Vom Minidisc-Player zum Pödcamp: Österreichs Podcast-Pionier erzählt
LINZ/TRAUN. Der Trauner Daniel Friesenecker gehört zu den ersten Podcastern Österreichs. Bereits 2006 entdeckte er das Medium für sich – zu einer Zeit, als Podcasts noch ein absolutes Nischenformat waren. Als einer von zwei Teilnehmern besuchte er einen Workshop im Ars Electronica Center, in dem das Konzept vorgestellt wurde. Fasziniert, seine eigenen Inhalte einem weltweiten Publikum zugänglich zu machen, produzierte er seine erste Aufnahme – technisch unausgereift, aber voller Begeisterung.

Wenn Daniel Friesenecker über Podcasting spricht, dann mit Leidenschaft. Und mit Erfahrung. Seit fast 20 Jahren ist er Teil dieser Welt, lange bevor das Medium in Österreich die große Bühne fand. Als er 2006 seine ersten Gehversuche unternahm, war Podcasting ein Randphänomen, eine Spielerei für Technikbegeisterte. „Meine erste Aufnahme war völlig übersteuert und eigentlich nicht zu gebrauchen“, erinnert er sich schmunzelnd. Doch der Reiz, ein eigenes Medium zu haben, ließ ihn nicht los. „Ich habe gemerkt, ich kann Themen aufgreifen, die sonst nirgends vorkommen – und plötzlich hörten Menschen zu.“
Besondere Momente
Einer seiner ersten Interviewpartner war niemand Geringerer als Kabarettist Alfred Dorfer. „Vor mir stand Life Radio, hinter mir der ORF – und ich dazwischen mit meinem kleinen Minidisc-Player und einem Mikro. Ich war nervös ohne Ende“, erzählt Friesenecker. Doch Dorfer nahm sich Zeit, sprach mit ihm und lud ihn am Ende des Gesprächs sogar zu seiner Show ein. „Das sind diese Momente, die Podcasting so besonders machen – du kommst an Menschen ran, die du sonst nie treffen würdest.“
Seither hat sich viel verändert. Podcasts sind längst kein Nischenmedium mehr, sondern ein fixer Bestandteil der Medienlandschaft. „Heute haben Prominente und Unternehmen eigene Formate – aber die Independent-Szene, die Menschen, die ohne großes Budget und Netzwerk einfach loslegen, sind für mich das Herz des Podcastings.“
Tipps für Interessierte
Wer einen eigenen Podcast starten will, sollte sich vor allem gut vorbereiten. Ein häufiger Fehler sei es, voller Motivation zu starten, aber nach wenigen Episoden die Lust zu verlieren. Wichtig sind außerdem eine klare Zielgruppe, ein ansprechendes Cover – „denn Podcasts sind zwar ein auditives Medium, aber die Entscheidung fürs Anhören fällt oft visuell“ – und eine ordentliche Audioqualität. Auch wenn keine teure Studioausrüstung nötig ist, sollte das Mikrofon Stimmen sauber einfangen. Und schließlich: „Durchhalten! Ein Podcast braucht Zeit, um sein Publikum zu finden.“
Entwicklung einer Szene
Über die Jahre hinweg entwickelte sich Frieseneckers Podcast weiter. Anfangs noch stark auf Jugend- und Subkultur in Linz fokussiert, wandelte er sich später hin zu einem Marketing- und Social-Media-Podcast. Dabei blieb er stets am Puls der Zeit und interviewte Personen aus der digitalen Szene. „Ich habe alle vors Mikrofon gebeten, die damals über Twitter oder Social Media etwas zu sagen hatten – lange bevor das Thema im Mainstream angekommen ist.“
Die Podcast-Szene in Österreich hat sich seither gewandelt. Während das Format anfangs belächelt wurde, erlebt es mittlerweile einen regelrechten Boom. Besonders durch Prominente, die eigene Podcasts gestartet haben, sei das Medium bekannter geworden. Auch die Corona-Pandemie hat das Format zusätzlich befeuert und noch bekannter gemacht. Dennoch sieht Friesenecker noch Nachholbedarf: „In Österreich fehlt eine echte Community der unabhängigen Podcaster. Es gibt viele Einzelkämpfer, aber wenig Vernetzung.“
Treffpunkt für Podcaster
Genau hier setzt das Pödcamp 2025 an. Am 8. März lädt Friesenecker in die Startrampe der Sparkasse OÖ in der Linzer Tabakfabrik ein, um einen Raum für Austausch, Inspiration und Wissenstransfer zu schaffen. Die Veranstaltung folgt dem Prinzip eines Barcamps – das bedeutet, die Teilnehmer gestalten das Programm selbst. „Es gibt kein vorgefertigtes Programm. Die Menschen, die kommen, entscheiden spontan, welche Themen behandelt werden. Manche wollen ihr Wissen teilen, andere suchen Rat. Und genau so soll es sein.“
Das Event richtet sich an unabhängige Podcaster – egal ob Neuling oder erfahrener Produzent. Auch Interessierte, die mit dem Gedanken spielen, einen eigenen Podcast zu starten, sind herzlich willkommen. Neben der inhaltlichen Gestaltung profitieren die Teilnehmenden auch von der Möglichkeit, wertvolle Kontakte zu knüpfen und sich in einer offenen Atmosphäre auszutauschen.
Schritt in Richtung einer österreichischen Community
Friesenecker hofft, mit dem Pödcamp nicht nur eine einmalige Veranstaltung ins Leben zu rufen, sondern einen Grundstein für eine echte Podcast-Community in Österreich zu legen. „Mein größter Wunsch ist, dass die Leute am Ende des Tages sagen: Wir brauchen 2026 unbedingt eine Neuauflage.“ Das Pödcamp könnte somit der Beginn einer Vernetzung sein, die der österreichischen Podcast-Szene langfristig mehr Zusammenhalt gibt.
Ob dieses Ziel erreicht wird, entscheiden letztlich die Teilnehmer selbst. Doch eines ist sicher: Der 8. März bietet eine einmalige Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und gemeinsam die Zukunft des unabhängigen Podcastens in Österreich zu gestalten. Anmeldung und Infos: https://pödcamp.com
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