Filigranes Handwerk: Wie mit Feuer und Fingerspitzengefühl Kunstwerke aus Glas entstehen
INZERSDORF IM KREMSTAL. Schmelzglas (Fusing), Perlen und mundgeblasene Christbaumkugeln – in der Werkstatt im Bauernhaus, vulgo Ebenhöh, in Inzersdorf von Marie-Theres und Siegfried Jakober entstehen einzigartige Produkte aus Glas.
Viel Geduld und eine ruhige Hand hat Marie-Theres Jakober aus Inzersdorf. Die Künstlerin schafft Unikate aus Glas. Die 37-Jährige hat immer schon gerne gemalt und gebastelt. Nach ihrer Glaserlehre bei der damaligen Firma Schmelzglas Dösinger in Schlierbach absolvierte sie an der Glasfachschule Kramsach in Tirol den zweijährigen Aufbaulehrgang für Kunsthandwerk und Objektdesign. Dort lernte sie auch die Technik des Perlendrehens.
Seit Ende 2016 ist Marie-Theres Jakober selbstständig und produziert Schmuck-Unikate aus ihren selbst gefertigten Glasperlen und verschiedene Kunstwerke aus Schmelzglas (Fusing). Seit 2021 arbeitet sie auch in der Glasmalerei im Stift Schlierbach im Schmelzglasbereich. Ihr Mann Siegfried ist ebenfalls von der Handwerkskunst begeistert und fertigt mundgeblasene Christbaumkugeln aus Borosilikatglas. „Mit rund drei Jahren Übung muss man schon rechnen, um mit Hitze und Schwerkraft schöne runde Christbaumkugeln zu blasen“, sagt der 35-Jährige.
Perlen aus Glas drehen
Die Perlen sind die Leidenschaft von Marie-Theres Jakober – jede einzelne ist handgemacht und ein Unikat. An einer Perle arbeite sie zwischen fünf Minuten und einer halben Stunde. Das Rohmaterial sind Glasstäbe in verschiedenen Farben, transparent oder opak (lichtundurchlässig). Ein Glasstab wird am Zweigasbrenner auf rund 1.000 Grad Celsius erhitzt und auf einen weiteren Stab gewickelt. Die Stärke des umwickelten Stabes bestimmt den anschließenden Lochdurchmesser der Perle. „Wichtig ist, den Stab immer zu drehen, damit die Perle rund wird“, erklärt Marie-Theres Jakober, die die Perle anschließend mit weiteren dünnen Stäben oder Glasbrösel verziert.
Das Werkstück wird in Vermiculite-Granulat (eine Art wärmespeichernder Sand) langsam abgekühlt. Aufwendigere Perlen und Ohrstecker kommen bei rund 500 Grad Celsius in den Schmelzglasofen, um sie langsam und kontrolliert innerhalb mehrerer Stunden auf Raumtemperatur abzukühlen.
Glas-Tiere in Fingernagelgröße
Zu den Werken der Inzersdorferin zählen auch Deko-Artikel wie Glasschalen, Glasbilder und Gartenstäbe, die bei circa 800 Grad Celsius rund einen Tag lang im Glasschmelzofen langsam aufgeheizt und abgekühlt werden. „Das langsame Abkühlen ist beim Glas besonders wichtig, weil es sonst durch zu viel Spannung zerbricht“, weiß die Kunstglaserin. Besonders viel Fingerspitzengefühl zeigt sie beim Fertigen von Ohrsteckern. So entstehen Einhörner, Schnecken und Schildkröten, die nur halb so groß wie ein Fingernagel sind.
„Ich arbeite gerne künstlerisch und schaffe etwas Bleibendes mit den Händen, über das sich meine Kunden freuen. Glas ist sehr vielseitig und mir gefällt das Spiel mit Licht und Farben. Man kann sehr kreativ sein, es wird nie langweilig“, sagt Marie-Theres Jakober.
Einblick in Glaskunst
Die Künstlerin freut sich über Besucher in ihrer Werkstatt nach telefonischer Anmeldung unter 0699/11117229. Zudem ist sie regelmäßig auf Märkten zu finden, als nächstes bei „Kunst am Berg“ am 17. Juni in Oberschlierbach. Einen Einblick in ihre Arbeit gewährt sich auch bei den Tagen der offenen Ateliers am 21. und 22. Oktober.
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