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Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide: "Demokratische Grundhaltungen sind erlernbar"

Online Redaktion, 22.09.2020 16:27

OÖ. Fast 20 Prozent der oö. Bevölkerung haben Migrationshintergrund. Vor diesem Hintergrund widmeten sich Landeshauptmann Thomas Stelzer und der renommierte Islamwissenschaftler und Autor Mouhanad Khorchide der Frage „Islamischer Fundamentalismus – Was verschärft und was verhindert Parallelgesellschaften in Oberösterreich?“.

OÖVP-Landesgeschäftsführer LAbg. Wolfgang Hattmannsdorfer, LH Thomas Stelzer (ÖVP) und Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide (Foto: OÖVP)

Laut Angaben der Statistik Austria leben in Oberösterreich 284.200 Menschen mit Migrationshintergrund (Jahresschnitt 2019). Das entspricht 19,5 Prozent der Landesbevölkerung. Nach Staatsbürgerschaft gegliedert, ergab die Erhebung durch Statistik Austria per 1. Jänner 2020 in Oberösterreich 197.172 im Bundesland lebende Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft. Davon besitzen 99.851 die Staatsbürgerschaft eines EU-Landes, 1.491 in OÖ lebende Menschen entstammen den weiteren assoziierten europäischen Staaten und 95.830 einem der weltweiten Drittstaaten.

Dabei dominieren unter den in Oberösterreich lebenden Drittstaatsbürgern laut Statistik Austria Migranten aus dem europäischen Raum (64.918). Es stechen insbesondere die Zahlen für die Herkunftsländer Bosnien-Herzegowina (21.877), Türkei (15.374), Serbien (10.409), Kosovo (6.958), Nordmazedonien (4.849) und die Russische Föderation (3.399) ins Auge. Österreichweit leben 63 Prozent der in Österreich Lebenden mit ausländischem Geburtsort in Städten mit einer Einwohnerzahl jenseits der 20.000.

Zuwanderer aus der Türkei fühlen sich in Österreich weniger heimisch

In Österreich lebende Menschen mit Migrationshintergrund Türkei fühlen sich nicht in jenem Maß in Österreich heimisch wie beispielsweise Zuwanderer aus Ex-Jugoslawien. Umgekehrt fühlen sich Menschen mit Migrationshintergrund Türkei eigener Aussage nach zu 27,7 Prozent „eher dem Staat zugehörig aus dem meine Eltern bzw. ich selbst stammen“.

Mit der Aufenthaltsdauer in Österreich nimmt das Zugehörigkeitsgefühl zu Rot-Weiß-Rot zwar unter den Migranten tendenziell zu, aber: Selbst unter Zuwanderern, die seit mehr als 20 Jahren in Österreich leben, gibt ein Fünftel an, sich dem Herkunftsland der Eltern bzw. dem eigenen ausländischen Herkunftsland stärker zugehörig zu fühlen als ihrem jetzigen Aufenthaltsland Österreich.

Positive Entwicklungen bei Bildung und am Arbeitsmarkt

„Wenn es um die Frage der strukturellen Integration geht, dann zeigen empirische Studien für Österreich eine positive Entwicklung, die vor allem das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt betrifft. Bei Einstellungen zu Antisemitismus, zu Homosexualität und zu patriarchalischen Strukturen zeigen sich bei einigen Gruppierungen, wie Migranten mit tschetschenischem Hintergrund, Defizite“, zeigt Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide auf. Ein Beispiel dafür ist ein Fall der Mitte August in Linz bekannt wurde: Eine organisierte Gruppe Tschetschenen in Linz und Wien Frauen verfolgt, bedroht und verletzt haben soll, weil diese sich nach Ansicht der Täter zu westlich verhielten oder sich nicht entsprechend den Wertvorstellungen der selbsternannten Sittenwächter verhielten.

Auch bei anderen Gruppen gebe es Probleme hinsichtlich einer demokratischen Grundeinstellung.

Demokratie und moderne Werte leben

Gelungene Integration entscheidet sich nicht darin, woher jemand kommt und woran jemand glaubt, sondern allein in der Haltung: Ob man die demokratischen Werte und unsere Art zu leben respektiert, ob man sich am Arbeitsmarkt einbringt und ob man sich um das Erlernen der deutschen Sprache bemüht“, unterstreicht Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Studien zeigen, dass eine solche demokratische Grundhaltung erlernbar ist. „„Die jungen Menschen müssen demokratische Werte hier in Europa als gelebte Praxis erfahren können, nur so werden sie selbst zu Demokraten. Moderne Werte sind jedoch keine Subjekte, denen man auf der Straße oder in der Schule bzw. am Arbeitsplatz begegnet, sondern werden von Menschen vertreten, gelebt und geteilt. Die Begegnung junger Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund mit modernen Werten setzt daher voraus, dass sie Menschen begegnen, die diese Werte vertreten und somit eine Erfahrung damit ermöglichen“, erläutert Khorchide.


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