Klimaschutz, Klimaticket und ländliche Bahnstrecken aus der Sicht eines Bahnkunden
BEZIRK GMUNDEN. Dr. Rudolf Bengesser aus Gosau sendete der Tips-Redaktion einen Leserbrief rund um das Thema Klimaschutz aus der Sicht eines Bahnkunden.
Dass der motorisierte Individualverkehr nicht gut fürs Klima ist, steht außer Frage und dass etwas getan werden sollte, auch. Was aber sind die Alternativen am Land?
Fehlende Infrastruktur
Mehrere Talschaften, zum Beispiel Gosau, sind nicht per Bahn erreichbar, selbst in „Bahntälern“ können die Wege bis in die Orte und Liegenschaften sehr weit sein und selbst dort, wo es Bahnstationen gibt, werden selbige aufgelassen, wie Mitterweißenbach, Langwies und Lahnstein, beziehungsweise so mangelhaft bedient, dass man es sich gut überlegen muss, die Bahn überhaupt in Betracht zu ziehen. Obersee ist fußläufig jeweils circa fünf Kilometer von den Bahnhöfen Steeg und Obertraun entfernt, eine Öffi-Alternative gibt es nicht, selbst in die Haltestelle Hallstatt sind es noch gut drei Kilometer, teilweise über Stock und Stein, bei Dunkelheit alles ohne Wegbeleuchtung; ansonsten muss man Wartezeiten bis zu zwei Stunden in Kauf nehmen. Die beiden letzten Fahrplanänderungen haben zwar einige neue Abendzüge gebracht, dafür wurden andere Zughalte gestrichen, sodass die Verbesserung eher als marginal zu bezeichnen ist und kaum auf das Auto verzichten lässt.
Schlecht ausgestattete Haltestellen
Dass es an den Bahnhöfen und Haltestellen keinerlei Serviceleistung (Auskunft, Gepäckaufbewahrung, Kartenverkauf) mehr gibt, ist leider auch Tatsache.
Ein Klimaticket kann nur was bringen, wenn man es ohne allzu großen Aufwand nutzen kann – für die Oberseer, aber auch viele andere derzeit noch illusorisch. Ich hätte so manches in unserem Vereinsheim in Obertraun zu tun und würde dafür gerne den Zug zwischen Obersee und Obertraun nutzen – bei deutlich besserem Angebot.
Drohende Landflucht
Sollte sich am (Bahn-)Angebot nichts zum Besseren ändern, befeuert das die ohnehin schon bestehende Landflucht in die Speckgürtel der Ballungszentren – mit all ihren zugehörigen Folgen. Wenn es um Klimaschutz geht, gäbe es wesentlich effizientere Maßnahmen, zum Beispiel weg von der Einweg-Wegwerf- hin zur ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft mit entsprechend langer Waren-Nutzungsdauer; weg mit der EU-Transportförderung.
von Dr. Rudolf BengesserGosau/Bad Goisern
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