Wenn Freundlichkeit zur Steuerfalle wird - Gastronomie wehrt sich
Grieskirchen/Eferding/OÖ. Trinkgeld ist eigentlich ein Zeichen der Wertschätzung für guten Service. Doch nun droht genau dieses Dankeschön zum steuerpflichtigen Risiko zu werden. In mehreren österreichischen Bundesländern sorgt derzeit die Besteuerung von Trinkgeldern für massive Unruhe in der Gastronomie. Gerold Royda, der oberösterreichische Wirtesprecher, fordert Rechtssicherheit. Gastronomen im Land sind verunsichert.
Die Gastronomie ist wieder einmal in Aufruhr – und das aus gutem Grund. Die Diskussion um eine mögliche strengere Besteuerung von Trinkgeldern sorgt bei Wirten und Arbeitnehmern für Kopfschütteln. Laut Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) seien Nachverrechnungen in Oberösterreich gar kein Thema – dort gebe es schließlich eine fixe Trinkgeldpauschale. Doch Wirtesprecher Gerold Royda warnt vor einer bevorstehenden Entwicklung: „Derzeit gibt es in Oberösterreich keine Offenlegungspflicht. In anderen Bundesländern hingegen schon – dort müssen Betriebe bei einer Betriebsprüfung offenlegen, wie viel Trinkgeld über Kreditkartenzahlungen hereingekommen ist. Und das führt dann automatisch zur Besteuerung.“ Genau diese Offenlegungspflicht könnte auch bald Oberösterreich treffen. Royda erklärt: „Es geht die Angst um, dass diese Verpflichtung mit der neuen Regierung auch bei uns kommt. Deswegen sind wir jetzt Teil der Gespräche für eine gemeinsame Lösung.“ Der Wunsch der Branche: Rechtssicherheit und eine einheitliche, faire Regelung für ganz Österreich.
Alexander Jungbauer, Gastronom aus Michaelnbach, ist überzeugt: „Ich bin der Meinung, das Trinkgeld gehört dem Kellner und nicht der Steuer.“ Da ohnehin schon eine Trinkgeldpauschale bezahlt werde, stehe das Trinkgeld in voller Höhe jener Person zu, die vom Gast für ihre Arbeit damit belohnt wurde.
Freundlichkeit darf nicht bestraft werden
Für Jungbauer ist Trinkgeld ein Zeichen von Anerkennung – und sollte es auch bleiben. „Das gilt jedoch nicht nur in der Gastronomie, sondern in allen Branchen, in denen Trinkgeld bezahlt wird.“ Der Michaelnbacher Wirt ist davon überzeugt, dass die Besteuerung irgendwann nach Oberösterreich kommen wird, auch wenn er das neue System für falsch hält. Auch Royda bestätigt die Unsicherheit: „Ich bekomme täglich Anrufe von verunsicherten Betrieben. Noch ist es bei uns kein akutes Thema – aber die Leute sind nervös. Und das zu Recht.“ Für ihn ist klar: „Wenn der eine Betrieb in Oberösterreich sitzt und nichts zahlen muss, der andere in Salzburg aber plötzlich tausende Euro abführen soll – das wird er sich nicht gefallen lassen. Dann haben wir ein echtes Problem.“ Der Wirtesprecher dazu: „Trinkgeld ist eine freiwillige Leistung des Gastes. Dass es jetzt plötzlich steuer- und sozialversicherungspflichtig sein soll, ist ein Wahnsinn.“ Er fordert klare Rechtssicherheit für die Betriebe – und für die Mitarbeitenden, die oft auf das zusätzliche Einkommen angewiesen sind.
Branche braucht Unterstützung
In der Praxis sei die Angst vor Prüfungen inzwischen groß. Bei Kartenzahlungen ist das Trinkgeld oft nachvollziehbar – bei Barzahlungen bleibt es schwer überprüfbar. Der Grundverdienst der meisten Kellner sei ohne Trinkgeld kaum attraktiv und das, obwohl die Branche ohnehin seit Jahren mit Personalmangel kämpft. Was die Unterstützung von politischer Seite angeht, sieht Royda dringenden Handlungsbedarf. Zwar gebe es Gespräche mit der ÖGK und auf Bundesebene, doch konkrete Lösungen sind bislang nicht in Sicht. Der erste Schritt: eine Lösung gemeinsam mit der ÖGK, dann muss die Politik liefern. „Es braucht eine politische Entscheidung“, sagt Royda. Und zwar bald. Dabei geht es längst um mehr als nur ein paar Euro extra: „Wenn der Staat jetzt auch noch das Trinkgeld will, dann ist das ein fatales Signal – für uns, für unsere Mitarbeiter und letztlich für die Gäste.“
Was jetzt passieren muss
Die Forderung der Branche ist klar: einheitliche, realistische und vor allem faire Regelungen. Trinkgeld müsse steuerfrei bleiben – aus Respekt vor dem Servicegedanken. „Es darf nicht sein, dass eine Geste der Wertschätzung zum Risiko für den Betrieb wird“, so Royda. Die Gastronomie wünscht sich endlich politische Rückendeckung – und nicht noch mehr Bürokratie.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden