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LASK-Vizepräsidentin Barbara Niedermayr: „Eine Frau kann eigentlich nur überraschen“

Nora Heindl, 06.03.2025 17:55

LINZ. „In uns Frauen steckt mehr, als wir uns selbst zutrauen“, betont Barbara Niedermayr. Die 36-Jährige weiß, wovon sie spricht, denn auch in ihrem Leben brauchte es immer wieder mal den Schubs anderer. Heute ist sie Pia-Geschäftsführerin, ein Verein, der von sexueller Gewalt Betroffenen zur Seite steht, und LASK-Vizepräsidentin. Im Tips-Gespräch macht sie Frauen Mut, ihren Weg zu gehen.

Barbara Niedermayr war vier Jahre lang LASK-Geschäftsführerin, heute ist sie LASK-Vizepräsidentin. (Foto: Privat)
  1 / 2   Barbara Niedermayr war vier Jahre lang LASK-Geschäftsführerin, heute ist sie LASK-Vizepräsidentin. (Foto: Privat)

Wenn sich Betroffene von sexueller Gewalt an den gemeinnützigen Verein Pia in Linz wenden, ist Barbara Niedermayr ihre erste Ansprechperson. „Ich hatte die Vision, dass ich beim nächsten Job weiß, warum ich in der Früh aufstehe, nämlich um Menschen zu helfen. Und dann kam der Anruf vom Pia-Vorstand und ich dachte, okay, das fühlt sich richtig an.“

Seit September ist sie als Geschäftsführerin mit an Bord. Dass sie die erste Kontaktperson der Betroffenen ist, war zu Beginn ehrlicherweise ihre größte Angst. „Weil ich nicht wusste, wie ich reagiere, ob ich am Telefon anfange zu weinen. Und ja, ich verdrücke die eine oder andere Träne im Gespräch. Ich schaffe es aber sehr gut, mich abzugrenzen, sobald ich den Hörer auflege.“

Rund 2.400 kostenlose Therapiestunden pro Jahr ermöglicht der Verein in Zusammenarbeit mit selbstständigen Therapeuten. Aktuell werden rund 120 Klienten aktiv betreut, 90 Prozent davon sind Frauen.

Dass das Thema sexuelle Gewalt in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit erhält und damit aus der Tabuzone geholt wird, merkt man auch bei Pia. „Bei den meisten ist das Trauma in der Kindheit verankert. Weil das Thema jetzt präsenter ist, finden viele den Mut, sich endlich Hilfe zu holen. Vergangenen Sommer hatten wir kurzfristig 50 Personen auf der Warteliste. Das wäre eine Wartezeit von bis zu zwei Jahren gewesen, wenn wir es nicht geschafft hätten, mehr Spendengelder aufzutreiben, um die Therapieplätze zu ermöglichen.“

Aktuell ist der Verein auf der Suche nach neuen Therapeuten. Zum einen, weil Pensionierungen anstehen, zum anderen, weil der Bedarf gegeben ist. „Wir versuchen uns so aufzustellen, dass man die Warteliste nicht mehr Warteliste nennen muss, sondern vielleicht Überbrückungsliste. Aber dafür brauchen wir mehr Therapeuten.“

Ein Leben für den Fußball

Neben ihrem Beruf schlägt das Herz der gebürtigen Alkovenerin für den Fußball. „Ich war schon als Jugendliche immer am Fußballplatz. Ich war bei allen Heimspielen, bin zu Auswärtsspielen gefahren, habe in der Kantine gearbeitet.“ Nur davon, selbst spielen zu dürfen, konnte sie ihre Eltern nicht überzeugen.

Durch Siegmund Gruber, den heutigen LASK-Geschäftsführer, kam sie zu den Athletikern. Auf die ersten Spiele als Zuseherin folgte die Abwicklung der Lohnverrechnung, bis ihr die Geschäftsführung angeboten wurde. „Die Freunde des LASK und Siegmund Gruber haben immer wieder gefragt, ob ich es machen will, aber ich, typisch Frau, habe immer gesagt, dass ich das nicht kann. Das ging über Jahre so. Geschäftsführer sind gekommen und gegangen, bis Siegmund Gruber irgendwann gesagt hat, ‚Barbara, du machst das jetzt‘.“ Das war 2019. Im Sommer 2023 trat sie aus privaten Gründen als Geschäftsführerin zurück, wurde dafür zur Vizepräsidentin ernannt. „Ich habe vorher mit meinem Papa darüber geredet und der hat gesagt, ‚ja ja, unbedingt‘“, lacht die 36-Jährige.

„Ich bereue nichts“

Mittlerweile ist die Linzerin seit zehn Jahren fixer Bestandteil des LASK. Dass sie eine Frau ist, ist ihr persönlich nie im Weg gestanden. „Die Leute in meinem Umfeld haben mir sowieso immer mehr zugetraut, als ich mir selbst. Aber natürlich war ich bei den ersten Bundesliga-Konferenzen oder Workshops nervös, wenn da nur Männer sitzen. Aber sie haben schnell gemerkt, dass ich Ahnung habe von dem, was ich tue und dass ich eine bin, die etwas weiterbringen möchte. Auch wenn ich sicherlich am Anfang oft mal unterschätzt wurde, was es für eine Frau vielleicht ja sogar leichter macht. Denn eine Frau kann eigentlich nur überraschen“, schmunzelt sie.

Das Vertrauen der anderen hat sie auch selbst wachsen lassen. „Es war sicher nicht immer einfach und es war sicher nicht immer das, was ich mir in dem Moment gewünscht habe, denn ich war auch oft überfordert, aber es hat mich genau zu dieser Person gemacht, die ich heute bin. Ich bereue keinen einzigen Schritt in meinem Leben.“

Starke Frauen als Vorbilder

Mutig zu sein, Neues auszuprobieren und sich auf keinen Fall von einem Raum voller Männer abschrecken zu lassen, möchte sie auch allen anderen Frauen mit auf den Weg geben. „In uns steckt mehr, als wir uns selbst zutrauen. Ich habe mir selbst viel zu oft gesagt, dass ich das nicht kann, aber ich habe es trotzdem geschafft. Man sollte sich immer auch mal selbst hinterfragen. Kann ich es wirklich nicht? Und warum eigentlich nicht? Etwa, wenn es um eine Jobausschreibung geht. Es gibt zehn Voraussetzungen, die zu erfüllen sind. Wenn eine Frau eine Voraussetzung nicht erfüllt, traut sie sich den Job schon nicht zu. Wenn ein Mann nur eine Voraussetzung erfüllt, bewirbt er sich. Wir Frauen dürfen uns nicht immer einreden, dass wir etwas nicht können.“

Eine der wichtigsten Stützen auf diesem Weg? Andere Frauen. „Umso mehr starke Frauen man in seinem Umfeld hat, umso leichter sieht man sich selbst in dieser Position. Zu sehen, was andere erreicht haben, ist ein wichtiger Ansporn für einen selbst.“


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