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Angelika Niedetzky: Das Land der erfundenen Lebewesen

Online Redaktion, 04.07.2021 15:00

Schauspielerin Angelika Niedetzky lebte im Gründungsjahr von Tips, 1986, mit ihrer Familie in Griechenland. Über ein besonderes Erlebnis erzählt sie in ihrem Gastbeitrag für die Tips-Jubiläumsausgabe.

Angelika Niedetzky mit ihrem Bruder Pauli (1986). (Foto: Privat)
Angelika Niedetzky mit ihrem Bruder Pauli (1986). (Foto: Privat)

Im Jahr 1986 lebte ich mit meinen Eltern und meinem Bruder Pauli in Thessaloniki in Griechenland in einem tollen Haus mit großem Garten und Blick über die gesamte Stadt und das Meer. Eine Schaukel gab es auch und ein Salatbeet. Jenes war Papa heilig.Aber mir waren halt immer schon die Tiere etwas heiliger als die Salathäupl und als ich eines Tages eine ächzende griechische Landschildkröte am Straßenrand entdeckte, die dabei war, sich den Weg quer über den schnell befahrenen Asphalt zu bahnen, konnte ich dieses Vorhaben nicht akzeptieren.

Ich trug das ganz schön schwere und fauchende Wirbeltier nach Hause und machte es mit unserem Garten bekannt, woraufhin das Gefauche ein abruptes Ende nahm. Es dämmerte bereits und ich sah noch aus dem Fenster bis es dunkel war, konnte aber keinen grünen Panzer mehr ausfindig machen. Allerdings konnte Papa am darauffolgenden Morgen auch keinen einzigen Salathäupl der bis zum Vorabend gezählten acht mehr ausfindig machen. Wohl aber eine schlummernde, beinah grinsende Schildkröte. Ich gestand sofort, aber da war es schon zu spät. Papa schäumte. Dieses Tier müsse für immer sehr weit weggebracht werden, ich heulte Rotz und Wasser und tat das, was ich immer tat, wenn ich traurig war in diesem Alter.

Ich verzog mich, gemeinsam mit meinem Bruder, in eine unserer kreierten Fantasiewelten. An diesem Tag war es das Land der Päbas. So hatten wir unsere erfundenen Lebewesen genannt. Sie sahen so ähnlich aus wie Barbapapas und es gab sie in fünf verschiedenen Farben. Wir hatten bereits ein Comic-Buch über die Päbas gemalt, nun sollte ein zweites Werk entstehen. In eine unserer anderen Welten zu flüchten, verzauberte mein Gemüt immer ungemein, wir lebten dann auch immer die Figuren. An diesem Tag war ich ein grüner Päba, er war der beste Profiboxer des Landes und gewann jeden Kampf. Eine Woche später war meine Volksschullehrerin sehr neugierig auf diese Comics, von denen ich erzählt hatte. Ich packte sie beide in ein Plastiksackerl und Pauli und ich standen beim Schulbus und waren sehr aufgeregt. Und Papa war sehr stolz.<


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