Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Lokalhistoriker Ernst Kalt: „Dieser Platz wird niemals ein Platz sein“

Claudia Brandt, 16.05.2017 16:32

KREMS. Aufgrund des großen Erfolges hat die Kremser Volkshochschule den Vortrag von Ernst Kalt über den Südtirolerplatz wiederholt. Der Lokalhistoriker ließ nicht nur dessen wechselhafte Geschichte Revue passieren, sondern übte auch massive Kritik an der geplanten Neugestaltung.

  1 / 3   Der Südtirolerplatz ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Seine Gestaltung sorgt immer wieder für Diskussionen. Fotos: Brandt

Der Südtirolerplatz hat sein Gesicht im Laufe der Jahrhunderte schon häufig verändert. Dieses Resümee zog Ernst Kalt vor zahlreichen Zuhörern im Dinstlsaal und belegte seinen Vortrag mit Fotos und Dokumenten aus mehreren Jahrhunderten. So war das Areal vor dem Steinertor zunächst eine Aulandschaft und später ein Exerzierplatz. Wiederum einige Zeit später wurde an dieser Stelle ein Kreisverkehr errichtet und auch ein sowjetisches Heldendenkmal fand vorübergehend dort eine Heimat.

Steinertor vom Abriss bedroht

Manche Projekte wurden auch wieder verworfen. So war Kalt zufolge anstelle des Landesgerichts ursprünglich mal ein großer Theaterbau geplant. Und das Steinertor wurde einmal gar zum Abbruch freigegeben, da es „kein schönes Gebäude“ und ein „Verkehrshindernis“ sei. Im letzten Moment wurde von den Abrissplänen wieder abgesehen. Lange Zeit waren weite Teile des heutigen Kremser Wahrzeichens übrigens von einer Schnapsbrennerei verdeckt, die unmittelbar davor stand.

Neugestaltung in Planung

Deutliche Kritik übt Kalt, der die HTL in Krems absolviert und selbst als Architekt gearbeitet hat, an der geplanten Neugestaltung des Platzes. Einkaufszentrumsbesitzer Othmar Seidl will eine Tiefgarage unter dem Platz errichten und die Stadt Krems möchte in diesem Zusammenhang die Oberfläche neu gestalten. „Ich bin für die Tiefgarage, aber nicht so“, erklärt Kalt. Besonders missfällt ihm die geplante Straßenführung, die künftig in weitem Bogen um den Platz herum und schließlich am Café Ulrich entlang führen soll.

Kritik an Straßenführung

Der 74-jährige Lokalhistoriker bezeichnete dies als „die schlechteste Verkehrslösung“ und würde stattdessen wieder einen Kreisverkehr bevorzugen. „Dieser Platz wird niemals ein Platz sein“, erklärt Kalt, der im Südtirolerplatz in erster Linie einen Verkehrsknotenpunkt sieht. Auch sei die ursprüngliche Straßenführung nicht über die Kasernstraße, sondern über die Wichnerstraße erfolgt.

Chance für die Innenstadt

„Ich kann mit dieser Kritik gut leben“, erklärt der fürs Bauressort zuständige Vizebürgermeister Gottfried Haselmayer (SPÖ) und verweist auf das Recht zur freien Meinungsäußerung. Das Verfahren zur geplanten Neugestaltung des Platzes laufe, momentan gebe es noch Einsprüche von Anrainern. Die Bürger seien außerdem im Vorfeld eingeladen worden, ihre Ideen einzubringen. „Ich stehe voll hinter dem Projekt“, betont Haselmayer, da er darin eine Chance zur Belebung der Innenstadt sieht.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden