Wenn das Herz aus dem Takt ist: Harmlose Extraschläge oder Vorhofflimmern?
BEZIRK KIRCHDORF. Wer kennt es nicht, wenn das Herz plötzlich einen kurzen Aussetzer macht? Ob beim Sport, beim Einschlafen oder während der Arbeit – Herzstolpern ist in jeder Situation unpassend und unangenehm. Doch wann ist es gefährlich und wann sollte man zum Arzt gehen? Das weiß der Kardiologe Jakob Ebner aus Molln.
„Hinter dem Herzstolpern verbergen sich meist Extraschläge, auch Extrasystolen genannt, welche aus der Vor- oder der Hauptkammer des Herzens stammen können. Hier gibt es außerhalb des Taktgebers des Herzens, Sinusknoten genannt, ein weiteres Zentrum, das einen vorzeitigen Schlag auslöst, der den eigenen Herzrhythmus überholt. Meist sind die Ursachen harmlos“, erklärt der Kardiologe Jakob Ebner und empfiehlt, zu einem Arzt zu gehen, wenn das Herzstolpern öfters vorkommt. „Nur so sind Herz-Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder andere Ursachen für Extraschläge wie eine Schilddrüsenüberfunktion auszuschließen.“
Die Diagnose von Rhythmusstörungen erfolgt mittels Elektrokardiogramm (EKG) oder Langzeit EKG, welches über einen oder mehrere Tage am Körper getragen wird. „Auch wenn Extraschläge meist harmlos sind, sollte eine Herzerkrankung mittels Herzultraschalluntersuchung unbedingt ausgeschlossen werden. Treten die Extraschläge sehr zahlreich auf, kann auch der Herzmuskel in seiner Funktion beeinträchtigt werden“, weiß der Kardiologe.
Ein Drittel aller Menschen bekommt einmal im Leben ein relevantes Herz-Rhythmus-Problem, am häufigsten durch Vorhofflimmern. Dabei pumpt nur mehr die Herzkammer, der Vorhof steht mechanisch. Dadurch verlangsamt sich der Blutstrom im Vorhof und es können Blutgerinnsel entstehen, die einen Schlaganfall auslösen können. Die Behandlung von Vorhofflimmern ist sehr individuell und reicht von Medikamententherapie bis hin zu Verödungseingriffen mittels Herzkatheter.
Vorhofflimmern oft unbemerkt
Ein Großteil spürt das Vorhofflimmern nicht. Deshalb sollte man ab einem Alter von 65 Jahren oder wenn Risikofaktoren vorliegen, regelmäßig seinen Puls kontrollieren. Geübte können den Puls am Handgelenk messen. Dazu legt man zwei oder drei Finger an das Handgelenk an der Innenseite des Daumens, denn dort ist der Puls am besten tastbar. So erkennt man, ob das Herz regelmäßig oder unregelmäßig schlägt. Bei einem gesunden Erwachsenen sollte es in Ruhe zwischen 60- und 90-mal pro Minute schlagen. Es gibt Blutdruckmessgeräte, die auch den Puls und eventuelle Unregelmäßigkeiten erkennen und anzeigen können. „Auch Uhren, die das Vorhofflimmern anzeigen, können nützlich sein. Sie sind aber nicht gleich gut wie ein EKG beim Arzt“, weiß Jakob Ebner, der diese Untersuchung ab einem Alter von 65 Jahren empfiehlt.
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