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Erstmalige erfolgreiche Stentimplantation im Herzen eines Ungeborenen kurz vor Geburt

Redaktion Linz, 11.12.2018 15:46

LINZ. Monate des Zitterns, Bangens und Hoffen liegen hinter der Familie Raffelsberger-Turner: Im Kinderherz Zentrum des Kepler Universitätsklinikums, wurde vor vier Monaten ihrem ungeborenen Sohn kurz vor der Geburt - weltweit erstmals erfolgreich - ein Stent implantiert. Dieser sicherte trotz komplexem Herzfehler Jans Überleben.

v.l.n.r.: Pflegedirektorin Simone Pollhammer, Vorstand des Instituts für Pränatalmedizin Wolfgang Arzt, Kaufmännische Direktorin GF Elgin Drda, Jan Turner (Patient), Gerald Turner (Vater), Christine Raffelsberger (Mutter), Natalie Turner (Schwester), Vorstand der Klinik für Kinderkardiologie Gerald Tulzer, Ärztlicher Direktor GF Heinz Brock

„Setzen Sie sich bitte hin“. Die junge dreiköpfige Familie aus dem Bezirk Gmunden wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie weit dieser Satz, ausgesprochen von der schwangerschaftsbegleitenden Gynäkologin, ihr Leben und das Leben des ungeborenen Kindes im Bauch von Mutter Christine Raffelsberger für immer verändern würde. Mit der Diagnose eines angeborenen Herzfehlers änderte sich alles: Dieser würde den Abfluss des Blutes aus den Lungen von den Vorhöfen in die Herzkammern unmöglich machte, und so ein selbstständiges Überleben nach der Geburt ohne akute Notfallmaßnahmen unmöglich machen. Das Hypoplastische Linksherzsyndrom ist einer der schwersten Herzfehler.

OP als Überlebenschance

„Es war ein Schock. Aber man darf gar nicht zu viel über all das nachdenken, sonst macht man sich nur selber fertig“, erzählt Vater Gerald Turner. Drei Tage hatte die Familie Zeit die Entscheidung für die lebensrettende Pränatale Operation zu fällen. „Laut Prognose der Ärzte gab es sowieso kein Überleben für unseren Jan, nach der Geburt. Darum haben wir gewusst wir wollen diesen Eingriff und ihm die Chance geben aufs Überleben. Wir wurden sehr gut betreut, konnten alle Fragen stellen und es wurde uns auch alles gut erklärt“, so Turner. „Für mich war es ein kleiner Eingriff, mit der Vollnarkose habe ich nichts mitbekommen. Das wichtigste für mich ist, dass es ihm heute gut geht“, fügt Christine Raffelsberger an.

Komplexer Eingriff

„Mittels einer langen Hohlnadel wurde beim ungeborenen Kind kurz vor dem Entbindungstermin ein neun Millimeter langer und drei Millimeter im Durchmesser haltender Stent ins Herz (in der Vorkammerscheidewand) unter Ultraschallsicht implantiert“, erklärt Wolfgang Arzt, Vorstand des Instituts für Pränatalmedizin. Damit gelang den Ärzten in Linz erstmalige eine erfolgreiche Stentimplantation im Herzen eines Ungeborenen kurz vor Geburt. „Pränatale Eingriffe sind sehr komplex und benötigen viel Erfahrung“, betont auch Heinz Brock, medizinischer Geschäftsführer und Ärztliche Direktor des KUK.

Weitere Folgeoperationen ohne Probleme durchgeführt

Der kleine Jan kam sechs Tage nach diesem Eingriff per Kaiserschnitt zur Welt und benötigte aufgrund des pränatal implantierten Stents keinerlei intensivmedizinische Maßnahmen. Aufgrund des angeborenen Herzfehlers konnte am Ende der ersten Lebenswoche die geplante und notwendige Herzoperation ohne Probleme durchgeführt werden. Heute ist der kleine Wonneproppen vier Monate alt, hat zwei weitere Herzoperationen hinter sich bringen müssen.

Das 1995 gegründete Kinderherz Zentrum Linz am Kepler Universitätsklinikum ist in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pränatalmedizin mit über 150 durchgeführten Interventionen europaweit das größte und weltweit zweitgrößte Zentrum für pränatale Herzeingriffe.

Es ist spezialisiert auf komplexe Korrekturoperationen beim Neugeborenen, schwierigste Eingriffe bei Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern sowie führend bei pränatalen Herzeingriffen. Der weltweit erste erfolgreiche Eingriff am Herzen eines Ungeborenen wurde im Jahr 2000 in Kooperation mit dem Institut für Pränatalmedizin durchgeführt.


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