Neue Corona-Teststrategie: Antigentests ab Donnerstag bei Hausärzten möglich
WIEN/OÖ/NÖ. Eine neue Corona-Teststrategie mit dem Einsatz von sogenannten Antigentests präsentierte Gesundheitsminister Rudi Anschober am 21. Oktober vor Presse. Mittels dieser Schnelltests sollen künftig Covid-Abklärungen beim Verdachtsfall auch in Hausarztpraxen durchgeführt werden. Ab Donnerstag, 22. Oktober werde dies möglich sein.
![Minister Anschober - Archivfoto (Foto: BKA / Hans Hofer)](https://images.tips.at/cache/image/thumbcrop/news/467717/519446/736x446x0/1603284456.9226-neue-corona-teststrategie-antigentests-ab-donnerstag-bei-hausaerzten-moeglich-dRrDlQ.jpg?94380884)
Der Einsatz von Antigentestes ist nun Teil der überarbeiteten „Österreichischer Teststrategie SARS-CoV-2“, einen herkömmlichen PCR-Test ersetzt der Antigentest aktuell aber noch nicht.
Ab morgen können also Ärzte freiwillig die Testung mittels Antigentests anbieten. „Wir können den Antigentest nun breit einsetzen, ab sofort ist das ein wichtiger Teil der Teststrategie“, so Anschober.
Ergebnis in 15 Minuten
Die Vorteile des Tests, der nun offiziell für den Gesundheitsbereich zugelassen ist: Er ist unaufwendig, man benötigt kein Labor, er führt innerhalb 15 bis 20 Minuten zu einem Ergebnis und ist kostengünstiger (im Einkauf rund 10 Euro). Der Nachteil: Der Test ist nicht ganz so sensitiv wie ein PCR-Test. Daher gilt bis auf Weiteres: Fällt ein Antigentest beim Hausarzt positiv aus, muss zusätzlich ein PCR-Test gemacht werden.
Symptome müssen bestehen
Für den Antigentest ist ebenfalls ein Nasen/Rachenabstrich nötig. Voraussetzung, einen solchen Test bei Hausarzt zu machen, ist das Vorhandensein von Symptomen. Sonst bringe dieser nichts.
„Das wird uns trotzdem viel Arbeit ersparen und mehr Tempo reinbringen“, spricht Anschober von einer wichtigen Bereicherung. Eingesetzt werden könne der Test neben Hausarztpraxen auch in Spitalsambulanzen, Schulen sowie etwa in Alten- und Pflegeheimen.
Abgerufen werden können die Tests über die Bundesbeschaffungsagentur, „sie sind in ausreichend in großen Stückzahlen vorhanden“, so Anschober.
Für die Patienten entstehen keine Kosten, die Tests werden von den Krankenkassen bezahlt.
„Kranke Menschen gehören zum Arzt“
„Wir Hausärzte sind sehr froh über diese neue Möglichkeit. Kranke Menschen gehören zum Arzt – egal ob chronische Krankheiten, seelische Probleme oder mit Covid-Symptomen. Die Antigentests machen uns das Leben viel leichter, weil sie eine Differenzialdiagnostik ermöglichen“, so Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin. „Man darf nicht vergessen, dass die Menschen auch an etwas anderem erkranken können – wir wollen es nicht mehr erleben, dass die Leute tagelang an sich selbst herumdoktern.“
Essenziell sei auch, dass den Patienten Erleichterung verschafft werden könnte, wenn es sich nicht um Covid handle, „die meisten haben ja doch etwas anderes.“
Den Ärzten wird ein fact sheet zur Verfügung gestellt, aus dem hervorgeht, wie der Ablauf des Tests erfolgt und welche Regelungen und Schutzmaßnahmen einzuhalten sind. Wichtig ist dies für die Hausärzte, die die Tests anbieten wollen, auch deswegen, damit sie nicht im Fall eines positiven Patienten selbst an Quarantäne müssen, „wir hoffen hier, dass die Bundesländer das zusichern, wenn die Ärzte diese Regelungen einhalten“, so Rabady.
Schon Erfahrung mit dem Antigentest in seiner Praxis sammeln konnte auch Arzt Wolfgang Mückstein vom Primärversorgungszentrum Wien-Mariahilf im Rahmen einer Studie des Wiener Forschungsnetzwerkes. „Die Ergebnisse zeigen sehr positive Ergebnisse, alle positiven Antigen-Schnelltests waren auch beim PCR-Test positiv, bei den negativen habe es vereinzelt Falsch-Negative gegeben.
Bei negativen Ergebnissen werden der Arzt aber dennoch einen Kontrolltest anordnen, wenn ein konkreter Verdacht einer Covid-19-Infektion besteht, „etwa wenn der Patient unter Geschmacksverlust leidet“, erläutert Mückstein.
Grundsätzlich appelliert auch Mückstein, wie Rabady: Wenn sich jemand krank fühlt, egal weswegen – die Leute sollen – anders als im Frühjahr – wieder zum Arzt gehen.
„Rückmeldungen zeigen hohe Bereitschaft“
Wie viele Ärzte tatsächlich freiwillig mitmachen werden, kann noch nicht genau gesagt werden, „aber die Rückmeldungen zeigen hohe Bereitschaft und Interesse“, so Rabady. „Ich bin sehr optimistisch, weiß aber auch, dass Kollegen noch zögerlich sind, aufgrund von Problemen, die mittlerweile gelöst sind oder gelöst werden, etwa mit der Schutzausrüstung.“ Die Ärzte müssten sich auch sicher sein können, dass sie selbst nicht in Quarantäne müssen im Fall des Kontaktes mit einem positiven Patienten.
Wichtig sei es, infektiöse und nicht infektiöse Patienten zu trennen, etwa durch ein Terminsystem, einer Ausweitung der Ordinationszeiten, Terminen für Testungen am Rand der Ordinationszeiten oder wenn möglich räumlicher Trennung.
Aktuell Europa Epizentrum
Aktuell ist Europa das Epizentrum der Pandemie, mit einem Drittel der weltweiten Neuinfektionen, so Anschober zur aktuellen Situation. „Europa hat gerade mehr Neuinfektionen als Brasilien, USA und Indien zusammengenommen.“
In Österreich bereite der Anstieg an Hospitalisierungen Sorge – am 21. Oktober sind 960 Personen wegen Covid-19 im Spital, 147 in Intensivbetreuung. Aber: „641 Intensivbetten sind noch frei verfügbar für Corona-Fälle, hier sind wir weit entfernt von Situationen wie in Frankreich oder Tschechien.“
Zwei Millionen Tests in Österreich
Mit 21. Oktober wurde die Marke von zwei Millionen durchgeführten Tests in Österreich überschritten, „das sind vier bis fünfmal mehr Testungen als im Frühjahr.“ Mit dieser Zahl liegt Österreich im vorderen Drittel in Europa bei den durchgeführten Tests. Problem für Anschober: Die Positiv-Rate (Verhältnis Anzahl der Testungen zu positiven Ergebnissen) ist insgesamt am Steigen, „diese lag gestern bei 9 Prozent, im Oktober bei 6 Prozent, diese Werte sind zu hoch.“
Bei den neuen Maßnahmen, die in Österreich am Freitag, 23. Oktober in Kraft treten, ist Anschober zuversichtlich, dass diese greifen würden. „Zwischen dem Start einer Maßnahme und der Wirkung vergehen zwei bis drei Wochen“. Optimistisch sei er auch, dass die vielen regionalen Maßnahmen sich nachhaltig auswirken würden.
Schon gestern sprach sich Anschober gegen den Vorstoß aus Oberösterreich zur Verkürzung der Quarantänezeit von zehn auf fünf Tagen aus. Es gebe noch keinen wissenschaftlichen Beleg, so Anschober am Rande einer Pressekonferenz zur Pflegereform gestern.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden