Ausgezapft: Der Grieskirchner Bierbrunnen als verkanntes Juwel
GRIESKIRCHEN. Während sich die Gäste in den Cafés unterhalten, lachen oder ein Eis genießen, Menschen hastig an ihm vorbeilaufen oder im Geschäft hinter ihm in Büchern schmökern, steht er teilnahmslos daneben, unbeachtet - der Grieskirchner Bierbrunnen.
Seine harte Schale lässt kaum erahnen, dass in ihm ein weicher, goldener Kern schlummert, ein Herz aus Hopfen und Malz, das die Grieskirchner eigentlich so gerne haben. Wie schön wäre es, wieder im Mittelpunkt zu stehen, die Freude aus ihm heraussprudeln zu lassen und die Menschen glücklich zu machen. Er möchte zusehen, wie der goldene Saft seines Inneren in die Gläser fließt und mit einer perfekten Schaumkrone verziert wird. Er möchte miterleben, wie sich mit jedem „Prost!“ die Laune der Menschen hebt. So gerne wäre er wieder Spaßmacher, Luststeigerer und Mutmacher. Waren das noch Zeiten, wie er die Maturanten des BORG um sich versammeln konnte und mit ihnen den Abschluss feiern durfte. Zwei Mal, so heißt es, konnte er die Schüler vor dem Start in den „Ernst des Lebens“ noch mit einer kühlen Blonden belohnen.
Marketing-Gag für die Bierstadt
Er wurde aus einer Idee des damaligen Braumeisters von Grieskirchner Bier, Wolfgang Michaelis, geboren. Michaelis reservierte im Zuge der Sanierung des Kirchenplatzes auch ein Platzerl für den Brunnen - als Marketing-Gag für die Bierstadt. Welch“ Ehre. Der Gallspacher Bildhauer Erwin Burgstaller lieferte das Design, Steinmetz Kienesberger verhalf dem Brunnen zu seiner Gestalt. Das war im Jahre 2001. Doch die Zeiten haben sich geändert, heute interessiert sich kaum jemand mehr für seine Fähigkeiten. Auch wenn es nicht still um ihn wurde, er selbst verschwindet in der Wahrnehmung der Grieskirchner. Von der Marketing-Idee zum Abrutsch in die Bedeutungslosigkeit. Er fühlt sich einsam, verlassen und nutzlos. Als Kunstwerk kann er durchgehen und somit zumindest mit seiner Optik den Kirchenplatz verzieren.
Kein Problem mit Alkohol
Die Inneren Werte zählen, lautet eine Redewendung, nur beim Grieskirchner Bierbrunnen scheint diese Weisheit nicht zu stimmen. Er sei kompliziert und aufwändig zum Händeln, wird ihm nachgesagt. Eine Kühling gehört nicht zu seinen Inneren Vorzügen, dafür sechs Meter Schlauch, die sich durch seinen Steinkörper und den Boden schlängeln. In einem Schacht hätte er Platz für ein gekühltes Bierfass. Er hatte nie ein Alkoholproblem und dennoch ist der Grieskirchner Bierbrunnen schon einige Jahre trocken.
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