Bioenergiedorf Danzermühle versorgt sich selbst mit erneuerbarer Energie
PETTENBACH. Klaus und Hildegard Pracht entwickeln seit 2004 ein Konzept für die Versorgung ihrer Wohnsiedlung in Pettenbach mit erneuerbarer Energie.
Klaus Pracht hat sich gemeinsam mit seiner Frau Hildegard nach einer Erbschaft entschlossen, das Bioenergiedorf Danzermühle in Pettenbach zu errichten. Die Idee des Elektroingenieurs, der unter anderem 26 Jahre lang bei Siemens in München gearbeitet hat, ist es, für seine Wohnsiedlung ein Energie-Selbstversorgerkonzept aufzubauen.
Optimale Energieversorgung einer Wohnsiedlung
Seit 2004 arbeitet Familie Pracht an diesem Projekt. 2009 wurden die Baumaßnahmen gestartet. Das Ziel ist die optimale Energieversorgung der Wohnsiedlung, die derzeit aus vier Häusern mit insgesamt 18 Wohnungen besteht. Geplant sind insgesamt zwölf Häuser.
Zwei Energieformen
Die Endenergie unterteilt man in zwei Formen: elektrische Energie und thermische Energie. Letztere dient zum Heizen und zur Bereitung von Warmwasser.
Elektrische Energie
Zwei Photovoltaikanlagen produzieren elektrische Energie als Strom zum Beispiel für die Straßenbeleuchtung und für die Bewohner. Speziell in der Nacht wird zusätzlich Energie benötigt. Diese stammt aus der Wasserkraft vom E-Werk Ranklleiten. Überschüsse aus den Photovoltaikanlagen werden zur Produktion von thermischer Energie verwendet.
Thermische Energie
Das Motto von Klaus Pracht lautet „Sun first“, das heißt die Sonne wird zuerst genutzt: Zwei Solarplatten produzieren heißes Wasser für die Boiler zum Duschen, Baden und Abwaschen sowie den Puffer zum Heizen. Ist die Sonnenenergie nicht ausreichend, wird auf Biomasse aus Pellets, Festholz und ab 2019 auch Hackschnitzel zurückgegriffen. „Thermische Energie speichern wir mit einem 10.000 Liter Puffer, damit können wir das Dorf zwei bis drei Tage versorgen“, erklärt der 65-Jährige.
Spezielles Nahwärmenetz mit Niedertemperatur
Besonders an der Danzermühle ist das Nahwärmenetz mit Niedertemperatur – durchschnittlich 35 Grad Celsius, wobei ein- bis zweimal am Tag auf 70 Grad aufgewärmt wird. Die Voraussetzung dafür ist, dass alle Häuser eine Fußbodenheizung besitzen. „Ein normales Nahwärmenetz muss immer auf rund 80 Grad aufgewärmt werden. Jedoch sind auch die Wärmeverluste größer als bei einem Netz mit Niedertemperatur“, erklärt Klaus Pracht.
Energie managen
„Es geht nicht nur darum, Energie zu produzieren, sondern auch Energie zu managen und damit zu sparen“, betont Pracht, „das heißt, dort wo Bedarf besteht, wird die Energie zuerst hingeleitet, das läuft automatisch über ein Computernetzwerk.“ So wird vom Computer entschieden ob nur die Fußbodenheizungen bedient werden oder ob kurzzeitig das Nahwärmenetz für die Aufheizung der Warmwasserboiler benötigt wird.
Elektrische Energie speichern
„Was uns noch fehlt, ist ein Speicher für elektrische Energie“, so der Ingenieur. Doch daran arbeitet er bereits. Ziel ist es, auch die Energie aus den Photovoltaikanlagen zu speichern und gezielt abzugeben. Dafür will Klaus Pracht aber keine umweltbelastenden Batterien nützen, sondern Luft und Wasser. Sein erklärtes Ziel ist es, ab 2019 elektrischen Strom mit verdichteter Luft zu speichern. Er möchte in Österreich führend auf diesem Gebiet werden und führt schon Gespräche mit Unternehmen.
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