Arbeiterkammer Kirchdorf zieht Bilanz: Rechtsexperten erkämpften 2024 fast 4,8 Millionen Euro
KIRCHDORF AN DER KREMS. Im vergangenen Jahr wandten sich Rat- und Hilfesuchende 4.701 Mal an das Team der Arbeiterkammer (AK) Kirchdorf. Die AK-Mitglieder suchten vor allem zu den Themen Entgelt, Auflösung des Arbeitsverhältnisses und Pflegegeld Beratung, berichtet Bezirksstellenleiter Hannes Stockhammer.

Ein Koch aus dem Bezirk Kirchdorf arbeitete im Winter 2023/24 in einem Gastrobetrieb in Gosau. Als sein befristetes Arbeitsverhältnis mit Ende der Skisaison endete, befand er sich im ordnungsgemäß gemeldeten Krankenstand. Auf seinen Lohn, Krankengeld und die Urlaubsersatzleistung wartete der Koch vergeblich – auch der Arbeitgeber war nicht mehr zu erreichen. „Darum wandte er sich an uns“, berichtet Hannes Stockhammer, Leiter der AK-Bezirksstelle Kirchdorf. Nach mehrfacher Intervention und Klagedrohung durch die AK Kirchdorf beglich der Betrieb schließlich die offenen Ansprüche und überwies dem Koch etwas mehr als 3.500 Euro. „Solche Fälle sind im Arbeitsrecht typisch und treten bei uns im Bezirk häufig auf“, so der Bezirksstellenleiter.
AK Kirchdorf half im vergangenen Jahr 4.700 Mal
Der Fall des Kochs war einer von vielen, den die Experten der AK Kirchdorf im vergangenen Jahr bearbeiteten. Mit Ende des Jahres 2024 waren im Bezirk Kirchdorf 24.096 AK-Mitglieder mit Hauptwohnsitz gemeldet. Rat- und Hilfesuchende wandten sich 4.701 Mal an das AK-Team: in 3.372 Fällen telefonisch, in 1.062 Fällen persönlich und in 267 Fällen schriftlich.
Hauptsächliche Gründe für Rechtshilfen und -vertretungen waren vorenthaltenes Entgelt, Differenzen bei der Endabrechnung von beendeten Arbeitsverhältnissen sowie Kündigungen oder Entlassungen. In den Sozialrechtsangelegenheiten dominierten die Themen Pension und Pflegegeld. „Unser Ziel ist hier nicht, dass wir bei der Anzahl der Beratungen einen neuen Rekord aufstellen, sondern dass die Firmen von selbst zahlen. Wir als Arbeiterkammer sind nur das Korrektiv“, betont Andreas Stangl, Präsident der AK Oberösterreich.
„Hinter jedem Kollegen, der zu uns kommt, steckt ein Schicksal“
Zahlungen von fast 4,8 Millionen Euro hat die AK Kirchdorf 2024 an arbeits- und sozialrechtlichen Ansprüchen sowie an Forderungen nach Insolvenzen für ihre Mitglieder erreicht. Einen Unterschied zwischen großen oder kleinen Beiträgen machen die AK-Rechtsexperten dabei nicht: So wurden etwa für eine teilzeitbeschäftigte Angestellte einer Tankstelle, die um zwei Tage früher abgemeldet wurde und für diese zwei Tage auch kein Gehalt bekommen hatte, 180,79 Euro erkämpft. Den höchsten Betrag von insgesamt 51.243 Euro hat die AK Kirchdorf für einen Angestellten erwirkt, der für zahlreiche Diensterfindungen keine Vergütung erhalten hatte. „Hinter jedem Kollegen, der zu uns kommt, steckt ein Schicksal. Da differenzieren wir nicht zwischen großen und kleinen Beträgen“, so Hannes Stockhammer.
Insolvenzen, Phishing und angebliche Besitzstörungen
Die Anfragen zu Insolvenzen, Pflegegeld, Phishing-Methoden sowie zu angeblichen Besitzstörungen hätten 2024 bereits stark zugenommen, berichtet Andreas Stangl. „In diesen Bereichen rechnen wir auch im Jahr 2025 mit einem weiteren Anstieg“, so der AK-Präsident.
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