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Propst Sonnleitner: „Für die Leute da zu sein und Verständnis zu haben, ist eine ganz wichtige Aufgabe“

Lisa-Maria Laserer, 18.03.2025 06:47

BAD ISCHL/ST. FLORIAN. Klaus Sonnleitner, ein gebürtiger Bad Ischler, erhielt am Sonntag als neuer Propst des Stifts St. Florian die Abtweihe. Im Tips-Interview erzählt der 54-Jährige Augustiner Chorherr, wie er Musik und Theologie vereint und warum die Kirche weiterhin eine große Rolle in der Gesellschaft spielt.

Klaus Sonnleitner vor dem Spieltisch der Brucknerorgel in St. Florian. (Foto: Fotokerschi)
Klaus Sonnleitner vor dem Spieltisch der Brucknerorgel in St. Florian. (Foto: Fotokerschi)

Tips: Sie haben Musik und Theologie studiert: War es je ein Entweder/Oder oder war es immer ein Miteinander der beiden Richtungen?

Sonnleitner: Mein erstes Studium war Orgel und Kirchenmusik am Mozarteum Salzburg. Das war eine großartige Zeit, für die ich sehr dankbar bin. Interesse an Kirche und Priestersein – das war allerdings auch schon da und hat mich immer interessiert, auch in der Jugend schon.

Tips: Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie Priester wurden? Gab es da einen besonderen Moment oder hat sich das so entwickelt?

Sonnleitner: Es war eigentlich ein ganz unspektakuläres Hineinwachsen. Ich glaube, da hat mich die Orgel- und Kirchenmusik inspiriert und gleichzeitig auch das Kirchliche.

Tips: Und warum dann auch noch zu den Augustiner Chorherren?

Sonnleitner: Ich habe das Theologiestudium ja als Seminarist im Bischöflichen Priesterseminar begonnen. Da dachte ich mir dann allerdings, es wäre vielleicht besser, in einer Ordensgemeinschaft weiterzumachen. Die Stifte haben ja eine reiche Musiktradition und es könnte einfacher sein, neben den priesterlichen Aufgaben auch weiterhin zu musizieren. Ich lernte von Linz aus das Stift St. Florian kennen und dachte mir: Da ist es gut, da gehst du hin.

Tips: Ist Ihnen dieses entbehrungsreiche Leben je schwergefallen? Gab es Momente, in denen Sie gezweifelt haben und die Kirche eventuell verlassen wollten?

Sonnleitner: Ich habe es eigentlich nie als besonders entbehrungsreich empfunden. Jeder Mensch muss auf irgendetwas oder vielleicht sogar Vieles verzichten. Das ist noch nicht schlimm, außer es ist unfreiwillig oder sehr, sehr schwer – das kann dann natürlich auch belastend sein. Ich glaube, viele Menschen könnten auch heute noch Priester oder Ordensleute (Männer wie Frauen) werden. Man muss es halt ganz bewusst wollen, sowie man auch andere Entscheidungen im Leben bewusst treffen muss – und in jedem Fall positiv sehen. Es ist einfach ein toller Beruf, besser gesagt eine Berufung.

Tips: Bekanntlich gibt es seit langem „Nachwuchsschwierigkeiten“ beim Beruf des Priesters und natürlich auch im Kloster. Wie sehen Sie diese Entwicklung und was müsste sich ändern, dass hier ein „Gegentrend“ einsetzt?

Sonnleitner: Ich glaube, das hängt sehr stark mit der gesellschaftlichen Entwicklung zusammen. Die Bedeutung von Religion in unserem Kulturkreis sinkt. Das wirkt sich auf die Erziehung und Lebensweise aus. Man muss sich für etwas wie ein religiöses Leben und Denken entscheiden und auch den Mut haben, sich manchmal auch wirklich damit zu beschäftigen. Dazu muss man noch nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen. Es wäre mein großer Wunsch, dass es wieder mehr Priester und Ordensleute gibt. Unsere Gemeinschaft in St. Florian ist mittlerweile alt geworden – das würde uns gut tun. Im übrigen glaube ich, dass wir in der Kirche gute Öffentlichkeitsarbeit machen und zunehmend auch die sozialen Medien (Facebook, Instagram) nutzen. Das wird schon positiv wahrgenommen.

Tips: Welchen Stellenwert hat die Kirche Ihrer Meinung nach in der heutigen Gesellschaft?

Sonnleitner: Ich verstehe die Kirche als offene Gemeinschaft. Das wird mehr und immer besser. Die Wurzeln sind sehr stark. Vieles von unseren Werten und dem, was unser Denken und Leben ausmacht, hat seinen Grund in einer humanistischen Praxis, die vom Christentum her kommt. Gemeinsam sind wir stark und jeder kann etwas dazu beitragen und hat auch etwas davon. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sind gut ausgebildet und können in verschiedenen Fragen Menschen begleiten. Für die Leute da zu sein, ihnen zuzuhören und Verständnis zu haben, ist eine ganz wichtige Aufgabe für uns alle in der Kirche.

Tips: Was ist Ihnen wichtig in Ihrer neuen Aufgabe als Propst?

Sonnleitner: Als Propst von St. Florian bin ich der Vorsteher unseres Augustiner Chorherrenstiftes und Oberer der Klostergemeinschaft. Deshalb ist es einerseits ein Dienst an den Mitbrüdern, die man unterstützen und für die man da sein muss, andererseits ist es die Leitung des ganzen „Betriebes“. Wir haben fast 70 Angestellte und verschiedene Wirtschaftsbetriebe. Es ist wirklich eine sehr bunte Mischung an Aufgaben, die einen da beschäftigen. Repräsentation und die Feier der festlichen Gottesdienste im Stift und in verschiedenen Pfarren (Firmungen, Jubiläen, Wallfahrten und vieles mehr) sind da nur ein kleiner Teil des Ganzen, aber ein sehr schöner.


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