Elina Garanca im Interview: "Mir wurden in Österreich unglaubliche Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt"
LINZ. Die Konzertreihe „Klassik am Dom“ feiert 2020 zehnjähriges Bestehen. Eröffnen wird das Jubiläum ein Weltstar der Opernbühne: Mezzosopranistin Elina Garanca. Tips hat sich mit der gebürtigen Lettin über Klassik-Nachwuchs, Ruhm und ihre neue Puzzle-Vorliebe unterhalten. Für ihr Konzert am Linzer Domplatz gibt's bei Tips 3x2 Karten zu gewinnen.
Tips: Sie waren schon beim Auftakt von Klassik am Dom 2011 zu hören, zum Jubiläum kommen Sie wieder. Haben Sie sofort 'Ja' gesagt, als die Anfrage kam?
Garanca: Ich muss gestehen, nicht sofort. Emotional sofort 'Ja', weil es ein besonderer Ort ist und meine Erinnerung an dieses Konzert 2011 ganz besonders ist – damals war der Dom lilafarben ausgeleuchtet, unglaublich schön, zufriedene, glückliche Leute vor einem. Aber es hat ein wenig gedauert, zu sehen, wie wir es zeitlich und logistisch zusammenbringen. Das haben wir jetzt geschafft und ich freue mich sehr darauf. Und so ein Jubiläum ist schon etwas Besonderes in einer schnelllebigen Welt wie heute.
Tips: Man kann es sich ja kaum vorstellen: Wie ist das so, auf so einer Bühne und vor so vielen Mensch zu stehen?
Garanca: Das müssen Sie mal ausprobieren! (lacht)
Tips: Kann man schon etwas zum Programm verraten?
Garanca: Am Programm wird noch gefeilt, es werden Highlights des Opernrepertoires zu hören sein, gemeinsam mit einem Tenor und einer Sopranistin. Ich debütiere im dramatischen Repertoire, ich singe vorher in 'Don Carlos' – also es wird schon in diese Richtung gehen. So kann ich glaube ich auch am besten zur Geltung bringen, in welchem Zustand sich meine Stimme gerade befindet.
Tips: Sie haben im letzten Jahr die Initiative 'Zukunftsstimmen' zur Nachwuchsförderung gegründet…
Garanca: Mir wurden in Österreich unglaubliche Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt, ich habe musikalisch sehr viel lernen können in diesem Land. Ich fühle mich einfach obligiert – mit vollem Herzen –, etwas zurückzugeben. Junge Sänger wissen oft nicht, wieso und wohin in der Schnelllebigkeit des Theater- und Opernbetriebes. Und daher haben wir die Initiative gestartet für österreichische junge Künstler, die sich bewerben können. Mit den besten arbeite ich dann – die können mich anrufen, mir schreiben, um Rat fragen…
Tips: Es braucht aber nicht nur Nachwuchs auf der Bühne, sondern auch im Publikum. Wie kann man Ihrer Meinung nach junge Leute für Klassik begeistern?
Garanca: Ich glaube, grundsätzlich fängt das in der Familie und Schule an. Wenn Eltern selbst Berührungsangst mit klassischer Musik haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind das beibehalten wird, sehr groß. Ich würde empfehlen, sich zu trauen, Kinder mitzunehmen in ein klassisches Konzert und ihnen die Möglichkeit zu geben, den Bühnenzauber live zu erleben, im Konzertsaal oder zum Beispiel bei Klassik am Dom. Man muss ja nicht gleich mit Wagner anfangen. Es gibt 'Die Zauberflöte' oder sogar 'Carmen' – Geschichten, die leicht zu verstehen sind. Oft sind teure Tickets die Entschuldigung, aber es muss ja nicht die Premiere sein. Dem einen wird es gefallen, dem anderen nicht – aber man sollte wenigstens die Möglichkeit haben, zu erleben, wie ein orchestrales Forte in deinen Körper reingeht und deine Seele vibriert.
Tips: Sie sind ein gefeierter Opern-Star. Gibt es etwas, das Sie nicht vermissen würden, wenn Sie nicht berühmt wären?
Garanca: (lacht) Ich glaube, den unnötigen Smalltalk-Kram. Ich bin eher eine, die recht zügig, pragmatisch und praktisch mit Sachen umgeht. Ich bin keine, die sich durch längeren Applaus mehr bestätigt fühlt. Die Aufmerksamkeit ist etwas Schönes, weil das Möglichkeiten schafft. Gleichzeitig ist aber auch ein Teil meines Privatlebens einfach weg. Ich bin eher ein zurückgezogener Mensch – und all das, was Social Media betrifft: Das ist überhaupt nicht meine Welt. Ich tue das, weil ich die Bedeutung kenne, aber das ist es nicht, was mich als Sängerin belohnt. Ich bin Sängerin geworden, weil ich mit Leuten kommunizieren, Emotionalität vermitteln will. Der Ruhm ist dazugekommen, den habe ich nicht absichtlich gesucht.
Tips: Und wie schauen dann – wenn denn Zeit ist – das Privatleben, der Urlaub bei Elina Garanca aus?
Garanca: Ich habe seit einem Jahr eine unglaubliche Vorliebe für große Puzzle (lacht). Ich habe tatsächlich ein 18.000-Stück-Puzzle fertig bekommen. Das befreit mich unglaublich. Im Urlaub pendeln wir zwischen Lettland, wo meine Familie, mein Vater, mein Bruder, lebt, und Spanien, wo meine Schwieger-Familie herkommt. Es ist mir sehr wichtig, dass meine Kinder auch die lettischen Traditionen kennenlernen. Ein paar Wochen Urlaub verbringen wir in Lettland, wir gehen ans Baltische Meer, essen Sachen aus dem Garten, toben im Grünen… Und dann sind es ein paar Wochen, die wir in Spanien verbringen. Ich schalte mich im Urlaub vollkommen von der Musik weg. Über Weihnachten arbeiten wir nicht, da ist es eine Regel geworden, Zeit für die Kinder zu haben. Ich will da mit meinen Kindern Plätzchen backen, einen Braten zubereiten – tatsächlich die Zeit mit der Familie verbringen.
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