Von Verkehrslärm geplagt erfand Gschwandtner eigenes Schallschutz-Fenster
GSCHWANDT. Jahrelang musste Robert Vörös als Anrainer den Lärm auf der benachbarten Bundesstraße 120 erdulden. Vom ständigen Lärm entnervt, hat der findige Konstrukteur nun ein Fenster entwickelt, dass den Verkehrslärm massiv reduzieren soll.
Der Erfindergeist ist dem gebürtigem Ungarn in die Wiege gelegt. Zwei Dutzend Patente für diverse Erfindungen besitzt Vörös bereits. Nachdem die einst kurvige Bundestraße 120 (Scharnsteiner Straße) vor einigen Jahren im Bereich Rabesberg begradigt wurde und somit ein schnelleres Fahren erlaubte, verschlechterte sich die Wohnqualität. „Wir Anrainer sind halt der Kollateralschaden. Viele ignorieren die 70-km/h-Zone und rasen wie verrückt“, so Vörös. Der Gschwandtner belagerte Polizei und Bezirkshauptmannschaft jahrenlang mit Anfragen nach Geschwindigkeitsmessungen. Doch auch punktuelle Maßnahmen der Exe-kutive brachten keine Verbesserung der Situation.
Frecher Motorradfahrer veranlasste zum Handeln
Der endgültige Knackpunkt war im Oktober 2015 erreicht. „Ich wollte noch ein letztes Mal Rasen mähen, ich habe aber nur zwölf Minuten durchgehalten. Als dann ein Motorradfahrer einen Holzlaster und fünf Pkw bergauf überholt hat, bin ich entnervt ins Haus gerannt. Als ich mich wieder beruhigt hatte, habe ich mich entschlossen aktiv was dagegen zu tun“, so Vörös.
Mühsame Materialsuche und Selbstversuche
So kam er auf die Idee, ein spezielles Schallschutzfenster zu entwickeln. Es begann eine Zeit konsequenter Fortschung. Hunderte unterschiedliche Holz- und Gummi-Mischungen probierte der gelernte Flugzeugtechniker im Bastelraum seines Hauses aus. Sie sollten den Schall effektiv dämpfen. „Ich war oft verzweifelt, weil die richtige Mischung nicht gelingen wollte“, so Vörös. Ein vier Meter von der Straße entferntes Kellerfenster baute der Gschwandtner zum „Lärmlabor“ um, um hier die einzelnen Fenstervarianten zu testen. Mit Selbstversuchen versuchte er zudem herauszufinden, welche Lautstärke das Einschlafen noch erlaubt beziehungsweise verhindert. Er kam zum Schluss, dass ein vorbeifahrender LKW rund 95 Dezibel (dB) erzeugt und ein effizientes Fenster daher 50 bis 60 dB absorbieren müsse, um einen ungestörten Schlaf zu ermöglichen.
„Rasen für die Wissenschaft“
Im Mai 2016 war es dann soweit. Vörös fand die optimale Zusammensetzung und präsentierte einem bekannten Fensterproduzenten seine Erfindung. Dort traf er allerdings zunächst auf Skepsis. Vier Monate später demonstrierte er mittels Videos allerdings die Effizienz des von ihm entwickelten Fensters so eindrucksvoll, dass die Firma ihm eine Zusammenarbeit anbot und ihn jetzt mit einem Arbeitsvertrag ausstattete. „Mein Haus wird jetzt zu einer „Lärm-Forschungsstation“ am Rabesberg und die Raser zu (un)freiwilligen Mitarbeitern“, sagt Vörös lächelnd.
Aber nicht nur der Lärm, sondern auch die Verkehrssicherheit ist dem Konstrukteur ein Anliegen: „Weltweit sterben durch Verkehrsunfälle 1,2 Millionen Menschen – das sind mehr als durch Kriege.“ Darum bastelt der findige Gschwandtner bereits an einem Gerät, dass „akustische Fingerabdrücke“ von Autos erfasst, um „notorische Raser“ rauszufiltern und vor den Kadi bringen zu können.
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