Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

LEONDING. Seit fünfzehn Jahren befasst sich der Gemeinderat der Stadt Leonding intensiv mit dem geplanten viergleisigen Westbahnausbau der ÖBB. Vergangene Woche wurde in einem Sondergemeinderat ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt, um endlich einer Lösung für Leonding näher zu kommen.

  1 / 2   Ohne Einhausung und Tieferlegung der ÖBB-Hochleistungsstrecke würde Leonding in einen Nord- und einen Südteil zerschnitten werden. Visualisierung: Architekt Maximilian Luger

Nach mehreren Runden Tischen im Büro des Landesrates Günther Steinkellner im Frühjahr 2018 gaben die Stadt Leonding, das Land OÖ und das BMVIT gemeinsam ein Gutachten in Auftrag, das die Auswirkungen verschiedener Varianten der ÖBB-Hochleistungsstrecke auf die Entwicklung Leondings analysieren soll.

Beurteilt wurden vier verschiedene Varianten. Darunter die von Leonding geforderte Einhausung und Tieferlegung der Bahnstrecke sowie jenes Vorhaben der ÖBB, deren Trasse Leonding aus Sicht der Stadtvertreter regelrecht in zwei Teile zerschneiden und die Entwicklung des Stadtzentrums durch gewaltige bauliche Barrieren verhindern würde.

Die von der Stadt geforderte Variante kommt in der von Rosinak & Partner erstellten Wirkungsanalyse nicht wirklich gut weg. Die Stadt wollte das so nicht stehen lassen und hat daher im Sondergemeinderat eine Stellungnahme beschlossen.

„Die Ergebnisse der Wirkungsanalyse werden von der Stadt nur eingeschränkt mitgetragen“, heißt es in dem Gemeinderatsbeschluss, der einstimmig verabschiedet wurde.

Verzögerung

Ein wesentlicher Faktor, der in dem Gutachten gegen die von Leonding bevorzugte Variante der Einhausung spricht, ist neben dem Kosten- auch der Zeitfaktor.

Vor knapp einem Jahr hat das Bundesministerium den positiven Umweltverträglichkeitsbescheid für den viergleisigen Ausbau von Linz nach Marchtrenk veröffentlicht. Das genehmigte Projekt sieht für Leonding einen Ausbau am Bestand mit sechs Meter hohen Lärmschutzwänden ohne Tieferlegung vor (siehe Grafik). „Wir haben keinen und hatten nie einen Auftrag für eine Einhausung. Daran hat sich nichts geändert“, betont Wolfgang Mayr von der ÖBB Infrastruktur AG.

Derzeit sei das Vorhaben laut Mayr noch gerichtsanhängig, da es viele Einsprüche gab. Verhandlungstermin sei noch keiner bekannt. Sind die Urteile gesprochen, müssen vor Baubeginn noch Genehmigungsverfahren, wie etwa aus den Bereichen Eisenbahnrecht oder Naturschutzrecht, durchgeführt werden.

Wird später für Leonding eine geänderte Variante beauftragt, würde das laut Mayr selbstverständlich zu Verzögerungen führen.

Kolportiert wird immer eine Verzögerung von fünf Jahren. „Allerdings hat uns bis zur letzten Verhandlungsrunde niemand sagen können, wie lange es wirklich dauern würde“, ärgert sich Leondings Vizebürgermeisterin Sabine Naderer-Jelinek (SP).

Stadtentwicklung

Um die Stellungnahmen zur Wirkungsanalyse von Rosinak & Partner auch fachgerecht zu untermauern, hat die Stadt vor einem halben Jahr das Welser Architekturbüro „Luger & Maul“ beauftragt.

Maximilian Luger war im Sondergemeinderat zur Beantwortung von Sachfragen anwesend.

„Grundsätzlich sind alle vier geprüften Varianten in der Norm. Aber für die Stadtentwicklung wäre eine langsame Zusammenführung von Leonding Nord und dem Harter Plateau auf jeden Fall das Beste. Und daher ist die Zerschneidung ohne Einhausung und Tieferlegung kontraproduktiv“, ist er überzeugt.

Auch kann er die Aussagen der Wirkungsanalyse, wonach die Eintiefung von drei Metern keine grundsätzliche Qualität für Leonding bringen würde, nicht nachvollziehen. „Das sehen wir definitiv anders“, so Luger.

Negativbeispiel St. Valentin

Bürgermeister Walter Brunner betonte einmal mehr, dass nur eine Einhausung mit Tieferlegung die Trennwirkung der Bahn auf ein verträgliches Maß reduzieren könne:

„Die jetzige Bahntrasse liegt auf einem Hang, der von der Paschinger Straße Richtung Leonding-Zentrum abfällt. Die zwei zusätzlichen Gleise werden nördlich der Bestandsgleise dazugelegt. Dass die ÖBB das Niveau der neuen Gleise um drei Meter aufschütten wollen, anstatt die alten auf die neuen abzusenken, ist für uns einfach nicht nachvollziehbar.“

Wer noch Zweifel an den negativen Auswirkungen der Pläne der ÖBB für Leonding habe, solle doch nach St. Valentin fahren. „Hier geht die Trasse mitten durch die Stadt, da kann man sich die Auswirkungen anschauen.“

Natürlich sei der mittlerweile fünfzehn Jahre dauernde Kampf zermürbend, aber Brunner ist überzeugt: „Das ist ein Jahrhundertprojekt, da muss man beharrlich sein. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel.“

Gipfelgespräch

Die einstimmige Stellungnahme der Stadt zur Wirkungsanalyse von Rosinak & Partner wird nun dem Land OÖ, dem BMVIT und den ÖBB für ein Gipfelgespräch mit den Entscheidungsträgern übermittelt.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden