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Unerfüllter Kinderwunsch „Es tut so gut, zu sehen, dass man nicht alleine ist“

Mag. Susanne Überegger, 30.03.2021 15:57

BEZIRK. Der Weg zur Elternschaft war für Alina H. (Name geändert, Anm.) und ihren Mann lang und steinig. Jahrelang glich das Leben des Paares aus dem Bezirk Freistadt durch den unerfüllten Kinderwunsch einer emotionalen Achterbahnfahrt. „Damals hätte ich mir gewünscht, mich mit anderen austauschen zu können“, möchte H. nun eine anonyme Online-Selbsthilfegruppe für Betroffene ins Leben rufen.

Alina H. mit nur einem Bruchteil der Medikamente, die sie während der Kinderwunschbehandlung einnehmen oder sich selbst spritzen musste. Foto: sue

„Wann kommt denn nun was Kleines?“, „Ihr werdet auch nicht jünger!“, „Was ist los mit euch, seid ihr etwa zu egoistisch für Kinder?“ Solche zwar nicht böse gemeinten, aber unbedachten Sätze aus der Familie, dem Freundes- und Bekanntenkreis waren für Alina H. und ihren Ehemann jedes Mal wie ein Schlag ins Gesicht, versuchte das Paar doch jahrelang vergeblich, endlich Eltern zu werden.

„Mein Mann und ich sind seit zehn Jahren zusammen, haben ein schönes Haus gebaut und geheiratet. Eigentlich war alles für die Gründung einer eigenen Familie angerichtet“, erzählt die junge Frau.

Angst und Enttäuschung

Doch der lang ersehnte Nachwuchs wollte und wollte sich nicht einstellen. „Mit jedem Monat stieg die Enttäuschung, wir wurden immer deprimierter und trauriger und die Angst, dass es mit einem Kind nie klappen würde, immer größer“, versuchte das Paar zu Beginn, die schwere Situation allein zu meistern.

Nach zwei Jahren und nachdem die Ärzte keinerlei körperliche Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit fanden, das Paar zudem diverse Energetiker und Heilpraktiker erfolglos aufgesucht hatte, wandte es sich schließlich an eine Kinderwunschklinik. „Allein der Anruf hat mich eine Riesenüberwindung gekostet. Ich habe bestimmt hundert Mal angerufen und gleich wieder aufgelegt“, erinnert sich H. „Aber ab dem Zeitpunkt sind wir dann aufgefangen worden.“

Alles drehte sich nur mehr um den Kinderwunsch

Am Beginn der Kinderwunschbehandlung standen diverse Untersuchungen, bis feststand: „Es liegt an mir“, sagt Alina H. und kämpft mit den Tränen. Eine Hormonstörung verhinderte eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege.

Die darauffolgende Zeit der Kinderwunschbehandlung war für die junge Frau und ihren Mann sehr belastend: „Wir lebten in einer Art Parallelwelt. In der Arbeit, im Ehrenamt und in der Familie funktionierten wir, und daneben im Verborgenen drehte sich alles nur mehr um den Kinderwunsch. Bald merkten wir, dass wir es alleine nicht schaffen und weihten endlich unsere allerengsten Vertrauten ein.“

Enorme körperliche psychische Belastung

Um die Eizellenproduktion anzuregen, musste Alina H. Unmengen an Medikamenten einnehmen und sich täglich selbst Hormonspritzen geben, was eine große körperliche Belastung darstellte. „Aber noch ärger war die psychische Belastung“, sagt die Frau. Zwar war der Schwangerschaftstest nach der ersten künstlichen Befruchtung positiv, der Embryo ging jedoch ab. „Das war mein absoluter Tiefpunkt. Ich konnte psychisch einfach nicht mehr“, meisterte Alina H. den Schicksalsschlag mit der Unterstützung ihres Mannes und psychologischer Begleitung.

Der zweite Versuch schlug ebenfalls fehl – diesmal fiel der Ehemann in ein tiefes emotionales Loch. „Mein Mann und ich konnten zum Glück immer gemeinsam über alle Ängste, Probleme und Befürchtungen sprechen. Nur gemeinsam kann man eine so schwierige Zeit schaffen. Der Kinderwunsch muss von beiden Seiten gleich groß sein, sonst verliert man sich als Paar.“

Kleines Wunder 

Beim dritten Versuch endlich klappte es. „Freuen konnten wir uns aber erst, als das Kind gesund auf der Welt war“, strahlt Alina H. beim Gedanken an ihr kleines Wunder, welches 2020 geboren wurde.

„Man ist nicht alleine“

„Unser Kinderwunsch hat sich doch noch erfüllt. Trotz aller psychischen, körperlichen und finanziellen Belastungen würden wir es jederzeit wieder so machen“, sagt die junge Mama. „Meine Kraft, die ich aus dem Muttersein schöpfe, möchte ich gerne Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch schenken und eine Art Online-Selbsthilfegruppe gründen. Es tut einfach gut, sich auszutauschen und zu sehen, man ist nicht alleine“, können ihr Betroffene bei Fragen oder zum Austausch mailen: kinderwunsch.freistadt@gmx.at

 


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17.04.2024 10:24

Ich würde sofort tauschen

Bis zu drei Versuche für eine Lebendgeburt ist in der künstlichen Befruchtung ganz "normal" - man wird nur leider von den Ärzten oft nicht ordentlich informiert und aufgeklärt. Meist werden sogar zusätzlich noch falsche Hoffnungen geschürt, weil sich letztendlich alles nur ums Geld dreht in den Kinderwunschkliniken. Hier wäre es an der Politik, dieses Thema zu enttabuisieren und betroffene besser zu unterstützen. Ich habe fünf künstliche Befruchtungen hinter mir und keiner konnte mir wirklich sagen, warum es permanent scheiterte. Ich wäre überglücklich, wäre ich nach nur drei Versuchen erfolgreich gewesen. So bin ich kinderlos und werde es wohl bleiben. Hilfe für Betroffene? Fehlanzeige.