Sie sind die Augen und Ohren des Nationalparks
REGION KALKALPEN. Sie vermitteln gekonnt ihr Wissen, helfen Bergsteigern den richtigen Weg zu finden und kennen das Gebiet so gut wie kaum ein anderer: die Ranger des Nationalparks Kalkalpen.
„Achte einmal darauf, was du hörst. Wie der Wind die Blätter rascheln lässt und welche Vögel gerade singen“, sagt er mit ruhiger Stimme, als er bedächtig den Wanderweg entlang voraus geht. Seine Schritte setzt er gezielt, sein Atem ist gleichmäßig und man merkt schnell: Der kennt sich aus, der weiß wo es lang geht. Die Rede ist von Claus Lackerbauer, Ranger im Nationalpark Kalkalpen und Gesäuse. Der Unternehmensberater aus Ried im Innkreis ist einer von 35 Rangern im Nationalpark Kalkalpen und war schon als junger Pfadfinder überwiegend draußen anzutreffen. „Meine Geschichte mit dem Nationalpark beginnt 1984 mit den Protestaktionen gegen ein geplantes Kraftwerk im Reichraminger Hintergebirge. Dadurch wurden wir Rieder Pfadfinder aufmerksam auf das Gebiet und verliebten uns sofort in die Gegend – für uns war das unser großer Abenteuerspielplatz“, erinnert sich der 54-Jährige zurück. Er war seit Mitte der 90er Jahre „ständig herinnen“, war Teil der Besprechungen, die der Gründung des Nationalparks 1997 voran gingen und absolvierte nach der Wildnispädagogik Ausbildung später auch die Ausbildung zum Ranger. Die damaligen Prinzipien als Pfadfinder sind dabei bis heute ein wichtiger Teil von Lackerbauers Arbeit in der Waldwildnis: der Schutz des Gebiets, Gemeinschaft und Abenteuer erleben und die Natur schützen.
Vom Nationalpark nominiert
„Die Ausbildungslehrgänge finden abhängig vom Personalbedarf der Nationalparks in unregelmäßigen Abständen statt“, erklärt Lackerbauer. Die Rangerausbildung beinhaltet neben einer Basisausbildung eine Spezialisierungsphase in einem der sechs österreichischen Nationalparks. Dabei müssen die Anwärter von den jeweiligen Nationalparks nominiert werden. Die Dauer der Ausbildung beläuft sich auf etwa ein bis zwei Jahre. Beim vergangenen Lehrgang meldeten sich über 100 Interessierte an – für rund 20 Ausbildungsplätze.
Ranger auf Gebietsaufsicht
Neben geführten Touren zu den Themen Wildnis, Natur, Wildtiere oder Almen sind viele Ranger durch ihre Zusatzausbildung zum Gebietsführer auch allein in der Nationalpark Region unterwegs. „Dabei sind wir die Augen und Ohren des Nationalparks“, sagt Lackerbauer lachend. Neue ausgetretene Pfade werden dann notiert und entgegenkommende Wanderer beraten. Nicht selten müssen die Ranger dann richtigstellen, dass am Boden liegende Bäume keinesfalls ein Zeichen von fehlender Pflege, sondern vielmehr von dem Konzept des „Prozessschutzes“ sind.
Totholz darf Totholz bleiben
„Im Nationalpark Kalkalpen nehmen die natürlichen Prozesse ihren Lauf. Außerhalb der Pufferzone dürfen also Bäume umfallen, Lawinen abgehen und Verklausungen stattfinden, solange Leib und Leben nicht in Gefahr sind“, erklärt der 54-Jährige, der mittlerweile in Edlbach wohnt. Darum dürfen abgestorbene Bäume auch bleiben wo sie sind. Dabei gebe es laut Lackerbauer auch kaum etwas Lebendigeres als Totholz: „30 Prozent der Organismen sind abhängig von Totholz. Altes, abgestorbenes Holz ist Lebensraum zahlreicher Pflanzenarten und Nistplatz vieler Tiere.“
Von Orchideenliebhabern und Gewitternächten
„Die meisten Besucher sind sehr naturverbunden und interessiert. Egal ob Schulklasse, Familie oder Orchideen-Experten, die oft mehr wissen als man selbst: Jede Tour ist anders, jede Tour ein Erlebnis“, sagt der Nationalpark Ranger. Vor allem mehrtägige Nationalpark Durchquerungen bescheren nicht nur seinen Gästen intensive Erinnerungen: „Wenn du einmal bei Unwetter inmitten der Natur zeltest und dich am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang über die irre Gewitternacht unterhältst – das macht schon was her.“
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