Corona-Massentests in Linz: 75 Teststraßen an rund 20 Standorten in der Stadt geplant
LINZ. Als „großen Akt der Anstrengung“ bezeichnete der Linzer Bürgermeister Klaus Luger die Durchführung der verordneten Massentests für die breite Bevölkerung ab 11. Dezember. Neben größeren Einrichtungen wie dem Design Center und der TipsArena sind insgesamt 75 Test-Straßen an rund 20 Standorten im Linz Stadtgebiet vorgesehen. Viele Fragen im Vorfeld sind jedoch weiter offen.

Nach den Lehrern und Polizisten ab 5. Dezember wird bekanntlich ab 11. Dezember die breite Bevölkerung getestet, vier Tage lang. „Wir werden dafür größere Locations wie das Design Center und die Tips-Arena zur Verfügung stellen, rund 75 Test-Stationen in Linz an rund 20 Standorten im Stadtgebiet benötigen. Diese Standorte werden noch detailliert bekannt gegeben. Um wie angepeilt 50 Prozent der Linzer zu testen in nur vier Tagen - das wären 90.000 Menschen - ist ein großer Akt der Anstrengung nötig. Rotes Kreuz und Arbeitersamariterbund mobilisieren bereits alle Ressourcen, um ca. 250 Menschen mit medizinischen Qualifikationen vier Tage im Einsatz zu haben. Wir müssen auch selbst ca. 500 Mitarbeiter aufstellen“, so das Linzer Stadtoberhaupt.
Kritik an Verfehlungen des Bundes
Luger stellt der erneuten Kritik am Bund voran: „All diejenigen, die sich testen lassen wollen, sollen zu ihren Tests kommen. Würden wir uns nicht seit einigen Tagen mit der Vorbereitung der Testungen konkret und intensiv beschäftigen, dann würde an jenem Tag, wo der Bund verordnet hat, die Testungen durchzuführen, das Chaos ausbrechen. Ich sage das ganz offen.“
Test-Prozedere und IT-Zuverlässigkeit noch unklar
Der Bürgermeister ergänzt: „Man lässt uns bei den Testungen seitens des Bundes völlig im Regen stehen. Es ist etwa noch nicht klar, wie diese Testungen genau erfolgen, ob nach einem positiven Schnelltest ein PCR-Test wie bei Lehrern und Polizisten erfolgen wird. Der Gesundheitsminister hat zudem bis heute auch nicht festgelegt, ob Gesundheitsbehörden Contact Tracing durchzuführen oder nicht. Und letztlich wird das neue IT-System dafür am 1. Dezember ausgerollt und soll am 5. Dezember funktionieren. Ich kenne kein IT-System, das nach dem Ausrollen sofort gelingt.“
Gemeinsam mit dem Land versucht die Stadt Linz daher, die Testungen abzuwickeln und ein Netz für einen vielleicht nötigen „Plan B“ zu spannen: „Gerade bei der IT-Frage müssen wir einen Plan B oder C entwickeln. Vorarlberg etwa hat das Bundessystem schon einmal nicht übernommen.“
Raml: „Es darf keine Konsequenzen durch die Hintertür geben“
Der freiheitliche Gesundheits- und Sicherheitsstadtrat Michael Raml betont: „Die Freiwilligkeit der Testung muss zu 100 Prozent gewährleistet werden, es darf keine Konsequenzen durch die Hintertür geben“. Raml zeigt sich über das Abwälzen der Aufgaben vom Bund an die Länder und Gemeinden „entsetzt“. „Ich erhoffe mir auch Hilfe durch das Bundesheer.“ Er stellt zudem die Sinnhaftigkeit der Massentest-Strategie in Frage. Es gibt viele offene Fragen, rund um die Kosten des ganzen Vorhabens und Auswirkung dieser auf die Verbesserung der Corona-Lage. Die Erfahrungen aus Slowakei haben gezeigt, dass diese Strategie doch nicht so sinnvoll im Kampf gegen Covid19 ist, wie man es ursprünglich gedacht hat. Aus Erfahrung anderer soll man halt lernen.“
Keine Übersterblichkeit in Linz
Es gab in Linz bisher 78 Todesfälle, also Menschen, die zum Zeitpunkt ihres Todes mit dem Coronavirus infiziert gewesen sind. Luger: „Vergleicht man die gesamte Entwicklung der Sterbefälle mit der gleichen Entwicklung aus dem Vorjahr, so liegen wir in derselben Entwicklung wie im Vorjahr. Die Corona-Pandemie hat also nicht zu einer überdurchschnittlichen Sterblichkeit in unserer Stadt geführt, im Gegensatz zu Oberösterreich und Österreich-weiten Werten.“
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07.12.2020 20:08
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Die Tests werden großartig beworben in Medien, die der Stadt nahestehen. Genauere Information findet man allerdings keine. Mich wundert nicht, dass die Bereitschaft, sich testen zu lassen sehr gering ist. Darüber sollte man vielleicht an den verantwortlichen Stellen noch mal nachdenken.
07.12.2020 08:18
Massentest für Linz
Habe mich gerade online angemeldet, die Mail bekommen mit den Testorten, jedoch war kein einziger aus Linz dabei. Warum zeigt es keine an??????
03.12.2020 02:52
so geht's
20 Teststellen über die nicht gar so große Stadt verteilt, das ist vorbildlich. "Der Gesundheitsminister hat zudem bis heute auch nicht festgelegt, ob Gesundheitsbehörden Contact Tracing durchzuführen oder nicht." Da sollten sie nicht auf das Ministerium warten. Die Tests nach ja nur Sin, wenn Kontakte aufgespürt werden und in die Quarantäne gehen. Contract tracing kann bei der Menge aber faktisch nur durch die getesteten selbst geleistet werden. Die sollten dann ihre Kontaktpersonen, auch wenn diese im Schnelltest "negativ" waren, zu einem PCR-Test veranlassen können. Die ganzen PCR-Proben müssen dann vermutlich in andere Labors landesweit und auch international gebracht werden, um zeitnah Ergebnisse zu erhalten. Auch das sollte vorbereitet werden.
03.12.2020 14:23
Unser Föderalismus
Man kocht lieber sein eigenes Süppchen und gibt Steuergeld aus, statt darauf zu vertrauen dass man ein Österreichweites Anmeldesystem auf die Beine stellt.
Dass viele DInge wie PCR und Contact Tracing noch unklar sind liegt ja auch an den Ländern und Gemeinden die sich ja gegen beides gewährt haben, da diese ja dann auch dafür zuständig waren.
Die Frage ist halt wie viel ein PCR bringen würde da Antigen Tests zwar nicht so sensitiv aber sehr spezifisch sind (false-positive unwahrscheinlich, false-negative mit geringer Virenlast wahrscheinlich).
Wenn genug mit machen könnte man theoretisch auch auf das Contact Trancing verzichten. Insbesondere da man ja einen 2. Durchgang machen wird.
Persönlich würde ich eine verpflichtung zum Testen deshalb gut finden. Mir ist aber klar, dass es gesetzlich derzeit nicht direkt möglich ist.