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Frauen in Männerberufen: mit Freude Baggerfahrerin und Mechanikerin

Susanne Winter, MA, 10.11.2015 18:30

INZERSDORF/LEONSTEIN. Zwei Frauen haben ihren Traum verwirklicht und sich in typische Männerberufe gewagt. Tips sprach mit Sandra Hasenauer, Lastwagen- und Baggerfahrerin, und Petra Pramberger, Lehrling zur Landmaschinenmechanikerin, über ihre Berufe und wie es ist, auf der Baustelle und in der Werkstatt die einzige Frau zu sein.

Petra Pramberger gefällt die abwechslungsreiche Arbeit in der Werkstatt. Foto: Egelseder
  1 / 3   Petra Pramberger gefällt die abwechslungsreiche Arbeit in der Werkstatt. Foto: Egelseder

„Es gibt kein Gerät, mit dem ich nicht fahren kann“, ist Sandra Hasenauer überzeugt. Die Leonsteinerin arbeitet bei Erdbau Hasenauer in Molln. Sie ist Lastwagen- und Baggerfahrerin im Unternehmen ihrer Eltern. Wenn sie im Bagger sitzt, werden ihr verwunderte Blicke zugeworfen. „Ich hasse es, wenn jemand zu mir sagt: Was tust du denn hier auf der Baustelle? Warum soll man als Frau nicht mit dem Lastwagen und Bagger fahren können?“, fragt die 23-Jährige und ist ihrem Vater dankbar, der sie unterstützte.

Kunden geteilter Meinung

Auch Petra Pramberger kennt das Gefühl, wenn Menschen ihr gegenüber skeptisch sind. Sie absolviert in der Kirchdorfer Fachwerkstätte vom Lagerhaus Traunviertel mit 30 Mitarbeitern eine Lehre zur Landmaschinenmechanikerin. Die 20-Jährige repariert hauptsächlich Traktoren und Rasenmäher, wechselt Reifen und fährt auf Montage. „Am Anfang habe ich es mir sehr zu Herzen genommen, wenn Kunden nicht wollten, dass ich für sie arbeite, weil ich eine Frau bin. Doch die Mehrheit ist positiv überrascht und fasziniert, dass mich der Beruf nicht abschreckt“, erzählt die Inzersdorferin.

Mit Hartnäckigkeit zur Lehre

Nur weil sie hartnäckig geblieben ist, konnte Petra Pramberger die Lehre beginnen. „Ich wollte zuerst keine Frau einstellen, weil die Ressourcen – wie eine Umkleide – gefehlt haben. Doch Petra hat mich überzeugt. Sie meinte, ich brauche ihr das nicht auszureden, denn sie habe es sich gut überlegt“, erzählt Werkstättenleiter Wolfgang Edlbauer, der auf seine fleißige Mitarbeiterin stolz ist: „Ich wusste von Anfang an, dass es passen wird, wenn sie es selbst will. Ich sehe ich im täglichen Ablauf, dass sie sich für den Beruf interessiert und sie findet sich immer eine Arbeit“, ist der Werkstättenleiter begeistert.

Aller Anfang ist schwer

„Natürlich war es für mich am Anfang schwierig. Aber meine Mama war ein großer Rückhalt“, erzählt Sandra Hasenauer. Ihre Mutter war die erste Lastwagenfahrerin im Bezirk. „Die Damen werden oft unterschätzt. Meine Mutter fährt besser als viele Männer“, sagt Philipp Hasenauer. Der 29-jährige Bruder von Sandra meint, eine Frau bereichere die Arbeit auf der Baustelle mit einer anderen Herangehensweise, außerdem „bemühen sich alle mehr und sind freundlicher“.

Interesse an der Arbeit

Sandra Hasenauer und Petra Pramberger sind einer Meinung, dass man auch als Frau auf der Baustelle und in der Werkstatt arbeiten könne, solange man Spaß und Interesse an der Arbeit habe. „Man braucht den Bezug dazu. Ich war immer schon gerne draußen und bin mit dem Traktor am Bauernhof meiner Eltern gefahren. Mich interessierten auch die Reparaturen“, sagt die Mechanikerin. Auch die benötigte Kraft entwickle sich mit der Zeit. Man müsse auch anpacken können und wollen. Hasenauer meint, man dürfe nicht von vorneherein sagen: „Das mache ich nicht, weil ich das als Frau nicht kann.“ Das sei die falsche Einstellung. „Wenn du die Arbeit scheust, wird“s nichts“, so Pramberger. „Wenn man mit Spaß dabei ist und sich dafür interessiert, hat man schon viel geschafft“, fügt die Inzersdorferin hinzu und meint: „Ich habe auch kein Problem damit, dass man dreckig wird.“ Dieser Meinung ist auch Sandra Hasenauer: „Der Dreck muss einem nichts ausmachen und es ist eine Knochenarbeit, da weiß man am Abend, was man gemacht hat.“ Seit ihr Vater vor rund 16 Jahren den Betrieb eröffnet hat, hilft sie mit ihrem Bruder Philipp mit. Vor sechs Jahren ist sie fix ins Unternehmen eingestiegen. „Ich habe den Lastwagenführerschein gemacht und mich einfach getraut.“

Von den Männern akzeptiert

Es sei nicht schwierig mit Männern zusammenzuarbeiten. Beide Frauen werden für ihre Arbeit respektiert. „Leider gibt es immer wieder Männer, die es nicht akzeptieren können, dass eine Frau etwas besser kann als sie selbst. Aber der Großteil respektiert mich auf der Baustelle“, so Hasenauer: „Sie schauen zwar kurz, wenn man aber etwas kann, nehmen sie dich gleich ernst. Es wissen alle, dass sie sich auf mich verlassen können und jeder ist mit meiner Arbeit zufrieden. Man muss es wirklich wollen, Spaß an der Arbeit haben und sich einfach trauen, irgendwann wird man akzeptiert.“ „Auf die Füße stellen musst du dich sowieso und als einzige Frau unter Männern musst du auch mal etwas frech sein und zurückkontern. Ich weiß auch, dass Witze auf Kosten von Frauen nicht gegen mich persönlich gerichtet sind“, gehört für Petra Pramberger das „Schmähführen“ in der Werkstatt einfach dazu. „Die Stärken einer Frau auf der Baustelle sind nicht verkehrt“, so Sandra Hasenauer: „Man muss oft Schwäche zeigen, dass man stark sein kann. Aber man darf sich nicht unterkriegen lassen.“

Von der Sekretärin zur Mechanikerin

„Mit 14 Jahren hab ich mir gedacht: Ich mache die HAK. Als Sekretärin im Büro zu sitzen wäre das Optimale für mich. Schon damals hat mein Papa gemeint, dass ich technisch begabt sei. Er hat recht gehabt, denn mir hat die Abwechslung gefehlt. Jeden Tag vor dem Computer sitzen und das selbe machen war nicht meines.“ Nach dem Schnuppern in der Lagerhauswerkstätte war sie von der Arbeit sofort begeistert. „Sie ist sehr abwechslungsreich. Wenn weniger zu tun ist, helfe ich auch bei den Autos und Lastwägen mit.“ Auch der 23-jährige Baggerfahrerin gefällt ihre Arbeit: „Ich bin jeden Tag draußen. Am liebsten fahre ich mit dem LKW.“

Den Mut haben, typische Männerberufe zu erlernen

Sandra Hasenauer glaubt, es sind so wenig Frauen auf dem Bau, weil sie sich nicht trauen oder sie einfach nicht wollen. Die Baggerfahrerin möchte auch anderen Frauen Mut machen, sich in typische Männerberufe zu trauen: „Die Arbeit ist nicht schwer. Das ist wie Radfahren, nur Übungssache.“ Petra Pramberger nennt ebenfalls fehlendes Interesse als Grund warum ihrer Meinung nach Mechaniker ein Männerberuf bleiben wird.

Sowohl auf der Baustelle als auch in der Werkstatt wird zusammengeholfen. „Die Kollegen helfen mir und beantworten meine Fragen. Das trägt auch zum guten Arbeitsklima bei uns bei“, so Petra Pramberger. Die Inzersdorferin rät allen Frauen hartnäckig zu bleiben: „Nur nicht aufgeben. Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es auch.“ Die beiden Frauen sind das beste Beispiel dafür.


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Gastuser
Gastuser
13.02.2016 16:25

Supper! :)

Ich bin ebenfalls gelernte Landmaschinenmechanikerin und kann da nur zustimmen, am Anfang als ich die Lehre bei meinem Vater begann und die Kunden kahmen hatten sie ebenfalls Vorurteile. Wie z.B. "Das können Frauen nicht" oder, "Ich will nur, dass dein Vater da dran geht der kann das" etc. Doch nach einiger Zeit vertrauten sie mir. Für Frauen die angst haben schmutzig zu werden ist der Beruf nix aber wer mit Leidenschaft dabei ist so wie Ich der kann vieles erreichen auch in Männerberufen! =) Ich wünsche allen Frauen weiterhin viel erfolg in den Männerberufen.