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Wolfsnachweise in der Region Steyr-Kirchdorf steigen, Unsicherheiten der Almbauern ebenso

Sophie Kepplinger, BA, 25.06.2024 18:33

REGION STEYR-KIRCHDORF. Erst vergangene Woche wurde in Spital am Pyhrn ein Wolf gesichtet. Wolfsrisse gab es zuletzt im Steyrtal: Das bestätigte eine DNA-Analyse von zwei toten Rotwildkälbern. Die Sorge der Almbauern ist groß, wie Johann Feßl, Obmann des Vereins Alm und Weide, berichtet.

Immer weniger Tiere werden zur Sommerfrische auf die Alm gebracht. Die Rückkehr des Wolfs verschärft diese Tendenz. (Foto: Sophie Kepplinger)

Ob am Pyhrnpass, im Steyrtal oder am Hengstpass: Sichtungsberichte, Wildkameras und DNA-Analysen an gerissenen Tieren bestätigen immer wieder, dass auch in unserer Region Wölfe unterwegs sind. Diese Rückkehr des Raubtiers macht vor allem den Almbauern zu schaffen, die derzeit ihre Rinder, Schafe und Ziegen auf den satten Almwiesen grasen lassen. „Die verzeichneten Riss- und Sichtungsfälle sind nur ein Bruchteil des Ausmaßes. Man muss davon ausgehen, dass viel mehr Wölfe unterwegs sind – und das ist besorgniserregend. Viele stellen sich die Frage, ob ihre Tiere auf der Alm noch sicher sind“, erzählt der Edlbacher Johann Feßl, Obmann des Vereins Alm und Weide. Diese „Bedrohung“, wie Feßl die Präsenz des Wolfs nennt, habe direkte Auswirkungen auf die Almwirtschaft. „Schon jetzt bringen immer weniger Landwirte ihre Tiere auf die Alm. Das Thema Wolf verschärft die Situation zusätzlich“, so Feßl.

Immer weniger Landwirte bringen ihre Tiere auf die Alm

Rund 300 Almen befinden sich in der Region Steyr-Kirchdorf, etwa 250 davon sind beweidet. Auf diesen Weiden verbrachten vergangenes Jahr insgesamt rund 3.200 Rinder und 300 Schafe ihre Sommerfrische. Die Zahlen für die aktuelle Saison dürften ähnlich ausfallen, wobei der Blick auf die Statistik der Abteilung Ländliche Neuordnung einen deutlichen Trend anzeigt: „Im Jahresvergleich werden immer weniger Tiere gealpt. Im Jahr 2000 etwa gab es rund 750 Tierhalter auf Oberösterreichs Almen, vergangenes Jahr waren es in Summe nur mehr 516“, berichtet Reinhold Limberger, Geschäftsführer des Vereins Alm und Weide.

Behirtung, Wolfshunde und Co.

Herdenschutzmaßnahmen wie etwa Behirtung, Wolfshunde oder Umzäunungen seien für diese kleinstrukturierte Landwirtschaft, wie sie in Oberösterreich vorherrscht, nur bedingt sinnvoll: „Wir haben keine riesen Flächen mit hunderten Schafen. Unsere Region ist viel kleinstrukturierter, mit Schafherden von vielleicht 25 Tieren. Da stünde der Aufwand nicht in Relation zum Ertrag“, erklärt Feßl. Maßnahmen wie etwa GPS-Tracker werden zwar auch in der Region Steyr-Kirchdorf schon genutzt, „können aber nur als Unterstützung gesehen werden. Personal vor Ort ist dennoch notwendig“, so Feßl.

Bevölkerung sensibilisieren

Das Land OÖ informiert online über aktuelle Wolfssichtungen, Rissereignisse und Verdachtsfälle in Oberösterreich. „Diese Berichte sensibilisieren nicht nur die Bauern, sie sensibilisieren die ganze Bevölkerung“, so Feßl, der darin auch etwas Positives findet: „Diese Entwicklung in der Almwirtschaft geht auch an den Besuchern nicht vorbei, das Verständnis für die Bauern ist heute viel größer als noch vor ein paar Jahren.“


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