Der Weg zum sinnerfüllten Job erfordert oftmals einen Sichtwechsel
ROSSLEITHEN. Regina Eibner weiß, was es heißt, beruflich ins kalte Wasser zu springen. Vor zwei Jahren hat die Wahl-Roßleithnerin das Angestelltenverhältnis hinter sich gelassen und sich mit ihrer Coaching- und Beratungsfirma „Sichtwechsel“ selbstständig gemacht. Seitdem berät die 53-Jährige Arbeitgeber und Arbeitnehmer und zeigt Wege zu einem sinnerfüllten Arbeiten auf. Tips stellte ihr ein paar Fragen.
Tips: Wie finde ich eigentlich einen Job, der zu mir passt?
Regina Eibner: Manche haben ein gutes Bauchgefühl, wissen um ihre Berufung und vertrauen ihrer inneren Stimme, wohin die Reise führt. Andere wiederum führen ihr Leben lang einen Job aus, einzig aus der Motivation heraus, weil sie diesen Beruf in jungen Jahren gelernt haben und sie keine andere Perspektive oder Möglichkeit sehen. Fazit: Die meisten Menschen wissen lediglich, was sie nicht wollen, aber die wenigsten wissen wirklich, was sie wollen. Hier gilt es, den Fokus zu verändern.
Tips: Wie kann das konkret funktionieren?
Eibner: Am besten stellt man sich folgende Fragen: Was mache ich gerne? Wo liegen meine Stärken? Was wollte ich als Kind schon immer werden? Im Idealfall ergibt sich aus den Antworten ein „gemeinsamer Nenner“, aus dem sich eine Berufsbildung oder eine Berufsorientierung ableiten lässt. Weiters gibt es hilfreiche Persönlichkeits- und Potentialanalysen, die herausragende Charakteristika und Ressourcen abbilden. Ebenso kann es sich lohnen, ein Coaching, Kompetenz-Interviews oder auch Schnuppertage zu absolvieren, um herauszufinden, ob ein Job zu einem passt und den eigenen Neigungen entspricht.
Tips: Woher weiß ich, dass der Job der richtige für mich ist?
Eibner: Wenn ich mich auf die Arbeit freue, weil ich mich wertgeschätzt fühle und das Gefühl habe, etwas Wichtiges zu tun. Um eine erfüllende Tätigkeit zu verrichten, sollte man sich auch die Frage stellen, ob das Unternehmen mit meinen Werten übereinstimmt. Wenn ich am Sonntag schon Magenkrämpfe bekomme, weil der Montag vor der Türe steht, dann ist das, als ob man mit einer permanent angezogenen Handbremse durch das Leben fährt. Diese Stagnation zieht sich dann meist durch alle Lebensbereiche.
Tips: Wie wichtig ist es überhaupt, einen Job zu haben, der einem selbst als „sinnvoll“ erscheint?
Eibner: Mir ist klar, dass nicht jeder seinen Traumjob frei wählen kann – Angebot, Nachfrage und Möglichkeiten sind das Maß der Dinge. Dennoch sollte man sich dahingehend treu bleiben, damit einen die Arbeit nicht krank macht – denn wenn dem so ist, besteht unbedingt Handlungsbedarf.
Dennoch verwandeln wir uns aktuell von einer Arbeits- zu einer Sinngesellschaft. Sinn ist dabei allerdings etwas ganz Individuelles – jeder muss für sich selbst herausfinden, was als sinnstiftend empfunden wird. Ich möchte dahingehend auch den bekannten Psychiater und Psychologen Victor Frankl zitieren: „Sinn kann nicht gegeben werden, er muss gefunden werden.“
Tips: Was braucht es, um im Job glücklich zu sein?
Eibner: Studien zufolge machen folgende Faktoren den Menschen in der Arbeit glücklich: Abwechslung, Autonomie, Feedback und Selbstwirksamkeit. Jene Unternehmen, die diese Bedürfnisse berücksichtigen, werden nachhaltig vermutlich die besseren Chancen auf gute Mitarbeiter haben.
Tips: Wann sollte man über einen Jobwechsel nachdenken?
Eibner: Nun, wenn einen die Arbeit dermaßen belastet, dass sie krank macht, würde ich dringend zu einer Veränderung anraten. Viele verharren allerdings in einem stressbehafteten Job, weil sie glauben, dass sie sonst nichts anderes finden und sie keine Energie für eine Veränderung haben. Manche denken, dass der aktuelle Job ein „sicherer“ sei und andere wiederum bleiben nur deshalb im aktuellen Unternehmen, weil sie im alten Abfertigungssystem sind.
Gleichzeitig begibt man sich in ein Abhängigkeitsverhältnis. Viele Menschen befinden sich auch in einer unbewussten Opferrolle. Dabei ist wichtig zu erkennen, dass der Arbeitgeber oder der Vorgesetzte nie für das vermeintliche persönliche Unglück verantwortlich ist.
Tips: Haben Sie Tipps, wie das gelingen kann?
Eibner: Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen ist es wichtig, nicht permanent nach Schuldigen zu suchen, sondern selbst Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Ein erster Schritt dazu wäre schon der Mut für Veränderung – das hebt nicht nur den Selbstwert, sondern auch die gesamte Lebensqualität. Denn man darf nicht vergessen: So wie wir den Tag erleben, nehmen wir die Stimmung auch mit in unser Privatleben, wo es sich folglich widerspiegelt.
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