeschätzt.“ In ihre Tätigkeit beim OÖ. Burgenmuseum ist Edeltraud Jungwirth nach und nach hineingewachsen. Zuerst waren es ehrenamtliche Tätigkeiten für den Burgverein. „Als Archäologen in Reichenstein Helfer gesucht haben, war ich dabei – und habe Blut geleckt“; schmunzelt die 49-Jährige.

Arbeiten auf der Burg

„Irgendwann war es naheliegend, auch auf der Burg zu arbeiten.“ Heute genießt sie ihren 40-Stunden-Job im Besucherservice und in der Kunst- und Kulturvermittlung ebenso wie ihren privaten Fokus auf Malerei und Grafik. Besonders gern arbeitet Edeltraud Jungwirth mit Kindern, sie hat eigens eine Kreativpädagogik-Ausbildung an der Kunst-Uni absolviert. „Mit Unterstützung von Josef Kramer und Regina Nader ist es gelungen, das Kreativatelier für Kinder zu eröffnen. Heuer hatten wir 40 Kinder bei den Kinderkunsttagen“, sagt das „Burgfräulein“ nicht ohne Stolz. Ein Herzensanliegen ist ihr auch der Kultursommer auf Burg Reichenstein, der heuer mit Ausstellungen und Konzerten stattfand und seine Fortsetzung finden soll.

Kunst als Psychohygiene

Alles, was von außen auf sie einströmt, verarbeitet Edeltraud Jungwirth dann quasi als Psychohygiene in ihren eigenen künstlerischen Werken. In ihrer Wohnung hinter den dicken Burgmauern entstehen Bilder in ganz unterschiedlichen Techniken. Oft sind es Landschaften, gerne Ansichten der Burg Reichenstein. „Für mich ist es in jeder Hinsicht ein Privileg, auf der Burg leben und arbeiten zu dürfen.“


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