Innovatives Konzept: Ars Electronica Center bleibt noch zu, der interaktive Museumsbesuch wird aber nach Hause "geliefert"
LINZ. Mit dem neuen Konzept „Ars Electronica Home Delivery“ kommt das Museum der Zukunft künftig ins Wohnzimmer. Das Besondere: Alles kommt live und in Echt-Zeit aus dem Ars Electronica Center. Es wird kein Museumsfernsehen, die Menschen werden zu Mitwirkenden. Das Angebot ist kostenlos.

„Wir erleben im Moment einen Schnellsiedekurs in Digitalisierung, das ist die Chance, dass digitale Medien in der Breite zur Normalität werden. Wir eignen uns jetzt die Skills an, um eine sinnvolle Verbindung beider Realitäten zu haben“, so der Künstlerische Leiter von Ars Electronica Gerfried Stocker. „Das wird zur Entkrampfung führen und zu einer breiten Akzeptanz der Digitalität. Das ist auch für das AEC ein großes Experimentierfeld.“
Museumsbetrieb unter Auflagen nicht möglich
Natürlich habe man nicht die Idee, das Museum neu zu erfinden. Das neue Angebot sei dem Pragmatismus geschuldet. Denn so wie das AEC normalerweise Inhalte anbiete – interaktiv – sei das unter den Corona-Auflagen nicht möglich. Die Absicht des AEC ist es dennoch, persönliche Vermittlung zu bieten.
Mehrere Programmschienen
Das Angebot besteht aus mehreren Schienen: Live-Konzerte, Deep-Space-Live-Vorträge, Arbeit in den Labs, geführte Ausstellungs-Touren, Talks und das Animation Festival. Das besondere: Alles kommt live und in Echt-Zeit aus dem Ars Electronica Center. Nichts ist aufgezeichnet, das meiste ist interaktiv. Es wird kein Museumsfernsehen, die Menschen werden zu Mitwirkenden.
Geboten wird ein wöchentliches Programm, dass sich am herkömmlichen Museumsprogramm orientiere. Kurze Happen werden geboten, auch in Englisch und Tschechisch sowie Arabisch, um auch „Gäste“ aus dem Ausland zu bedienen, erläutert Museumsleiter Christoph Kremer. „Und wir wollen auch Personen erreichen, die vorher nicht die Chance hatten, nach Linz zu kommen.
Home Delivery in Concert
Gestartet wird mit einer zweiwöchigen „Testphase“ am Freitag, 1. Mai. Und da gleich mit einem Highlight: Das bekannte Pianistenpaar Dennis Russell Davies und Maki Namekawa spielt live aus dem Klavierzimmer des AEC, dazu gibt’s Echtzeit-Visualisierungen.
„Deep Space Live“ wird geöffnet
Im Deep Space dürften mit allen Auflagen nur etwa sieben Besucher vor Ort sein, vorerst nicht praktikabel. Verzichten müssen Fans aber trotzdem nicht darauf. Experten präsentieren live zu Themen wie Astronomie, Anatomie oder Archiologie. Astrofotograf Dietmar Hager macht den Auftakt am 7. Mai, mit einer „Reise durchs Universium“. Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia spricht etwa zum menschlichen Gehirn und vieles mehr wartet.
Arbeiten im Labor, geführte Touren, Animation Festival
Angeleitet von Infortrainern wird es interaktive Workshops geben, täglich werden geführte Live-Touren angeboten. Bei Talks mit Künstlern und Wissenschaftlern ist das Publikum eingeladen, mitzureden. Und auch der Animationskunst wird eine Plattform gegeben, beim eigens kuratierten „Ars Electronica Animations Festival“.
Teilnehmen via Stream/Konferenz-System
Verwendet wird für das Angebot ein System aus Stream und Video-Konferenz. Das Angebot ist kostenlos, die einzige Teilnahmebediung ist, die Kamera am Computer einzuschalten. Bei Führungen kann eine begrenzte Anzahl an Personen interaktiv dabei sein, man muss ich dazu – wie auch in Echt – anmelden, aber auch via Stream wird man dabei sein können.
Nachhaltiges Angebot
Das Echtzeit-Programm kann später auch nachgesehen werden. „Ars Electronica Home Delivery“ soll zudem auch künftig, nach Öffnung des Museums, weiterbestehen, um das Portfolio etwa für Schulen und Unternehmen nachhaltig aufzuwerten.
„Natürlich schmerzt es, dass ein Haus wie dieses leer steht, das ist aber auch eine Weiterentwicklungschance. Das Ars Electronica Center ist die erste Institution in Oberösterreich, die das so umsetzt. Das Angebot ist kein Entweder/Oder, sondern ein Zusatzangebot, dass flexibler macht“, so Bürgermeister Klaus Luger.
Auch Kulturstadträtin, Beiratsvorsitzende Doris Lang-Mayerhofer ist begeistert vom neuen Angebot. „Als Museum der Zukunft entwickelt es sich wieder weiter in die Zukunft. Ich glaube daran, dass dieses Format eines ist, dass uns noch lange begleiten wird, Formate, um live mit dabei zu sein, wenn auch nicht direkt vor Ort“, so die Kulturstadträtin, die zum Beispiel darauf hinweist, dass Schulklassen so Live-Unterricht aus dem AEC erleben könnten.
Festival im September findet in neuer Form statt
Das kommende Ars Electronica-Festival ausfallen zu lassen, stand zu keiner Zeit zur Debatte. „Unser Auftrag ist der Diskurs, gerade jetzt mit den Themen Demokratie, Überwachung und Tracking ist das besonders wichtig“, so Stocker. Klar ist, dass es nicht wie geplant stattfinden wird, auch durch die finanzielle Problematik bei Partnereinrichtungen. Einige Orte werde es aber geben, wo es live stattfinden kann. Wie genau es stattfinden wird, ist in Planung.
Finanziell stark betroffen
Natürlich sei auch das AEC stark finanziell betroffen, nicht nur durch den entfallenen Museumsbetrieb, sondern auch durch Ausfälle bei Ars Electronica Solutions, bei internationalen Ausstellungen, Forschungsprojekten und mehr. „Bei einer hohen Eigenfinanzierung von 60 Prozent wie bei uns, ist die Verwundbarkeit noch größer“, so Stocker.
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