Studenten arbeiten die Lebensgeschichten von Linzer Senioren künstlerisch auf
LINZ. „Wie im Flug“ heißt das Projekt von neun Studierenden der Elementaren Musikpädagogik sowie des Schauspiels an der Anton Bruckner Privatuniversität. Das Projekt arbeitet die Lebensgeschichten der Bewohnern des Caritas-Seniorenwohnhauses St. Anna in Linz künstlerisch auf.

Seit fast 20 Jahren gestalten Studierende der Elementarten Musikpädagogik für die Senioren eine wöchentliche Musikstunde, welche seit über zehn Jahren von Michaela Vaught geleitet wird.
Vaught und ihre Kollegin Anke Held von der ABPU hatten auch die Idee für das Projekt, von dem sie den Senioren in den Musikstunden immer wieder erzählten. „Spannend war, dass die Teilnehmer vom Projekt seit den Interviews jede Woche an den Musikstunden teilgenommen haben. Das war vorher nicht so regelmäßig.“
In die Tat umgesetzt wurde das Projekt unter anderem von Schauspielstudent Kevin Bianco (30) und Rahel Seidl (21), Studierende der Elementaren Musikpädagogik. Die beiden lernten ihre Senioren bei den wöchentlichen Musikstunden kennen.
Kevin Bianco erzählt: „Ich fand es spannend eingeladen zu werden von wildfremden Menschen und Volkslieder zu singen, die ich aufgrund meiner italienischen Herkunft nicht kannte.“ Auch Rahel Seidl saß während der Musikstunde schon neben Herrn Fischer: „Wir haben miteinander musiziert, haben uns gut verstanden – haben aber nicht so viel zuvor gesprochen. Nach und nach in den Gesprächen für das Projekt ist seine Musikalität erst aufgekommen. Als Kind lernte er Klavier und Gitarre, Querflöte hat er mit seinem Sohn gelernt, Kontrabass hat er sich selbst beigebracht.“
Aufführung der Geschichten
Am Ende des Projekts stand die Aufführung der neun Kurzperformances im Caritas-Seniorenwohnhaus am Froschberg. Das Feedback der Bewohner kam schon während der Vorführung: Einzelne Senioren begannen mitzusingen.
Kevin Bianco inszenierte eine Erinnerung aus einer Kindheit im Krieg von Theresia Leonhardsberger. Die 86-Jährige erklärt dazu mit einem Augenzwinkern: „Die ganze Tragik meines Lebens habe ich ihm nicht erzählt – ich habe mehrere Geschwister, die Älteste hat uns statt unserer verstorbenen Mutter aufgezogen. Während des Krieges war es hart – aber das hätte zu einer viel zu traurigen Vorstellung geführt.“ Kevin Bianco erklärt: „Die Herausforderung war, von einer Geschichte, die man gehört hat, etwas herauszunehmen und wiederzugeben, ohne es zu instrumentalisieren.“
Rahel Seidl ergänzt: „Man hat ständig im Hinterkopf: es muss für die Bewohner passen.“ Sie hat Alfred Fischers (77) Leidenschaft für Musik in der Performance verarbeitet: „Mich hat bei Herrn Fischer tief berührt, dass er sein ganzes Leben im Büro gearbeitet hat, obwohl er beruflich lieber Musik gemacht hätte.“ Alfred Fischer gefiel die künstlerische Umsetzung und gesteht: „Es hat mich zuerst schon etwas Überwindung gekostet, bei diesem Projekt mitzumachen. Aber dann hat es mir viel Freude gemacht.“
Die Studierenden freuen sich, dass die Aufführung so guten Anklang fand und ziehen positive Bilanz: „Kunst handelt von Menschen. Kunst ist für Menschen. Das haben wir in diesem Projekt zeigen dürfen.“
Die Senioren selbst sind sich ihrem Anteil an den Performances durchaus bewusst. Ohne sie hätte es diese Vorstellung nicht gegeben. Das macht sie alle zurecht ein wenig stolz, wie man bei der Aufführung erleben konnte.
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