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Corona-Jahr 2020 brachte historischen Tiefstand bei Straftaten in Oberösterreich

Karin Seyringer, 18.03.2021 14:49

OÖ. Auch wenn durch die Corona-Situation die Kriminalstatistik 2020 in OÖ nicht ganz so vergleichbar ist mit anderen Jahren: Im Jahr 2020 wurde ein historischer Tiefstand an Straftaten in Oberösterreich verzeichnet. Unter 60.000 Straftaten wurden angezeigt – die Aufklärungsquote liegt bei 61,7 Prozent – Oberösterreich ist damit im Bundesländerschnitt vorne mit dabei. Stark gestiegen ist aber wieder die Internetkriminalität.

Landespolizeidirektor Andreas Pilsl (Foto: Volker Weihbold)
Landespolizeidirektor Andreas Pilsl (Foto: Volker Weihbold)

„Wir blicken auf ein Jahr zurück, das die Polizei  in vielen Belangen sehr gefordert hat, mit Corona als dominierendem Thema. Dabei war es nötig, dass die Polizei die Gesundheitsbehörden in großem Ausmaß unterstützt, das wir alle zusammengeholfen haben. Das hat natürlich bedingt, dass die Polizei vielfach mit anderen Aufgaben beschäftigt war, als die ureigensten Aufgaben wären“, so Landespolizeidirektor Andreas Pilsl bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2020 für Oberösterreich.

Kontrollen, Demos und Co: Großer Herausforderung durch Corona

Über 40.000 Kontakte in Form von Anzeigen, Abmahnungen gab es, aber auch über 40.000 Quarantänen wurden kontrolliert, 3.000 Absonderungsbescheide wurden zugestellt oder im Contact Tracing bei 3.700 Fällen mitgeholfen, nennt Pilsl einige Corona-Zahlen. „Besonders gefordert hat im letzten Jahr die Situation an der Grenze – über 500.000 Kontrollen an den Grenzen, zum Großteil durch die Polizei alleine, wurden durchgeführt für die Gesundheitsbehörden, das hat in personeller Hinsicht extrem gefordert.“

Und: „Mit Ende letzten Jahres ist die Demobewegung so richtig ins Laufen gekommen. Heuer waren es schon rund 150 Demos – für Oberösterreich ist das ein sehr, sehr hoher Wert und auch hier brauchen wir sehr viel Knowhow und Personal“, erläutert Pilsl.

Die Polizei in OÖ ist auch selbst nicht verschont worden vor Corona, rund zehn Prozent der Belegschaft wurden positiv getestet.

Historischer Tiefstand an Straftaten mit guter Aufklärungsquote

Aber auch erfreuliche Dinge gab es zu verkünden: 2020 gab es mit 59.832 (minus 7,6 Prozent im Vergleich zu 2019) einen historischen Tiefstand an angezeigten Straftaten, „das bedeutet für Oberösterreich die tiefste Zahl, die wir jemals zu verzeichnen hatten“, so der Polizeichef.

Die Aufklärungsquote lag 2020 bei 61,7 Prozent (plus 1,6 Prozent im Vergleich zu 2019), 43.201 Täter wurden im Vorjahr von der Polizei in Oberösterreich ausgeforscht. „Wir sind mit dieser Zahl ganz vorne mit dabei in Österreich, das freut mich als Polizeichef in Oberösterreich ganz besonders, das unsere Leute solches Engagement an den Tag legen.“ Nur in den kleineren Bundesländern Vorarlberg und Tirol ist die Aufklärungsquote etwas höher, OÖ teilt sich mit Kärnten Platz drei.

Tendenzen verstärken sich

Klare Tendenzen bei der Art der Straftaten haben sich 2020 verstärkt. So lässt die klassische Kriminalität mit etwa Eigentumsdelikten nach, während die Internetkriminalität erneut stark gestiegen ist. Nämlich wieder um rund 20 Prozent. „Das wird das Thema sein, mit dem sich die Polizei in den nächsten Jahren besonders beschäftigt - da müssen wir uns neue Wege überlegen, wir sind dabei, uns hier neu aufzustellen“, so der Landespolizeidirektor. „Denn das wird die Bevölkerung in nächsten Jahren besonders treffen und da wollen wir als guter Partner für die Bevölkerung zur Verfügung stehen.“

Hautsorgenkind Internetkriminalität

Von 4.000 auf knapp 5.000 angezeigte Delikte ist der Bereich der Internetkriminalität gestiegen. Gottfried Mitterlehner, Leiter des Landeskriminalamts OÖ: „Die Hauptsorgenkinder in diesem Bereich sind der Anlagebetrug, der immer gefinkelter und professioneller wird, und der betrügerische Datenverarbeitungsmissbrauch.“ Dieser ist 2020 um 138 Prozent von knapp 500 auf knapp 1.100 gestiegen. Zudem sind Erpressungsversuche (etwa mittels Schadsoftware) im Internet im Steigen begriffen, hier sind auch Unternehmen und die Wirtschaft stark betroffen und es werden hohe Summen gefordert. „Für uns sind diese Kriminalitätsformen auch deshalb besonders schwierig, weil die Geldforderungen sehr oft im Bereich der Kryptowährungen gestellt werden. Das bedingt, dass sich unsere Leute hier auskennen müssen – das sind große Herausforderungen die hier unsere Leute zu bewältigen haben“, so Mitterlehner.

Tiefstand auch bei Wohnraumkriminalität

Insgesamt gab es 2020 weniger Eigentumskriminalität – Haus- und Wohnungseinbrüche, weniger Laden- und Taschendiebstähle sowie Trickdiebstähle, „das ist aber eigentlich nicht verwunderlich, wenn man sich an die lange Zeit erinnert in der die Geschäfte und Lokale geschlossen waren und sind“, so Mitterlehner. Bei der Wohnraumkriminalität gab es einen historischen Tiefstand mit 813 Delikten und einer Aufklärungsquote von 20 Prozent. Auch gab es wesentlich weniger KFZ-Diebstähle - 184 Fahrzeuge wurden gestohlen, 40 Prozent der Fälle wurden aufgeklärt. Bei der Suchtmittelkriminalität ist eine Steigerung zu verzeichnen.

Ein differenziertes Bild ergibt sich bei der Gewaltkriminalität: „Wir können feststellen das diese insgesamt 2020 in OÖ leicht zurückgegangen ist, um acht Prozent weniger Gewaltdelikte gab es, wobei das wohl auch mit geschlossenen Lokalen, weniger Festen zu tun hat. Andererseits gab es bei Gewalt in der Privatsphäre eine leichte Steigerung – man merkt, dass Menschen viel zu Hause waren und sich hier Konfliktsituationen ergeben haben“, so Mitterlehner.

Einen leichten Anstieg von 2,5 Prozent gab es bei der Wirtschaftskriminalität inklusive dem gesamten Betrugsbereich.

Asylwerber als Tatverdächtige: Zahl pendelt sich ein

Bei den ausgeforschten fremden Tatverdächtigen „müsste man ja glauben, dass es durch Grenzschließungen Verschiebungen gegeben hätte – dem war aber nicht so“, so Pilsl. Ein Drittel, 33,7 Prozent, der ausgeforschten Tatverdächtigen waren Fremde. „Auffällig ist aber das die Anzahl der Asylwerber, die als Tatverdächtige ausgeforscht wurden, sich wieder einpendelt auf ein Niveau vor der Flüchtlingskrise“, so Pilsl. Etwa 1.220 Asylwerber wurden als Straftäter ausgeforscht. Zum Vergleich 2017 waren es rund 2.700.

Stelzer: „Starkes Zeichen der Sicherheit“

Landeshauptmann Thomas Stelzer sieht in der am Donnerstag präsentierten Kriminalstatistik „ein starkes Zeichen für Sicherheit in unserem Land und die gute Arbeit der oö. Polizei. Vor allem auch im Kampf gegen Corona hat unserer Polizei in Oberösterreich besonderen Einsatz gezeigt“, so Stelzer. „Dieser Einsatz war geprägt von viel Fingerspitzengefühl und Umsicht für die Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das trägt zum so wichtigen Miteinander und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft bei“, dankt der Landeshauptmann.

Immer wieder komme es allerdings auch in Oberösterreich zu Gewalt gegenüber Polizistinnen und Polizisten. „Wir müssen auch die schützen, die uns schützen. Polizisten und Einsatzkräfte ermöglichen uns ein Leben in Freiheit und Sicherheit. Ein Angriff auf sie ist ein Angriff auf unseren Rechtsstaat und unsere Demokratie“, so Stelzer.


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