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Neufund im Nationalpark Kalkalpen: Libellenart "Südlicher Blaupfeil" auf der Puglalm gesichtet

Sophie Kepplinger, BA, 05.03.2025 09:04

ROSENAU AM HENGSTPASS. Im Rahmen einer Libellen- und Heuschreckenerhebung im Nationalpark Kalkalpen machte der Biologe und Diplompädagoge Herbert Kerschbaumsteiner eine überraschende Entdeckung: Die seltene Libellenart „Südlicher Blaupfeil“ ist auf der Puglalm heimisch geworden. Damit stieß man im südlichen Bergland Oberösterreichs erstmals auf diese wärmeliebende Libellenart. 

Ein ausgereiftes Blaupfeil-Männchen. Die frisch geschlüpften Blaupfeil-Männchen sehen anfangs gleich aus wie die Weibchen und sind bräunlich. Sie verfärben sich ins Blaue erst in der Reifezeit, die etwas abseits vom Brutgewässer erfolgt und einige Tage dauert. (Foto: Herbert Kerschbaumsteiner)

In einem zweijährigen Projekt werden im Nationalpark Kalkalpen Libellen- und Heuschreckenarten dokumentiert. Die Biologen Herbert Kerschbaumsteiner und Erich Weigand erkunden dabei Almgebiete, Bachtäler, Waldmoore, Bergseen und Kleintümpeln im Schutzgebiet.

Auf einer renaturierten, anmoorigen Hangwiese südlich der Karlhütte am Hengstpaß gelang nun ein bemerkenswerter Libellenfund: Erstmal konnte der „Südliche Blaupfeil“ (Orthetrum brunneum) im Nationalpark Kalkalpen nachgewiesen werden. Diese Entdeckung stellt den ersten gesicherten Nachweis dieser Art in den oberösterreichischen Voralpen dar. Die Art wurde erstmals in Bayern beschrieben – daher auch der Name „Südlicher Blaupfeil“ (Süden Deutschlands). „Von Norden kommend dringt diese Art gemeinsam mit anderen wärmeliebenden Arten immer weiter in die nördlichen Alpentäler vor“, erklärt Herbert Kerschbaumsteiner.

16 Libellenarten im Nationalpark Kalkalpen

Die Libelle ist österreichweit in der Rote-Liste-Gefährdungskategorie „Gefährdung droht“ NT (Near Threatened) eingestuft. Aufgrund ihrer Seltenheit im Alpenraum ist ihr erstmaliges Auftreten im Nationalpark Kalkalpen von besonderer Bedeutung. Insgesamt konnten gleich neun Individuen dieser Art beobachtet werden. Damit stieg die Anzahl der im Nationalpark vorkommenden Libellenarten auf 16.

Nationalparkregion als idealer Lebensraum

Für die Libellen-Fauna ist das Offenland und speziell die Kulturlandschaft des Nationalparks von besonders hoher Bedeutung, da Libellen auch waldfreie grasige Biotope als Jagd- und Reifehabitate nutzen. Die Larven der Libellen brauchen Wasser, darum halten sich Libellen hauptsächlich in der Nähe von Gewässern auf. Allein zum Jagen entfernen sich verschiedene Arten auch weiter vom Wasser weg. Libellenlarven entwickeln sich meist in den flachen Uferzonen stehender Gewässer. Nur wenige Arten findet man in Fließgewässern. Übermäßiger Auftrieb mit schweren Rindern und die damit einhergehende Schädigung empfindlicher Teilhabitate wie Kleintümpel, Quellsümpfe, Feuchtwiesen und Moorflächen wirken sich jedoch negativ auf den Bestand der auf diese Lebensräume angewiesenen Organismen aus.

Bis zu 30.000 Einzelaugen ermöglichen Libellen unvorstellbares Farbsehen

Alle Libellenarten leben räuberisch und ernähren sich von kleinen Insekten, die sie im Flug fangen. Dabei erreichen diese Flugakrobaten Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h, womit sie zu den schnellsten Insekten der Welt gehören. Am Kopf der Libellen sitzen die großen Facettenaugen, die bei manchen Arten aus bis zu 30.000 Einzelaugen bestehen können. Zusätzlich besitzen sie auf der Kopfoberseite zwischen den sogenannten „Komplexaugen“ drei kleine Punktaugen, die wahrscheinlich als Gleichgewichtsorgan sowie zur Kontrolle der Flugbewegungen dienen. Während wir Menschen lediglich drei Farbrezeptoren (Blau, grün, rot,) besitzen, haben Libellen über 30 Stück davon.


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